Die Energiekrise scheint für die deutsche Politik eine derart überwältigende Herausforderung darzustellen, dass sie nicht einmal mehr vorgibt, die Probleme unter Kontrolle zu haben. Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hängt die Zukunft der Bürger letztlich davon ab, wie kalt der kommende Winter wird.
„Wenn alles gut läuft, die Sparsamkeit in Deutschland hoch ist und wir ein bisschen Glück mit dem Wetter haben, kommen wir – das hätte ich vor ein paar Monaten noch nicht gesagt – haben wir eine Chance, gut über den Winter zu kommen - eine Chance, das sind Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen“, sagte Habeck im Interview.
Das heißt, selbst wenn wir Glück haben und die Temperaturen mild bleiben sollten, besteht nach Ansicht des Ministers eben nur eine Chance, dass wir gut durch den Winter kommen. Wir brauchen Habeck zufolge also doppelt Glück, sonst kommen wir nur schlecht durch den Winter, und das heißt wohl frierend im Dunkeln und finanziell ruiniert.
Aber vielleicht haben die Deutschen ja im kommenden Winter doch einmal Glück. Denn im Verlauf dieses Jahres haben sie eigentlich schon genug Pech gehabt. So wurde ausgerechnet der wichtigste deutsche Energielieferant plötzlich zum Gegner im größten Wirtschaftskrieg seit dem Zweiten Weltkrieg.
Wirklich Pech hatten die Deutschen auch mit dem Timing der Energiewende. Denn ausgerechnet in dem Augenblick, wo die letzten deutschen Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet werden, wäre die Kernkraft bei der Stromversorgung durchaus hilfreich gewesen, weil die Verbrennung von Gas nun so teuer geworden ist.
Pech für die Deutschen war auch, dass ausgerechnet vor dem Hintergrund der größten Energiekrise in Europa seit vielen Jahrzehnten im August plötzlich 32 der insgesamt 56 französischen Atomreaktoren ausgefallen sind und dem deutschen Nachbarland nicht mehr den dringend benötigten Strom liefern können.
Pech für die Europäer ist auch, dass die US-Notenbank Federal Reserve gerade in diesem Jahr die Zinswende eingeleitet hat. Die Europäische Zentralbank sah sich gezwungen, ebenfalls die Zinsen kräftig zu erhöhen, was nun aber die Unternehmen der Eurozone zusätzlich unter Druck setzt, da Kredite nun deutlich teurer sind.
Pech für die Europäer ist auch, dass die Energiekrise gerade in eine Zeit fällt, da die Folgen der EZB-Geldpolitik der letzten Jahre nun durchschlagen. Im Kampf gegen Corona druckte die Notenbank so viel Geld wie niemals zuvor und hielt vor allem die Zinsen extrem niedrig. Daher stieg die Geldmenge auf Rekordhöhen, was nun eine starke Inflation nach sich zieht.
Bei so viel Pech für die deutschen Bürger fragt man sich, ob es nicht wenigstens auch ein paar Gewinner der jüngsten Entwicklungen gibt.
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