Weltwirtschaft

Indiens größte Bank öffnet Rupien-Konten für den Handel mit Russland

Lesezeit: 3 min
16.09.2022 09:00
Der Handel zwischen Indien und Russland soll zunehmend in Rupien abgewickelt werden. Die Banken schaffen dafür die Voraussetzungen - und sind sich der Gefahren bewusst.
Indiens größte Bank öffnet Rupien-Konten für den Handel mit Russland
Premier Modi ermöglicht den Handel zwischen Indien und Russland in Rupien. Dies gilt als Affront gegen den Westen. (Foto: dpa)
Foto: Peter Kneffel

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Indien wird bald den Handel mit Russland in Rupien aufnehmen. Auch die größte indische Bank, die State Bank of India (SBI), wird den neuen Mechanismus unterstützen, teilte der Verband der Indischen Exportorganisationen (FIEO) am Mittwoch mit. "Die State Bank of India hat sich bereit erklärt, den Handel mit Russland in Rupien zu erleichtern, und einige andere Banken haben ebenfalls Interesse bekundet", zitiert die India Times A. Shaktivel, den Präsidenten der vom indischen Handelsministerium zur Exportförderung eingerichteten Organisation.

Die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) hatte im Juli ein ausführliches Rundschreiben herausgegeben, in dem sie die Banken des Landes aufforderte, zusätzliche Vorkehrungen für Export- und Importtransaktionen in indischen Rupien zu treffen, da das Interesse der internationalen Handelsgemeinschaft an der heimischen Währung zunimmt.

Sakthivel zufolge ist die State Bank of India in der Lage, mit Russland Geschäfte in Rupien abzuwickeln, aber Moskau müsse noch eine Bank benennen. Der Name der entsprechenden russischen Bank könne in den nächsten 15 Tagen bekannt gegeben werden. "Wir haben einen guten Rupien-Zahlungsmechanismus im Iran, also wird das Gleiche (mit Russland) passieren." Die SBI sei eine große Bank, die den Bedarf der Exporteure decken könne, fügte er hinzu.

Der Verband der Exporteure hat von der indischen Regierung gefordert, dass der Handel in Rupien Anspruch auf die Vorteile hat, die derzeit für den Handel in den Hauptwährungen gelten. Sobald der Mechanismus in Kraft tritt, "wollen wir uns nicht mehr um die Schwankungen der ausländischen Währung kümmern. Die indische Rupie wird für sich selbst sprechen", sagte Sakthivel.

Der Schritt wird als Förderung für den Handel mit dem von Sanktionen betroffenen Russland gesehen, da ein ähnlicher Mechanismus zuvor für die Verrechnung von Zahlungen mit dem Iran verwendet wurde, der ebenfalls von Sanktionen betroffen ist. Die indischen Unternehmen tauschen bereits Dollar und Euro gegen asiatische Währungen aus, um die westlichen Sanktionen gegen Russland zu umgehen.

Von April bis Juli, den ersten vier Monaten dieses Steuerjahres, gingen die indischen Exporte nach Russland um etwa ein Drittel zurück, während die Importe sprunghaft anstiegen, da sich die Raffinerien darum bemühten, verbilligtes russisches Öl zu kaufen, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. Daher haben Öl-Sanktionen der EU bisher kaum einen Schaden für Russland gebracht.

Shaktivel sagte, die Regierung könnte die Exportanreize im Rahmen des Handels in Rupien ausweiten, um die Exporte nach Russland anzukurbeln und die Akzeptanz der heimischen Währung zu erhöhen. Der wahrscheinlichste Anreiz wäre die Ausweitung eines aktuellen Programms für den Handel mit vollständig konvertierbaren Währungen wie dem Dollar und dem Euro auf die Rupie.

Russlands Präsident Wladimir Putin und der indische Premierminister Narendra Modi treffen sich am Freitag in Usbekistan am Rande eines Gipfeltreffens der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, einem regionalen Sicherheitsblock, dem auch China angehört. Dort werden sie unter anderem über die Förderung des Handels zwischen den beiden Staaten zu sprechen.

"Der Handel in Rupien könnte die indischen Exporte nach Russland im laufenden Haushaltsjahr auf etwa 5 Milliarden Dollar ankurbeln", sagte Shaktivel. Das wäre ein Anstieg um etwa 3,3 Milliarden Dollar im letzten Haushaltsjahr. Unabhängig davon könnten Indiens gesamte Warenexporte in diesem Finanzjahr um etwa 11 Prozent auf umgerechnet rund 470 Milliarden Euro steigen.

Die State Bank of India (SBI) hat erklärt, dass sie durchaus spezielle Rupienkonten zur Abwicklung von Handelsgeschäften mit Russland eröffnen wird. Sie werde aber nicht die Hauptbank für diese Geschäfte sein. Man treffe die notwendigen Vorkehrungen und bearbeite Anfragen verschiedener Banken, darunter auch russischer Banken, und folge dabei den Richtlinien der Reserve Bank of India, hieß es in einer Erklärung zu dem Bericht der India Times.

Die indischen Bankenaufsichtsbehörde hatte den Banken des Landes bereits im Juli erlaubt, spezielle Rupien-Konten bei Banken anderer Länder zu eröffnen, um Auslandsgeschäfte in der indischen Währung abzuwickeln. Die SBI stellt klar, dass die indische Notenbank alle Banken des Landes ermächtigt habe, solche speziellen Rupien-Vostro-Konten zu eröffnen. "Die SBI als solche wurde nicht als Nodalbank identifiziert", zitiert Bloomberg aus der Erklärung.

Denn auch wenn die indischen Aufsichtsbehörde den Banken den freien Handel mit Russland erlaubt hat, so sind viele Banken, die im Ausland präsent sind, doch zunehmend nervös im Hinblick auf mögliche Sanktionen des Westens gegen ihre Geschäfte. Sie haben von der indischen Regierung Garantien gefordert, dass sie bei ihren Geschäften mit Ländern wie Russland vor Sanktionen geschützt sind.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...