Finanzen

Devisen-Reserven in Ostasien schmelzen

Die Devisenreserven in der Region Asien-Pazifik sinken auf breiter Front. Hinter der Abnahme der Reserven steht in erster Linie die geldpolitische Ausrichtung in den USA.
12.10.2022 16:00
Lesezeit: 2 min
Devisen-Reserven in Ostasien schmelzen
Die Devisenreserven asiatischer Länder schrumpfen. (Foto: dpa) Foto: epa Qilai Shen

Die Devisenreserven bedeutender Länder in Asien sind im laufenden Jahr teilweise drastisch gesunken. Wie die Financial Times berichtet, sanken die Fremdwährungsbestände Japans beispielsweise im September um 54 Milliarden US-Dollar und damit so stark wie nie zuvor in einem Monat. Sie belaufen sich umgerechnet nun auf 1,24 Billionen Dollar.

In China gingen die Reserven im selben Monat um 26 Milliarden Dollar zurück und lagen mit 3,029 Billionen Dollar damit auf einem neuen Jahrestiefstand.

Indien hat seit Jahresbeginn fast 100 Milliarden Dollar seiner Fremdwährungsreserven aufgebraucht, wodurch diese von 633 Milliarden auf nunmehr 537 Milliarden gesunken sind. Beobachtern zufolge verfügt das Land damit aber noch immer über ein ausreichendes Finanzpolster.

Das Abschmelzen der Devisen findet derweil auf breiter Front statt. Die Großbank Standard Chartered schrieb vor Kurzem in einer Mitteilung, dass die Rücklagen asiatischer Länder außer China im laufenden Jahr um rund 600 Milliarden Dollar geschrumpft sind.

Der starke Dollar wird zum Problem

Hinter der Abnahme der Reserven steht in erster Linie die geldpolitische Ausrichtung in den USA: Weil die amerikanische Zentralbank die Leitzinsen in großen Schritten erhöht, werden Anlagen in Dollar-Wertpapieren zunehmend attraktiver verzinst – Investoren auf der ganzen Welt schichten daher Kapital nach Amerika um. Die US-Währung profitiert derzeit auch von ihrem Status als Weltleitwährung, welcher ihr in Krisenzeiten einen Vertrauensvorteil gegenüber anderen Währungen verschafft.

Lesen Sie dazu: Starker Dollar bringt Probleme für große Teile der Welt

Voraussetzung für die Umschichtung der Gelder ist ein Umtausch lokaler Währungen in Dollar. Dieser Umtausch führt zu einer Aufwertung des Dollars gegenüber seinen Tauschpartnern. Weil die Dollar-Aufwertung mit einer Abwertung der lokalen Währungen einhergeht, mussten mehrere Länder (etwa Japan und Indien) ihre Währung zuletzt mit Interventionen auf den Währungsmärkten stützen - indem sie ihre Dollar-Reserven in eigene Währungen umtauschten.

Der japanische Yen führt die Liste der Verlierer gegenüber der US-Währung seit Jahresbeginn mit mehr als 20 Prozent an. Danach folgen der neuseeländische Dollar (minus 18 Prozent), der südkoreanische Won (minus 17 Prozent), der philippinische Peso (minus 13 Prozent), der taiwanesische Dollar (minus 13 Prozent), der australische Dollar (minus 12 Prozent), der thailändische Baht (minus 11,5 Prozent), der frei konvertierbare chinesische Übersee-Renminbi (minus 11 Prozent) und der malaysische Ringgit mit minus 10 Prozent.

Japan im Fokus

Gerade Japans Notenbank dürfte gezwungen sein, in den kommenden Wochen noch weitere Interventionen durchzuführen. Denn inzwischen liegt der Wechselkurs zum Dollar weit über der Marke von 146 Yen. Vergangenen Monat hatte die Zentralbank bei einem Kurs von etwa 145,9 Yen eingegriffen, indem sie beinahe 20 Milliarden Dollar in die eigene Landeswährung umgetauscht hatte. Es handelte sich dabei um die erste Stabilisierungsaktion seit Ende dem Jahr 1998.

Obwohl fast alle Zentralbanken der Welt angesichts starker inflationärer Tendenzen inzwischen die Finanzierungsbedingungen verschärfen und die Leitzinsen anheben, hält Japans Zentralbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Der japanische Staat ist im internationalen Vergleich extrem hoch verschuldet, dies allerdings vornehmlich bei seinen eigenen Bürgern.

Beobachter rechnen angesichts des sich ausweitenden Zinsunterschieds zwischen Japan und anderen großen Währungsräumen nicht damit, dass die Interventionen zur Stabilisierung des Yen dauerhafte Wirkung entfalten werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Politik
Politik Russisches Geld soll nach Kiew fließen - trotz Korruptionsskandals: Von der Leyen schreibt Merz & Co.
19.11.2025

Für die Nutzung der russischen Gelder werben insbesondere Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und von der Leyen. Ihr Plan sieht vor, der...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Friedenspläne der USA zum Ukraine-Krieg belasten den Rheinmetall-Aktienkurs
19.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät nach frischen US-Friedenssignalen erneut in turbulentes Fahrwasser. Analysten bleiben optimistisch, doch die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Fokus: Anleger reagieren auf überhitzte KI-Aktien und reduzieren ihre Positionen
19.11.2025

Investoren an den US-Börsen beobachten derzeit starke Bewegungen im KI-Sektor, während große Akteure gleichzeitig ihr Portfolio neu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nach Exportbeschränkungen für Nexperia-Chips: Niederlande geben Kontrolle über Chip-Firma Nexperia ab
19.11.2025

Ende September hatte die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen. China reagierte kurz darauf mit einem...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenplus 2026? Wann Ruheständler steuerpflichtig werden
19.11.2025

Rentner aufgepasst: Kommendes Jahr könnten die Renten in Deutschland erneut steigen. Was einerseits erfreulich ist, kann andererseits dazu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienstrategie: Wie Profis erkennen, wann es Zeit zum Ausstieg ist
19.11.2025

Der perfekte Verkaufszeitpunkt an der Börse ist selten. Doch wer Gewinne nicht rechtzeitig realisiert, riskiert, sie wieder zu verlieren....