Politik

Nato entwickelt Zehn-Jahres-Plan zur Integration der Ukraine

Die Nato will die Rüstungsindustrie der Ukraine wieder aufbauen. Mit einem Zehn-Jahres-Plan sollen zudem die Streitkräfte des Landes in die Nato integriert werden.
Autor
15.10.2022 19:43
Aktualisiert: 15.10.2022 19:43
Lesezeit: 2 min

Die Nato entwickelt einen Zehnjahresplan für den Wiederaufbau der ukrainischen Rüstungsindustrie nach dem Krieg gegen Russland. Das erste entsprechende Treffen zwischen dem Bündnis und Kiew ist für nächste Woche geplant.

Das Treffen wird der Beginn eines langjährigen Prozesses sein. Ziel von USA und Nato ist es, die Ukraine langfristig an das Bündnis heranzuführen, sowohl bei der Ausbildung von Soldaten als auch bei der Ausrüstung des Militärs.

„Wir werden uns mit den Erfordernissen der Verteidigungsplanung befassen, um die Ukraine vollständig interoperabel mit der Nato zu machen“, zitiert Politico einen hochrangigen Nato-Beamten, der aufgrund der Regeln für Gespräche mit Reportern während der Bündnistreffen in Brüssel in dieser Woche anonym bleiben will. „Es geht um die Umstellung von sowjetischer Ausrüstung [...] auf Nato-kompatible westliche Ausrüstung“, so der Insider.

Die höchsten Beschaffungsbeamten der Nato haben sich in diesem Monat bereits getroffen, um mit der Planung von Maßnahmen zur Unterstützung der ukrainischen Rüstungsindustrie zu beginnen und gleichzeitig ihre eigenen Bestände an Waffen und Ausrüstungen aufzufüllen, die Kiew seit Beginn des Krieges geschenkt worden sind. Diese neuen Bemühungen unter Führung der Nato werden sich jedoch nur auf die Ukraine konzentrieren.

Die umfassenderen Bemühungen, die über den täglichen Bedarf des ukrainischen Militärs auf dem Schlachtfeld hinausgehen, werden die jahrelange Aufmerksamkeit der Nato-Partner erfordern, eine Anstrengung, welche die Ukraine schließlich auf den Nato-Standard bringen könnte, auch wenn das Land auf dem Papier weiterhin kein Mitglied des Bündnisses sein sollte.

Am Mittwoch fand in Brüssel die sechste Sitzung der Ukraine Defense Contact Group statt, einer Gruppe von 50 Staaten, die sich für die Bewaffnung und Versorgung der ukrainischen Streitkräfte einsetzen. Die russischen Raketenangriffe in den letzten Tagen haben dazu geführt, dass diese Hilfe neu überdacht wird. Ganz oben auf der Wunschliste der Ukraine steht die Luftverteidigung.

„Wir werden so viel wie möglich tun, so lange wir können, und wir werden so viel wie nötig tun, so lange es nötig ist“, um der Ukraine zu helfen, die russischen Truppen aus ihrem Land zu vertreiben, so General Mark Milley, der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der USA, nach dem Treffen. Zudem sagte er in Richtung Russlands, dass „wahllose und absichtliche Angriffe auf zivile Ziele ein Kriegsverbrechen sind“.

Während die Nato Pläne schmiedet, um Kiew in die Lage zu versetzen, sich gegen Russland zu wappnen, haben die monatelangen Raketenangriffe auf die Ukraine Moskaus Vorrat an modernen Waffen angeblich geleert. Ein zweiter hoher Nato-Beamter sagte gegenüber Reportern: „Sie haben seit Beginn des Krieges sicherlich einen großen Teil ihrer präzisionsgelenkten Munition verbraucht.“

In der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der USA, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, heißt es, dass Russlands konventionelles Militär aufgrund der Kämpfe in der Ukraine „geschwächt wurde, was wahrscheinlich dazu führen wird, dass Moskau in seiner militärischen Planung verstärkt auf Atomwaffen zurückgreift“. Seit einigen Wochen weisen westliche Politiker immer wieder auf die Gefahr eines Atomkriegs hin.

Russland hat seit Beginn des Krieges wiederholt auf seine geltende Militärdoktrin hingewiesen. Diese sieht auch den Einsatz von Atomwaffen zur Landesverteidigung vor. Nach Auffassung Moskaus gehören zur Russischen Föderation nun aber neben der Krim auch die vier Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson, um welche die Ukraine mit Unterstützung des Westens weiterhin Krieg führt.

Zum Auftakt der Sitzung der Kontaktgruppe am Mittwochmorgen erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin: „Unsere Unterstützung für das Recht der Ukraine, sich selbst zu verteidigen, hängt nicht vom Ausgang einer bestimmten Schlacht ab. Unsere Entschlossenheit, die Verteidiger der Ukraine zu unterstützen, gilt für alle Jahreszeiten.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberkriminalität: Nur ein Klick von der Katastrophe entfernt
18.05.2025

Cyberkriminalität ist zur globalen Supermacht aufgestiegen – mit höherem Schaden als die Volkswirtschaften Deutschlands und Japans...

DWN
Panorama
Panorama Whisky – die stets liquide Luxus-Geldanlage
18.05.2025

Wein, Uhren, Schmuck, Handtaschen, Kunst, Oldtimer – es gibt viele Möglichkeiten, in alternative Geldanlagen zu investieren. Die meisten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Marokko als chinesisches Tor zur EU – doch Handelskrieg könnte Riegel vorschieben
18.05.2025

Peking investiert Milliarden in Marokkos Industrie – doch geopolitische Spannungen und der drohende Protektionismus eines möglichen...

DWN
Politik
Politik Gefängnis, Gericht, Geschichte – Stammheim 50 Jahre nach dem RAF-Prozess
18.05.2025

Vor 50 Jahren begann in Stammheim der RAF-Prozess – ein juristisches Mammutverfahren gegen den Terror. Wie viel Rechtsstaat blieb im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Analyse: „Die alte Weltordnung ist am Ende – und sie wird nicht zurückkehren“
18.05.2025

Das Zeitalter des freien Welthandels ist vorbei – die Welt wird neu vermessen. China produziert, die USA rüsten sich, und Europa...

DWN
Politik
Politik Handelskriege auf Risiko – Trumps russisches Roulette mit der US-Wirtschaft
18.05.2025

Mit Zöllen, Drohungen und Handelskriegen will Washington die Industrie heimholen. Doch was, wenn der Revolver in der Hand des Präsidenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....