Finanzen

Österreich: Ehemalige Hypo-Vorstände wegen Untreue zu Haftstrafen verurteilt

Lesezeit: 2 min
27.02.2014 15:59
Drei Ex-Vorstände der österreichischen Krisenbank Hypo sind am Donnerstag zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ihnen wird vorgeworfen, beim Verkauf der Kärntner Bank an die BayernLB wichtige Informationen verschwiegen zu haben.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Drei ehemalige Vorstände der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria sind am Donnerstag zu Haftstrafen verurteilt worden. Der Richter am Landesgericht Klagenfurt sprach sie der Untreue schuldig, wie eine Gerichtssprecherin am Donnerstag sagte.

Ihnen wird vorgeworfen, beim Verkauf der Kärntner Bank an die BayernLB wichtige Informationen über die Kapitalausstattung des österreichischen Instituts verschwiegen zu haben. Das Urteil dürfte der BayernLB in die Hände spielen: Die Münchener Landesbank ist der Ansicht, beim Kauf der Hypo Alpe Adria 2007 über die tatsächliche Kapitalausstattung der Bank getäuscht worden zu sein, und geht in einem separaten Verfahren gegen die Hypo-Verkäufer vor.

Die Hypo Alpe Adria hatte vor dem Verkauf an die BayernLB Vorzugsaktien begeben, um ihre dünne Eigenkapitaldecke aufzupolstern. Damit sich diese Vorzugsaktien leichter verkaufen, hatte die Kärntner Bank den Investoren Put-Optionen eingeräumt: Sie konnten die Papiere jederzeit wieder an die Bank zurückverkaufen. Diese Nebenabsprache sei jedoch geheim gehalten worden, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft.

Die Richter am Landesgericht Klagenfurt verurteilten den wegen anderer Vergehen bereits zu fünfeinhalb Jahren Haftstrafe verurteilten Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer zusätzlich zu einem weiteren Jahr Haft. Er hatte im Januar ein Geständnis abgelegt und eingeräumt, Nebenabreden geheim gehalten zu haben. Der ebenfalls geständige frühere Hypo-Manager Josef Kircher erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren – zwei davon auf Bewährung. Sein früherer Kollege Siegfried Grigg bekam eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Sein Anwalt kündigte jedoch Berufung gegen das Urteil an.

Im Zuge des Untreueprozesses stand auch der frühere Hypo-Manager Tilo Berlin vor Gericht. Sein Urteil ist jedoch noch offen - er konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht erscheinen.

Die Urteile könnten auch im laufenden Schadenersatzprozess der BayernLB gegen einen der damaligen Hypo-Verkäufer, die Mitarbeiter-Privatstiftung (MAPS), für Aufsehen sorgen: Auch in diesem Verfahren spielen die Nebenabsprachen zu den Vorzugsaktien eine zentrale Rolle: In dem Prozess vor dem Handelsgericht Wien wirft die BayernLB der MAPS vor, die Bayern beim Verkauf ihrer Beteiligung übers Ohr gehauen zu haben. Durch die Put-Optionen auf die Vorzugsaktien seien Angaben zur Bilanz und zum Kernkapital falsch gewesen - die BayernLB habe also für die Hypo zu viel bezahlt.

Der MAPS-Prozess wiederum gilt als Pilotverfahren, dem Schadenersatzprozesse gegen weitere frühere Hypo-Eigner folgen könnten. Die Stiftung war der kleinste von mehreren Verkäufern, es geht um Schadenersatz im Umfang von zehn Millionen Euro. Wenn dieses Pilotverfahren im Sinne der BayernLB ausgeht, wird eine weitaus größere Schadenersatzklage gegen das Bundesland Kärnten als Hauptverkäufer erwartet.

Die Bank hatte sich mit einer Expansion am Balkan verhoben. Der Beinahe-Zusammenbruch der Hypo Alpe Adria hatte den Freistaat Bayern Milliarden gekostet. Zweieinhalb Jahre nach der Übernahme gab die BayernLB die Hypo 2009 im Rahmen einer Notverstaatlichung an Österreich ab. Seither belastet die Bank mit Milliardensummen das österreichische Budget.

Mittlerweile ist auch klar, dass Österreich die Hypo-Bank alleine abwickeln muss. Private Banken wollen sich nicht an einer Bad Bank für die Hypo beteiligen. Die von der Regierung angestrebte Variante für den Abbau der Hypo Alpe Adria hat sich somit erledigt (mehr hier). Dabei soll der Regierung der Ex-Investmentbanker Dirk Notheis helfen. In Deutschland hat er unter anderem den Aufbau einer Bad Bank für die WestLB begleitet. Gegen den ehemaligen Berater von Mappus wird im EnBW-Verfahren wegen Beihilfe zur Untreue ermittelt (hier).

Die Österreicher protestieren mittlerweile lautstark gegen die Bank: Autofahrer sollen hupen, wenn sie an der Zentrale vorbeifahren. Sie wollen sich so Gehör verschaffen, so die Idee einer Facebook-Gruppe. Mittlerweile ist er vor dem Institut so laut, dass der Bank-Chef die Bürger bittet, die Aktion zu stoppen (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...