Deutschland

E-Auto-Markt: Das schnelle Geld zu Lasten des Steuerzahlers

Lesezeit: 2 min
05.09.2022 13:00
Der E-Auto-Markt in Deutschland boomt. Besonders findige Käufer haben für sich eine lukrative Gesetzeslücke entdeckt.
E-Auto-Markt: Das schnelle Geld zu Lasten des Steuerzahlers
Tesla: E-Fahrzeuge gehen in Deutschland vom Band, um später lukrativ als Gebrauchtwagen ins Ausland verkauft zu werden. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Pleul

Der E-Auto Markt in Deutschland boomt. Und parallel dazu wittern findige Käufer das schnelle Geld. Dabei kassieren sie beim E-Auto-Kauf eine Umweltprämie und verkaufen das Auto später ins benachbarte Ausland.

Das jedenfalls behauptet der Berliner Automobil-Analyst Matthias Schmidt, der sich seit Jahren mit dem deutschen und europäischen Automarkt auseinandersetzt und eine gleichnamige Internetseite betreibt. Zuvor war er unter anderem Chefanalyst für Europa bei Automotive Industry Data in Großbritannien.

Auf Twitter beschreibt er nun die nach dem Gesetz legale Trickserei vieler deutscher E-Auto-Käufer. Dabei handelt es sich insbesondere um E-Autos der Marke Tesla, deren Käufer den Umweltbonus einstreichen und das Auto später mit Gewinn ins Ausland verkaufen.

Die E-Auto-Prämie

Denn: Nach dem Kauf eines neuen E-Autos müssen die Besitzer es nur für eine Mindesthaltedauer von sechs Monaten zugelassen haben, um die E-Auto-Prämie zu kassieren. Danach steht es ihnen frei, damit weiterzufahren, oder das Auto als Gebrauchtwagen ins Ausland zu verkaufen. Und da die Steuern in einigen Ländern für Neuwagen sehr hoch sind, können die Verkäufer der gebrauchten Autos durch die einkassierte E-Auto-Förderung beim Verkauf einen Gewinn erzielen.

Der Kauf von E-Autos bis zu einem Anschaffungswert von 40.000 Euro wurde bisher mit 6.000 Euro gefördert. Ab 2023 sinkt die Prämie auf 4.500 Euro. Teurere Autos ab 65.000 Euro wurden noch mit 5.000 Euro gefördert, in Zukunft allerdings nur noch mit 3.000 Euro.

Hingegen fliegen die sogenannten Plug-In-Hybride völlig aus der Förderung, ebenso wie es künftig nur noch Geld für private Käufer gibt, und nicht mehr für Handwerker und Gewerbe. Ein Plug-in-Hybrid ist ein Auto dessen Akku sowohl über den Verbrennungsmotor als auch mit einem Stecker am Stromnetz geladen werden kann.

Zahlen zu den E-Autos

Wie Schmidt schreibt, soll das Geschäft mit Nachbar Dänemark besonders lukrativ sein. Seit Januar 2020 wurden dort fast 10.0000 gebrauchte Teslas importiert. Zwar ist unklar, wieviel davon letztendlich aus Deutschland stammen. Allerdings wurden nach der Recherche von Schmidt bis zum Juli dieses Jahres in Deutschland insgesamt 98.000 Autos von Tesla zugelassen, von denen jedoch 21.310 am 1. Juli nicht mehr hierzulande registriert waren.

Insgesamt wurden in Deutschland zwischen Januar 2012 und Juli 2022 890.000 Elektroautos zugelassen. Im Juli dieses Jahres waren es knapp 100.000 weniger, die wie Schmidt vermutet, größtenteils ins Ausland verkauft wurden.

Das Kraftfahrt-Bundesamt hält dagegen, und erklärt sich die fehlenden E-Autos mit Unfällen oder Stilllegungen. Jedoch kontert Schmidt: Er geht nicht davon aus, dass alle Autos auf den Schrott gelandet sind. Auch sind die E-Autos höchstens zehn Jahre alt und es sind auch keine hohen Unfallzahlen bei E-Autos bekannt.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag in Sachsen: CDU und SPD bilden Minderheitsregierung
05.12.2024

In Sachsen haben sich CDU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Eine Mehrheit haben sie nicht im Parlament – um ihre Ziele...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch über 100.000 Dollar - und jetzt?
05.12.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Donnerstagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 100.000 US-Dollar. Seit dem Sieg...

DWN
Politik
Politik Pistorius warnt: Russland zeigt erhöhte Präsenz in Ostsee
05.12.2024

Im Ostseeraum eskalieren die Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Verteidigungsminister Boris Pistorius nennt keine Details - aber...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Firmen in China kämpfen mit schwacher Nachfrage und Konkurrenzdruck
05.12.2024

Deutsche Firmen in China sind pessimistischer denn je. Die Geschäftsklimaumfrage der AHK zeigt: Schwache Nachfrage, Preisdruck und die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Vorsprung durch Weitblick - warum BMW als erstes das Tal der Tränen verlässt
05.12.2024

Es läuft nicht gut für die deutsche Automobilindustrie. Immerhin aber gibt es punktuell Lichtblicke – vor allem bei BMW in München....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratiekosten fressen Wirtschaftskraft: Jetzt kommt noch die neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
04.12.2024

Deutsche Bürokratie und neue EU-Verordnungen bremsen Arbeits- und Wirtschaftsleistung aus: Angestellte von Unternehmen in Deutschland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Chef verteidigt Sparkurs - 'Buh'-Rufe bei Betriebsversammlung
04.12.2024

Auf der VW-Betriebsversammlung machten Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Konzernchef Blume verteidigte den Sparkurs - und wurde dafür...

DWN
Politik
Politik Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl
04.12.2024

Zwei Wochen vor der Abstimmung über seine Vertrauensfrage im Bundestag stellt der Kanzler sich den Fragen der Abgeordneten. Dabei richtet...