Wirtschaft

Megadeal für Putin: Taliban wegen Öl-Geschäft in Moskau

Während die EU seit Ende Juni russisches Erdöl sanktioniert, hat Putin einen neuen Abnehmer gefunden. Die Taliban waren Ende August für den Abschluss eines Öl-Deals in Moskau.
11.09.2022 09:04
Lesezeit: 2 min

Laut dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek haben sich Taliban-Beamte und die russische Regierung Ende August in Moskau getroffen, um ein Abkommen abzuschließen, das es den isolierten Machthabern Afghanistans ermöglichen würde, dringend benötigte Brennstoffe zu kaufen und gleichzeitig die stark sanktionierte russische Wirtschaft zu stützen.

Teil des Abkommens soll sein, dass die Einfuhr von Weizen, Gas und Öl gesichert wird, wie die Newsweek schreibt. Der Zeitpunkt ist passend. Die Taliban versuchen die diplomatische Blockade nach ihrer bewaffneten Übernahme Afghanistans im vergangenen Jahr aufzutauen und Russland sucht nach Wegen die westlichen Sanktionen nach der Invasion in der Ukraine zu umgehen.

Taliban formell von keiner Regierung anerkannt

Eine ungenannte Quelle aus dem Büro des afghanischen Handels- und Industrieministers sagte gegenüber Reuters, dass die Verträge voraussichtlich bald abgeschlossen werden, wie Newsweek schreibt.

Die Taliban wird bisher von keiner internationalen Regierung formell anerkannt, nachdem die islamistische Hardliner-Gruppe nach dem Rückzug der USA im vergangenen Jahr die Macht übernommen hatte. Russland, China und andere Länder, haben jedoch ihre Botschaften in der afghanischen Hauptstadt Kabul offengehalten. Russland, das seit Beginn des Krieges im Februar mit strengen Wirtschaftssanktionen belegt ist, hat auch Gespräche mit Handelsvertretern der Taliban geführt.

Laut Newsweek bezieht Afghanistan bereits den Großteil seiner Lebensmittel und seines Öls aus Russland, und der Handel zwischen den beiden Ländern beläuft sich nach Angaben des afghanischen Nachrichtensenders TOLOnews auf jährlich 200 Millionen Dollar. Russland biete bereits Weizen und Öl zu niedrigeren Preisen an, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die afghanische Handels- und Investitionskammer berichtet.

Nachfrage auf russisches Öl stark

Ölexporte sind eine wichtige wirtschaftliche Stütze für Russland. Trotz der Sanktionen hat Russland laut einem Bericht der Energieagentur Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in den ersten 100 Tagen nach dem Einmarsch in die Ukraine Einnahmen in Höhe von rund 93 Milliarden Dollar aus dem Export fossiler Brennstoffe erzielt.

Die Nachfrage nach russischer Energie wurde dem Bericht zufolge vor allem von China und Indien angekurbelt. Darüber hinaus trugen auch Deutschland, Italien, die Niederlande, Frankreich und Polen dazu bei, dass die Nachfrage nach russischer Energie trotz der Sanktionen hoch blieb, heißt es in dem Bericht. Die Importmengen gingen laut dem Bericht im Mai leicht zurück, um etwa 15 % im Vergleich zu der Zeit vor der Invasion, da einige Länder und Unternehmen russische Lieferungen gemieden haben

Die geringere Nachfrage und der niedrigere Preis für russisches Öl kosteten das Land nach Angaben des Zentrums im Mai etwa 200 Millionen Dollar pro Tag. Die weltweit steigende Nachfrage nach fossilen Brennstoffen hat jedoch dazu geführt, dass die durchschnittlichen Exportpreise Russlands um 60 Prozent höher lagen als im vergangenen Jahr.

Für das nächste Jahr ist ein anderes Bild möglich, wie der Bericht zeigt. Die weltweit steigenden Energiepreise, die den Kreml finanziell über Wasser gehalten haben, könnten im nächsten Jahr sinken, wenn sich die Märkte anpassen. Das weltweite Ölangebot könnte im nächsten Jahr nur schwer mit der Nachfrage Schritt halten, da verschärfte Sanktionen Russland dazu zwingen, mehr Bohrlöcher zu schließen und eine Reihe von Produzenten auf Kapazitätsengpässe stößt.

Sanktionen der Banken stehen noch im Weg

Auch wenn das Handelsabkommen zwischen Russland und den Taliban in greifbarer Nähe ist, könnte ein Hindernis den Austausch von Waren verhindern. Nooruddin Azizi, amtierender Handels- und Industrieminister der Taliban, erklärt laut Newsweek gegenüber TOLOnews, dass die meisten afghanischen und russischen Banken nach wie vor mit Sanktionen belegt seien, was bedeute, dass ein Drittland den Geldaustausch erleichtern werde. „Einige unserer technischen Teams sind noch in Russland und wollen die Details ausarbeiten, z. B. welche Art von Geldtransfers möglich sind.“ sagte Azizi Ende August.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Polens künftiger Präsident Nawrocki droht mit Blockade gegen Regierungschef Tusk: Was bedeutet das für Polen?
06.06.2025

Karol Nawrocki stellt sich offen gegen Donald Tusk – und kündigt Widerstand an. Welche Folgen hat das für Polens politische...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Russland startet schwersten Angriff seit Monaten
06.06.2025

Im Ukraine-Krieg eskaliert die Lage erneut: Russland greift massiv an, Kiew wird erschüttert. Droht nun ein Gegenschlag – oder ist das...

DWN
Politik
Politik Merz bei Trump: Was der USA-Besuch des Bundeskanzlers wirklich brachte
06.06.2025

Der Kanzler trifft den US-Präsidenten in Washington. Freundliche Worte gab es viele – doch was bleibt nach dem Besuch von Merz bei Trump...

DWN
Finanzen
Finanzen Studie: Hohe Kosten für Einführung des digitalen Euro
06.06.2025

Die Einführung des digitalen Euro wird nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC erhebliche Kosten für europäische Banken...

DWN
Politik
Politik Putins Gaskasse bleibt gefüllt – weil Frankreich und Belgien blockieren
06.06.2025

Während Brüssel russisches Flüssiggas verbieten will, stellen sich ausgerechnet Frankreich und Belgien quer – und sichern damit weiter...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut wächst: Jede sechste Rentnerin in Deutschland lebt in Altersarmut
05.06.2025

Die neuen Zahlen zur Altersarmut in Deutschland sind alarmierend: 2,1 Millionen Rentnerinnen und 1,3 Millionen Rentner leben unterhalb der...