Die Weltwirtschaft hat eine vier Jahrzehnte lange Ära stabilen Wachstums und relativ niedriger Inflation hinter sich gelassen und ist in eine Phase erhöhter Instabilität eingetreten. Eine Rezession steht unmittelbar bevor, aber dieses Mal könnten die großen Zentralbanken nicht in der Lage sein, die Märkte durch eine Lockerung ihrer Geldpolitik zu stützen - das jedenfalls ist die Meinung des weltweit größten Vermögensverwalters, BlackRock.
Die Rezession steht BlackRock zufolge nicht zuletzt deshalb vor der Tür, weil Zentralbanken diese Jahr die Kreditkosten massiv erhöht haben, um die weltweite rasant steigende Inflation einzudämmen.
Hohe Volatilität
„Das neue Regime erhöhter Unvorhersehbarkeit wird bleiben. Das bedeutet, dass die politischen Entscheidungsträger nicht mehr in der Lage sein werden, die Märkte so stark zu stützen, wie sie es während den vergangenen Rezessionen getan haben,“ schreibt ein Team von BlackRock-Strategen unter der Leitung von Vizepräsident Phillip Hildebrand in ihrem „2023 Global Outlook“ Bericht. „Anders als von den Anlegern erwartet, werden die Zentralbanken nicht zur Hilfe eilen, wenn sich das Wachstum in diesem neuen System verlangsamt. Die Aktienbewertungen spiegeln den bevorstehenden Schaden noch nicht wider.“
„Die Große Mäßigung", symbolisiert von in vier Jahrzehnten weitgehend stabiler Wirtschaftstätigkeit und Inflation, liege jetzt hinter uns und das neue Regime der größeren Makro- und Marktvolatilität sei in vollem Gange, so das BlackRock Team.
Neue Investitions-Pläne für Anleger notwendig
Dieses neue Regime erfordere einen neuen Investitionsplan für Anleger: Auf der einen Seite häufigere Portfolioänderungen durch Abwägung der Risikobereitschaft mit der Einschätzung, wie die Märkte den wirtschaftlichen Schaden einpreisen. Auch entscheidend, um die bevorstehende Volatilität zu bewältigen, werde eine „regelmäßige, detailliertere Betrachtung von Sektoren, Regionen und Sub-Anlageklassen“ sein.
Was in der Vergangenheit funktioniert hat, funktioniere jetzt nicht mehr. Wiederholte Inflationsüberraschungen haben Anleiherenditen in die Höhe getrieben und Aktien und festverzinsliche Wertpapiere negativ getroffen. „Die alte Strategie, sich einfach auf die fallenden Kurse einzulassen, gilt nicht mehr in einer Zeit, die von stärkeren Kompromissen und größerer Makro-Volatilität geprägt ist. Wir sehen keine Rückkehr zu Bedingungen, die einen gemeinsamen Bullenmarkt für Aktien und Anleihen, wie wir ihn im letzten Jahrzehnt erlebt haben, aufrechterhalten können,“ so der US-Vermögensverwalter.
2022 war ein schlechtes Jahr für die US-Aktienkurse. Der Dow Jones ist im laufenden Jahr um 21 Prozent gefallen, der S&P 500 hat 25 Prozent verloren und der technologielastige Nasdaq Composite ist um 32 Prozent eingebrochen. Alle drei Indizes sind bereits drei Quartale in Folge gefallen. Auf dem Anleihenmarkt sah es kaum besser aus. Der Bloomberg U.S. Aggregate Bond Index wird das laufende Jahr voraussichtlich mit der schlechtesten Kursentwicklung seit 1976 abschließen.