Politik

Russland verschuldet sich für Olympische Spiele

Lesezeit: 2 min
15.02.2014 00:09
Wegen Sotschi muss die russische Regierung auch in den kommenden Jahren zusätzliche Schulden machen. Seit Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, gab es in Russland nur drei Jahre mit Haushaltsdefiziten: zwei wegen der globalen Finanzkrise und eins wegen der Olympischen Spiele.

Lange nachdem die Athleten wieder abgereist sind, werden die Kosten der Olympischen Spiele in Russland weiter ansteigen. Wie bei den meisten früheren Austragungsorten führen die Olympischen Spiele zu einer Verschwendung von Ressourcen und zu einem Anstieg der Schulden für den Steuerzahler.

Die russische Regierung hat schon jetzt 1,53 Billionen Rubel (32 Milliarden Euro) ausgegeben, um die Olympischen Winterspiele in Sotschi möglich zu machen. Doch in den kommenden drei Jahren werden weitere Kosten in Höhe von 5 Milliarden Euro anfallen, zitiert Bloomberg zwei russische Planungsbeamte.

Denn die neuen Stadien und die neue Infrastruktur rund um Sotschi müssen instandgehalten werden. Der genaue Preis der Spiele ist schwer zu ermitteln, da die Regierung noch nicht darüber entschieden hat, was nach den Spielen mit den verschiedenen Bauten geschehen soll. Doch es wird erwartet, dass die Kosten der Spiele in Sotschi etwa so hoch sind wie 2010 im kanadischen Vancouver.

Das größte Problem seien jedoch nicht die Folgekosten, sondern die enorme Verschwendung von Ressourcen, sagte Costas Mitropoulos, der am Verkauf der Bauten für die Olympischen Spiele im Jahr 2004 in Athen verantwortlich war.

Das kleine Griechenland gab 8,5 Milliarden Euro für die Sommerspiele aus. Noch immer wird der Haushalt durch die damaligen Bauten belastet. Der frühere Flughafen Hellekon ist heute Europas größtes ungenutztes städtisches Immobilien-Gebiet. Die Olympischen Spiele haben die seit sechs Jahren andauernde Rezession verschärft.

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte den circa 400.000 Anwohnern von Sotschi, dass es keine zusätzlichen Gelder aus Moskau geben wird: „Zusätzliche Investitionen dürfen nicht erwartet werden, nachdem hier schon enorme Ressource investiert worden sind.“

Dennoch wird die Regierung die neue Infrastruktur weiter aufrechterhalten eine der neuen Gebäude anpassen müssen. Die Kosten werden auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Das ist 34 Mal so viel wie derzeit in der Planung vorgesehen, sagten die beiden russischen Beamten.

Der Tourismus in Sotschi wird infolge der Spiele voraussichtlich nicht im geplanten Umfang wachsen. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass bisher kaum eine Stadt wirtschaftlich profitieren konnte. Vielmehr dienten die massiven Ausgaben im Zusammenhang mit den Spielen den Politikern dazu, Geld in dunklen Kanälen verschwinden zu lassen. Zudem wuchs die Schuldenlast der Steuerzahler.

Seit Sotschi die Winterspiele im Jahr 2007 erhielt, haben russische Unternehme 14 Sportstadien gebaut und mehr als 19.000 Hotelzimmer, so das Bauministerium. Zudem wurden 260 Kilometer neue Straßen gebaut und 200 Kilometer Schienen verlegt. Es wurden 54 Brücken gebaut und 22 Tunnel. Das Energie- und Abwasser-System sowie der Hafen und der Flughafen wurden ausgebaut.

Seit Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, hat Russland erst dreimal Haushalts-Defizite verzeichnen müssen. Das war zum einen in den Jahren 2009 und 2010 in der Folge der globalen Finanzkrise. Zum anderen verzeichnete Russland im vergangenen Jahr ein Defizit – vor allem wegen Olympia.

Dennoch gefährden die Olympischen Spiele nicht die Kreditwürdigkeit Russlands von BBB oder besser, sagen die drei großen Rating-Agenturen. Für 2014 wird ein Defizit von weniger als 1 Prozent erwartet. In der Gruppe der G8, die sich im Juni in Sotschi trifft, wird in diesem Jahr voraussichtlich nur Deutschland weniger neue Schulden machen.

Allerdings ist die russische Schuldenquote von 8,4 Prozent deutlich niedriger als die deutsche von 81 Prozent. Die Schulden der Bundesregierung sind jedoch in den letzten Jahren nicht auf Olympische Spiele, sondern vor allem auf die Bankenrettungen zurückzuführen (mehr hier).

DWN
Panorama
Panorama Neues Glück im neuen Jahr? Auswandern macht Deutsche glücklich!
08.01.2025

Deutsche, die ihre Heimat verlassen, sind anscheinend im Ausland langfristig glücklicher. Eine Langzeitbefragung zeigt: Der Umzug ins...

DWN
Technologie
Technologie Facebook: Meta beendet Zusammenarbeit mit sogenannten „Faktenprüfern"- keine Fake-News mehr? Was ist passiert?
07.01.2025

Faktenchecker adé: Mark Zuckerberg kündigt die Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell bei Facebook, Instagram und Threads an. Außerdem...

DWN
Panorama
Panorama Vogelgrippe: Mensch mit Vorerkrankungen nach Infektion gestorben melden US-Behörden. Warum gerade jetzt?
07.01.2025

Kommt jetzt die Pandemie der Tiere? Der 65-jährige Mann aus Louisana war bereits durch Vorerkrankungen geschwächt, als er in Kontakt mit...

DWN
Technologie
Technologie Nvidia-Aktie stürzt nach Rekordhoch ab: GeForce RTX 5090 und KI-Schreibtischcomputer Project Digits sind Analysten nicht genug
07.01.2025

Die Nvidia-Aktie hat am Dienstag eine Achterbahnfahrt hingelegt. Nach der Vorstellung seiner neuen GeForce-Grafikkarten und einem...

DWN
Politik
Politik Wahlkampfgetöse: Habeck hält CSU „Maulheldentum“ vor
07.01.2025

Nach dem Wahlkampfauftakt in Lübeck legt Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck mit Kritik an Mitbewerbern nach. Im Blick hat er...

DWN
Finanzen
Finanzen CO2-Preis erreicht Rekord: Emissionshandel bringt 18,5 Milliarden Euro
07.01.2025

CO2-Preis sorgt 2024 für Rekordeinnahmen: 18,5 Milliarden Euro fließen in den Klimafonds. Experten fordern Reformen, um Verbraucher und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Verkehrswachstum ausgebremst: Deutsche stehen 43 Stunden im Stau!
07.01.2025

Marode Infrastruktur: Ein durchschnittlicher Pendler in Deutschland hat im vergangenen Jahr 43 Stunden im Stau gestanden. Spitzenreiter ist...

DWN
Politik
Politik Elektroautos Deutschland: Warum die Zulassungszahlen 2024 eingebrochen sind
07.01.2025

Der Boom von Elektroautos Deutschland hat 2024 einen herben Dämpfer erlitten. Mit einem Rückgang der Zulassungen um über 25 Prozent und...