Finanzen

Türkische Goldimporte fallen um 93 Prozent

Lesezeit: 2 min
16.03.2014 00:47
Aufgrund mangelnder Nachfrage für Goldexporte in den Iran und eines Anstiegs des Goldpreises sind die Goldimporte der Türkei im Februar um 93 Prozent im Vergleich zum Februar 2013 zurückgegangen. Noch im Dezember hatte das Land die Europäische Zentralbank bei den Goldreserven überholt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach einem regelrechten Rekordjahr für Goldimporte, scheint in der Türkei die Lust auf das Edelmetall massiv zu schwinden. Verglichen mit dem Vorjahreswert, gingen die Goldimporte im Februar 2014 um 93 Prozent zurück. Auch im direkten Vergleich mit dem Januar 2014 sank der Import um 79 Prozent.

Der rasante Rückgang der türkischen Goldimporte geht mit einem Anstieg des Goldpreises einher. Lag er noch im Dezember 2013 bei durchschnittlich 1,214 US-Dollar, kletterte dieser im Januar 2014  auf 1,264 US-Dollar. Ein weiterer Grund ist im Ende des türkischen Gold-für-Gas-Deals mit dem Iran zu suchen, das berichtet mining.com.

Mit Stand Dezember 2013 gehörte die Türkei zu den Top 20 der weltweiten Träger von Goldreserven. Damit hatte das Land sogar die Europäische Zentralbank (EZB) überholt. Mit ihrem offiziellen Bestand von 506,3 Tonnen Gold im Januar 2014 liegt die Türkei nach wie vor auf Platz 12 der Rangliste des World Gold Council (WGC), noch vor der EZB auf Platz 13. Im Februar wurden lediglich 1,27 Tonnen importiert. Zum Vergleich: Im Dezember waren es noch 32 Tonnen, 17,34 Tonnen im Februar 2013.

„Der Rückgang der Goldexporte in den Iran und Währungsänderungen haben auch die Importe ergriffen“, zitiert die türkische Zeitung Hürriyet denTroy Edelmetalle Vorsitzenden Cumhur Taşdelen. Als das Gold noch in den Iran exportiert worden sei, sei der Goldpreis aufgrund der hohen Nachfrage in der Türkei auf ein höheres Niveau als die Weltmarktpreise geklettert. Da diese Nachfrage nachgelassen habe, gingen nun auch die Goldpreise unter den globalen Wert und verlangsamten die Importe. Die gleichzeitige Abschwächung der Lira und der Aufschwung der globalen Goldpreise hätten ihr Übriges beigetragen.

Nicht ganz unschuldig sei auch die US-Notenbank. Mitte 2013 kündigte diese an, ihre Geldflut reduzieren zu wollen. Die Börse reagierte auf diese Aussage mit einem Schock. Die Kurse stürzten weltweit ab. Die Ankündigungen schürten weltweit Sorgen über mögliche destabilisierende Verschiebungen des internationalen Geldflusses. Die Erhöhung der Langfristzinsen als Folge der Erwartungen geringerer Anleihenkäufe führte schließlich zu drastischen Kapitalabflüssen und Zinserhöhungen aus Schwellenländern wie Indien oder auch der Türkei.

Als Grund für den rasanten Anstieg im Jahr 2013 galt nicht nur der gestiegene Bedarf an Zentralbank-Anleihen. Die Türkei brauchte das Gold, um es gegen iranisches Gas einzutauschen. Durch das Embargo gegen den Iran war der Türkei der Handel mit Geld nicht möglich. Die Türkei unterlief das Embargo, indem sie ihre Verbindlichkeiten gegenüber iranischen Gasanbietern mit Gold begleicht. Die türkische Halkbank behauptet, das diese Transaktionen bereits im Juni 2013 endeten.

Zum Jahreswechsel wurde Irans bekanntester Oligarch Babak Zanjani in Untersuchungshaft genommen. Fast zwei Milliarden US-Dollar an Öl-Geldern soll er in seine Unternehmen verbracht haben. Zwölf iranische Parlamentarier hatten Zanjani der Korruption beschuldigt und von der iranischen Regierung eine Untersuchung seiner finanziellen Aktivitäten gefordert. Zanjani soll unter anderem auch der Drahtzieher des Goldtransfers zwischen der Türkei und dem Iran gewesen sein.

Die Gold-und Silberimporte des Landes stiegen in der zweiten Jahreshälfte 2013 deutlich an. Im Dezember erreichten auch die Silberimporte ihren höchsten Stand seit 1999.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Panorama
Panorama 2050: Was erwartet Kinder in der Zukunft?
23.11.2024

Klimawandel, technologische Entwicklungen und demografische Veränderungen werden das Aufwachsen von Kindern in der Zukunft prägen, so die...

DWN
Technologie
Technologie Elektrifizierung: Wind und Solar boomen, doch Kohle bleibt der weltweit bedeutendste Energieträger
23.11.2024

Der Ausbau emissionsfreier Energieerzeugungskapazitäten schreitet in Rekordtempo voran. Doch auch die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung...

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...