Politik

Ungarn stellt sich gegen Gas-Preisdeckel der EU

Ungarns Regierung wird dem zur Verhandlung stehenden Preisdeckel auf Erdgas nicht zustimmen.
09.09.2022 09:00
Aktualisiert: 09.09.2022 09:47
Lesezeit: 1 min

Ungarn hat sich klar gegen einen Preisdeckel auf russisches Gas ausgesprochen. Dies sei gegen europäische und ungarische Interessen, sagte der Außenminister des osteuropäischen Landes, Peter Szijjarto, am Freitag in einem Facebook-Video vor dem Sondertreffen der EU-Energieminister zu den explodierenden Energiepreisen. Ein Preisdeckel würde zu einem sofortigen Stopp russischer Energielieferungen führen.

Ungarn ist besonders abhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen. Russland hat zuletzt bereits den Gasfluss in die meisten europäischen Länder eingestellt - mit Verweis auf die westlichen Sanktionen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Der russische Konzern Gazprom hatte seine Lieferungen Richtung Ungarn im August aber begonnen auszuweiten.

In der Vergangenheit hat Ungarn - als eines der wenigen Länder in der EU - die Sanktionen gegen Russland scharf kritisiert. Sie seien nicht geeignet, die Regierung in Moskau wirklich zu schwächen, drohten aber die europäische Wirtschaft zu zerstören.

Preisdeckel für russisches Gas

Um Russlands Einnahmen zu verringern, schlägt die EU-Kommission vor, russisches Gas nur noch dann zu kaufen, wenn es einen bestimmten Preis nicht übersteigt. Aus Diplomatenkreisen hieß es jedoch, dass viele Länder Bedenken hätten. Der russische Präsident Wladimir Putin hat damit gedroht, im Falle eines Gaspreisdeckels gar nicht mehr an die EU zu liefern. Insgesamt macht russisches Gas nach EU-Angaben noch 9 Prozent der Gaseinfuhren in die EU aus, verglichen mit 40 Prozent zu Beginn des Krieges.

Können sich die Minister auf eine gemeinsame Richtung einigen, will die EU-Kommission bereits am Dienstag konkrete Gesetzesvorschläge machen. Diesen müssten die EU-Länder dann noch zustimmen. Einigen sich die Länder nicht, könnte es zu einem europäischen Flickenteppich an Maßnahmen kommen. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, eine Erlösobergrenze für Stromunternehmen selbst umzusetzen, wenn es auf EU-Ebene nicht schnell genug geht. Bis wann genau ist offen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...

DWN
Politik
Politik EU-Krisenpolitik: Ein Plüschelefant gegen Putin und Trump
08.12.2025

Ein harmloser Plüschelefant entlarvt ein System voller Überregulierung und geopolitischer Schwäche. Warum ein Plüschelefant die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa unterschätzt die Rohstoffkrise: Ex-Rio-Tinto-Chef stellt der EU ein vernichtendes Urteil aus
08.12.2025

Europa will sich aus der Rohstoffabhängigkeit von China befreien,doch laut Jakob Stausholm, dem langjährigen Chef des Bergbaukonzerns Rio...

DWN
Technologie
Technologie Stromproduktion: Rekord bei Strom aus Wind und Sonne
08.12.2025

Deutschlands Stromproduktion hat im Sommer neue Rekorde erreicht: Windkraft und Photovoltaik dominieren, Kohle verliert weiter. Doch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe setzt Erholung fort
08.12.2025

Die deutsche Industrieproduktion legt erneut zu – vor allem der Bau liefert Rückenwind. Nach dem Einbruch im Sommer mehren sich positive...