Politik

Russland dreht Italien das Gas ab

Gazprom hat am Samstag die Erdgas-Lieferungen nach Italien eingestellt. Damit wird die Energiekrise in Europa weiter verschärft.
Autor
01.10.2022 16:42
Aktualisiert: 01.10.2022 16:42
Lesezeit: 2 min
Russland dreht Italien das Gas ab
Gazprom hat Italien das Gas abgedreht. (Foto: dpa) Foto: Maksim Konstantinov

Der staatlich kontrollierte russische Energiekonzern Gazprom hat am Samstag die Erdgaslieferungen nach Italien eingestellt und damit die verheerende Energiekrise in Europa weiter verschärft. „Ab heute liefert Gazprom kein Gas mehr an Eni“, zitiert Bloomberg einen Sprecher von Eni, Italiens größter Ölgesellschaft.

Gazprom beliefert Italien über eine Pipeline, die durch Österreich führt. Der Lieferstopp scheint sich aber nur auf Italien zu beziehen, während Österreich weiterhin mit Gas beliefert wird. Dem österreichischem Energieunternehmen OMV, der russisches Gas nach Österreich importiert, wurden sogar größere Mengen an russischem Gas zugeteilt als in letzter Zeit, sagte Unternehmenssprecher Andreas Rinofner.

Gazprom gab am Samstag eine Erklärung ab, wonach das Unternehmen die Gasflüsse durch Österreich nach Italien ausgesetzt hat, weil der österreichische Betreiber sich geweigert habe, „Transportnominierungen“ nach den Ende September in Österreich eingeführten regulatorischen Änderungen zu bestätigen. Gazprom arbeite daran, das Problem mit den italienischen Abnehmern zu lösen. Auch Eni erklärte, dass es sich mit Gazprom in Verbindung gesetzt habe, um das Problem zu lösen.

Die europäischen Länder suchen derzeit nach Alternativen zu russischem Gas, da der russische Präsident Wladimir Putin die Energieversorgung des Kontinents gedrosselt hat. Diese Drosselung ist eine Antwort auf die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Eine Rückkehr zum Vorkriegszustand ist nun auch physisch nicht mehr möglich, nachdem ein Anschlag (möglicherweise durch die USA) die Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 zerstört hat.

Italiens Erdgasimporte aus Russland machten einem Insider zufolge zuletzt noch etwa ein Zehntel der Gesamteinfuhren aus, während der Anteil des russischen Erdgases vor dem Krieg noch bei 40 Prozent lag, wie Reuters berichtet.

Das Land hat genügend alternative Gaslieferungen aus Nordafrika beschafft, um etwaige Engpässe in diesem Winter auszugleichen, falls Russland die Exporte in das Land unterbrechen sollte, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen im vergangenen Monat gegenüber Bloomberg erklärten. Eine Erhöhung der erwarteten Lieferungen aus Algerien und Ägypten wird demnach die noch ausstehenden Lieferungen, die Italien noch von Russland erhält, abdecken können.

Da die Nord-Stream-Pipeline nicht mehr in Betrieb ist, gibt es nur noch eine große Pipeline, die Erdgas direkt nach Europa bringt. Auch diese Route, die durch die Ukraine führt, scheint zunehmend durch kriegerische Handlungen gefährdet zu sein. Sie wurde durch den Krieg bereits teilweise lahmgelegt und könnte die nächste sein, die geschlossen wird, wenn der Konflikt weiter eskaliert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...