Politik

Juncker hinterlässt Luxemburg ein Rekord-Defizit

Lesezeit: 1 min
09.03.2014 00:04
Nach seine Abwahl als Premierminister hinterlässt Jean-Claude Juncker Luxemburg ein Defizit in Millionenhöhe. Die neue Regierung versucht sich in Schadenbegrenzung und kündigte Sparmaßnahmen an. Die größte Gefahr droht Luxemburg aus dem Finanzsektor, der von Juncker massiv gefördert worden war.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Jean Claude Juncker, der am Freitag als Spitzenkandidat der Konservativen für die Nachfolge von Kommissionspräsident Barroso ausgewählt wurde, hinterlässt in seinem Heimatland Luxemburg ein Rekord-Defizit. Das kleine Land muss 230 Millionen Euro einsparen, um das derzeitige Haushaltsdefizit von 545 Millionen Euro zu reduzieren. Das Handelsbilanzdefizit des Großherzogtums macht etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.

Der neue Finanzminister Pierre Gramegna gab kürzlich bekannt, das Luxemburg harte Sparmaßnahmen erwarten, wie die Luxemburger Wort berichtet.

„Wir sind bemüht, die europäischen Stabilitätskriterien einzuhalten und wissen, dass wir etwas tun müssen, weil uns ab 2015 schwindende Einnahmen aus dem E-Commerce aus der Bahn werfen werden“, so Gramegna.

Die derzeitigen Ausgaben Luxemburgs belaufen sich auf 14,76 Milliarden Euro und übersteigen die Einnahmen damit um 545 Millionen Euro. Um das Defizit zu senken, spart das Großherzogtum nun bei Verwaltungskosten, Investitionen und Sozialausgaben.

Am Bruttoinlandsprodukt gemessen gilt Luxemburg zwar als reichstes Land der EU. Doch das verdankt das Land der starken Finanzindustrie, die sich nur deshalb dort ansiedelte, weil sie dort so geringe Steuersätze genießt. Dementsprechend klamm sind die Kassen des Staatshaushaltes, der von der Finanzindustrie nur statistisch profitiert. Denn trotz seines Reichtums ist Luxemburg Nettoempfänger in der EU (mehr hier).

Juncker war 18 Jahre lang Premierminister von Luxemburg. Darüber hinaus war Juncker, der den Maastricht-Vertrag entscheidend mitausarbeitete, bis 2009 auch in der Position des Finanzministers tätig. So baute Juncker die Finanzindustrie, die immerhin aus 150 Banken und 3.500 Investmentfonds besteht, fast im Alleingang auf.

Anfang 2013 geriet Juncker dann ins Zentrum der „Bombenlegeraffäre“. Darin wurde die Rolle des luxemburgischen Geheimdienstes SREL bei diversen Bombenanschlägen in den 80er Jahren untersucht. Der SREL war Teil des Stay-Behind-Netzwerks der NATO und als solches am Aufbau der NATO-Geheimarmee Gladio beteiligt (mehr hier). Juncker trug er die volle politische Verantwortung und veranlasste Neuwahlen (hier).


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...