Deutschland

Köln: Muezzin der Ditib-Moschee ruft erstmals über Lautsprecher zum Gebet

Lesezeit: 2 min
14.10.2022 15:11  Aktualisiert: 14.10.2022 15:11
An der Kölner Zentralmoschee hat am Freitag zum ersten Mal der Muezzin über Lautsprecher zum Gebet gerufen. Gegründet wurde die Moschee vom Erdogan-nahen Ditib-Verband. Das sorgt für Kritik.
Köln: Muezzin der Ditib-Moschee ruft erstmals über Lautsprecher zum Gebet
Die Minarette der Zentralmoschee der Ditib vor den Türmen des Kölner Doms. (Foto: dpa)
Foto: Rolf Vennenbernd

An der Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Köln hat am Freitag erstmals ein Muezzin über zwei Lautsprecher zum Gebet gerufen. Der Ruf dauerte weniger als fünf Minuten und war in unmittelbarer Nähe der Moschee zu hören.

Einige Menschen demonstrierten gegenüber der Moschee mit Sprechchören und Transparenten gegen den Muezzin-Ruf und die Unterdrückung von Frauen im Iran. Eines ihrer Transparente trug die Aufschrift: „Kein Muezzin-Ruf in Köln! Der öffentliche Raum sollte weltanschaulich neutral sein“.

Reker beruft sich auf Grundgesetz

Ermöglicht hatte den Ruf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die parteilose Politikerin ist der Ansicht, dass der Ruf den Muslimen aufgrund der im Grundgesetz verbrieften Freiheit der Religionsausübung nicht verweigert werden kann.

Abdurrahman Atasoy, stellvertretender Vorsitzender im Ditib-Bundesverband, sagte, man sei „sehr glücklich“ über den mit der Stadt Köln geschlossenen Vertrag. „Der öffentliche Gebetsruf ist ein Zeichen für die Beheimatung der Muslime.“ Aus „unsichtbaren und usseligen Hinterhofmoscheen“ hätten sie es nun in die Mitte der Gesellschaft geschafft. „Dass Muslime mit ihren repräsentativen Moscheen als sichtbarer und mit ihrem Gebetsruf als hörbarer Teil endlich gesellschaftlich angekommen und angenommen sind, ist die Kernbotschaft dieses langen Prozesses.“

Kritik von vielen Seiten

Die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, befürchtet dagegen, dass der öffentliche Muezzin-Ruf von „islamistischen Hardlinern“ als „Punktsieg“ verstanden werden könnte. „Die Befürchtung habe ich einfach“, sagte die Expertin am Freitag dem WDR. „Und dann, dass dieses Signal eben auch an den türkischen Präsidenten geht.“ Klar sei aber auch, dass in Deutschland die Religionsfreiheit gelte und auch die Freiheit der religiösen Praxis.

Die Ditib untersteht der türkischen Religionsbehörde. Die Kölner Zentralmoschee war 2018 von dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan persönlich eröffnet worden.

Das katholische Hilfswerk Missio teilte mit, man sehe den Muezzin-Ruf als „Zeichen von Normalität in einer offenen Gesellschaft“. Daraus erwachse für die Ditib allerdings auch die Verantwortung, sich in der Türkei für die Religionsfreiheit von Christinnen und Christen einzusetzen. Diese fühlten sich im Alltag oft als Bürger zweiter Klasse.

DWN
Finanzen
Finanzen DAX schließt schwache Woche im Plus
04.10.2024

Der DAX konnte trotz einer insgesamt schwachen Börsenwoche am Ende zulegen. Der deutsche Leitindex stieg durch einen starken...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Arbeitsmarkt übertrifft Erwartungen - Zinsschritt wohl weniger wahrscheinlich
04.10.2024

Der US-Arbeitsmarkt hat sich im September überraschend erholt und zeigt sich nach einer Phase der Schwäche wieder deutlich stärker. Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Störung bei Flugsicherung - schon wieder: Flugausfälle und Verspätungen an deutschen Flughäfen
04.10.2024

Eine Störung bei der Deutschen Flugsicherung hat erneut zu massiven Verzögerungen und Flugausfällen geführt. Besonders betroffen war...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Abwanderung nach Osteuropa: Zughersteller Alstom schließt Werk im sächsischen Görlitz
04.10.2024

Die Abwanderung der Industrie geht weiter: Der französische Zugbauer Alstom kündigt die Werk-Schließung an und verlässt Deutschland...

DWN
Politik
Politik EU-Mitgliedstaaten ermöglichen Auto-Zölle gegen China
04.10.2024

Die EU hat den Weg für Auto-Zölle gegen China geebnet, trotz Bedenken aus Deutschland. Es fand sich keine Mehrheit der EU-Staaten gegen...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Auswirkungen der höheren Ausländerquote
04.10.2024

Die Anzahl der ausländischen Bürgergeldempfänger ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und erreichte zuletzt 2,7 Millionen....

DWN
Finanzen
Finanzen Versicherungspflichtgrenze: Wen trifft die Steigerung im Jahr 2025 und wer profitiert?
04.10.2024

Ab 2025 wird der Wechsel in die private Krankenversicherung deutlich schwieriger – die Versicherungspflichtgrenze steigt auf 73.800 Euro....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Autozölle gegen China: Scholz entscheidet gegen Strafmaßnahmen auf chinesische Elektroautos
04.10.2024

Nach Differenzen innerhalb der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP bezüglich der Frage nach EU-Autozöllen auf Elektroautos aus...