Politik

Hollande zu Obama: Freihandel schnell durchziehen

Lesezeit: 2 min
12.02.2014 12:04
Die Verhandlungen zum Freihandels-Abkommen müssten schnell abgeschlossen werden, so Hollande bei einem Treffen mit Obama. Andernfalls drohe das Abkommen am öffentlichen Druck zu scheitern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EU und die USA drängen beim Freihandelsabkommen TTIP weiter auf eine schnelle Umsetzung. Bei einem Treffen zwischen Frankreichs Präsident Hollande und US-Präsident Obama, bekräftigte beide Seiten erneut die Wichtigkeit eines zügigen Abschlusses der Verhandlungen.

„Sobald die Prinzipien festgelegt und Mandate vergeben wurden, ist Geschwindigkeit kein Problem, sondern essentiell“, sagte Hollande auf einer gemeinsamen Presse-Konferenz mit Barack Obama im Weißen Hauses.

„Wir können nur davon profitieren, wenn wir es schnell umsetzen. Andernfalls gäbe es – wie wir wissen – eine Anhäufung von Ängsten, Drohungen und Sorgen“, wird Hollande von EurActiv zitiert.

Das Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) hat viele Kritiker in den USA und Europa. In den USA befürchten Gewerkschaften einen massiven Jobverlust, weil unprofitable Wirtschaftszweige, wie beispielsweise die amerikanische Autoindustrie, durch europäische Konkurrenten aufgekauft würden. Die Europäer fürchten sich dagegen vor allem vor der Aufweichung des Verbraucherschutzes und der Aushöhlung der Gerichtsbarkeit (mehr hier).

Diese Befürchtungen beiderseits des Atlantiks sind auch den Verhandlungspartnern klar. Hollande selbst sieht sich in Frankreich mit harscher Kritik am Abkommen konfrontiert (hier).  Vermutlich drängt er auch deshalb verstärkt auf eine schnellere Umsetzung.

„Also, wenn wir guten Glaubens sind, wenn wir die Position der anderen Partei respektieren, wenn wir dem Wachstum verbunden sind, dann können wir uns schnell vorwärts bewegen“, so Hollande weiter.

Obama versuchte derweil erneut das Abkommen als Fortschritt für kleine und mittelständische Betriebe zu verkaufen, während tatsächlich vor allem große Konzerne davon profitieren würden.

„Wir können Handelsmöglichkeiten für sie [Anm.: die Mittelständler] schaffen, denn sie können das selbst nicht. Sie haben nicht viele Anwälte oder Buchhalter. Sie können nicht einfach den Standort wechseln oder ihre Produktion verlagern. Wenn wir Möglichkeiten für mehr Handel für sie schaffen können, bedeutet das mehr Arbeitsplätze und Wachstum in Frankreich und hier in den USA“, sagte Obama.

Auch Präsident Obama hatte jüngst auf eine schnellere Umsetzung des Abkommens im eigenen Land gedrängt. Er sprach sich für ein Schnellverfahren aus, was das Mitsprache-Recht des Kongresses stark beschneiden würde. Doch führende Demokraten, wie der Mehrheitsführer Harry Reid, sind gegen ein solches Schnellverfahren (hier).

Die Wirtschafts- und Agrarlobby macht ihre Zustimmung zum Abkommen von dem Schnellverfahren in den USA abhängig. Bei diesem Verfahren kann der Kongress zu einem ausgefertigten Abkommen nur noch mit „Ja“ oder „Nein“ stimmen. Andernfalls könnten Kongressabgeordnete einzelne Bestandteile des Entwurfs angreifen und ändern.

Die EU veranstaltete vor einigen Wochen einen großen Medienrummel aufgrund der Aussetzung der Verhandlungen und verkaufte das den Bürgern als Erfolg des öffentlichen Widerstandes (hier). Tatsächlich handelt es sich dabei um eine lange geplante Verhandlungspause vor den Europa-Wahlen im Mai. Im Hintergrund aber laufen die Verhandlungen dennoch weiter.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...