Technologie

E-Autos beim Tanken jetzt teurer als Benziner

Der Kostenvorteil von E-Autos gegenüber Benzinern ist Vergangenheit. Denn die Strompreise sind dieses Jahr deutlich stärker gestiegen als die Benzinpreise.
Autor
27.12.2022 11:53
Aktualisiert: 27.12.2022 11:53
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Früher war der Betrieb von E-Autos deutlich günstiger als der Betrieb von Benzinern, sodass viele Kunden die höheren Neupreise in Kauf nahmen. Doch dieses Jahr sind die Strompreise deutlich schneller gestiegen als die Benzinpreise. In der Folge ist das Aufladen von Elektrofahrzeugen nun teurer als das Tanken von Benzinern. Damit haben die Elektroautos ein starkes Verkaufsargument auf Dauer verloren. Und ein Sinken der Strompreise ist in den kommenden Jahren nicht absehbar.

Besonders auffällig ist die Veränderung in Deutschland, Europas größtem Automarkt. Hier ist es derzeit teurer mit einem Tesla Model 3 zu fahren (bei Schnellladung) als mit einem Honda Civic 4-Türer, wie eine Modellrechnung des Wall Street Journal zeigt. Der Tesla Model 3 ist das effizienteste Elektrofahrzeug in der Mittelklasse, und der Honda Civic 4-Türer ist das entsprechenden Verbrenner-Modell im Ranking der US-Umweltschutzbehörde EPA.

Im Kleinwagensegment der EPA war der Mini Cooper Hardtop das effizienteste Modell unter den E-Fahrzeugen und Benzinern. In der Kategorie der kleinen zweitürigen Geländewagen schlägt der benzinbetriebene Nissan Rogue den Hyundai Kona Electric deutlich. Und der benzinbetriebene Subaru Ascent, ein SUV mit Allradantrieb, kostet weniger als das Tesla Model X.

Subventionen für E-Autos fallen

Die Kosten für Strom und Benzin sind jedoch nicht der einzige Faktor bei der Kaufentscheidung für ein E-Auto oder einen Benziner. Auch der Preis des Fahrzeugs, die Steuern, die Kosten für die Versicherung und die Kosten für Wartung und drohende Reparaturen spielen alle eine wichtige Rolle bei der Kostengleichung über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeugs.

Der Preis von Elektroautos, und somit die Attraktivität gegenüber Benzinern, hängt in großem Maßen von den staatlichen Subventionen ab. Doch einige Staaten Europas streichen gerade die Subventionen für Elektroautos. Dies wird die Verkäufe schmälern und es den europäischen Autoherstellern zusätzlich erschweren, die hohen Kosten für die Umstellung auf Elektroautos wieder hereinzuholen.

Maria Bengtsson, Partnerin bei Ernst & Young und verantwortlich für das Elektroauto-Geschäft des Unternehmens in Großbritannien, sagte, dass Studien über die Gesamtkosten des Besitzes eines Elektroautos jetzt zeigen, dass es bei viel höheren Strompreisen länger dauern wird, bis Elektroautos erschwinglicher werden als herkömmliche Fahrzeuge.

"Als wir dies vor der Energiekrise untersuchten, gingen wir von einem Wendepunkt zwischen 2023 und 2024 aus. Wenn man aber davon ausgeht, dass der Tarif in Zukunft bei 0,55 Dollar liegen wird, verschiebt sich der Wendepunkt auf das Jahr 2026", sagte sie. Sollten die Kosten für den Betrieb von E-Fahrzeugen weiter steigen, würde sich der Kipppunkt ihrer Ansicht nach noch weiter in die Zukunft verschieben.

Strom bleibt auf Dauer teuer

Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die höheren Stromkosten auf den Absatz von Elektroautos auswirken. In den drei Monaten bis Ende September wurden in Europa insgesamt 259.449 Elektroautos verkauft, 11 Prozent mehr als im Vorquartal und 22 Prozent mehr als im Vorjahr, so der Verband der europäischen Automobilhersteller. Im dritten Quartal betrug der Anteil der reinen Elektroautos an den gesamten Neuwagenverkäufen in der EU 11,9 Prozent.

Für die Fahrer von Elektroautos ist keine Erleichterung in Sicht. In Deutschland sind die Strompreise laut Statistischem Bundesamt in der ersten Hälfte dieses Jahres von 0,33 Euro pro Kilowattstunde um ein Drittel gestiegen, und einige Stromversorger haben angekündigt, dass die Preise im Januar auf über 0,50 Euro pro Kilowattstunde steigen werden.

Rheinenergie, ein städtisches Versorgungsunternehmen in Köln, kündigte im November an, die Preise im Januar auf 0,55 Euro pro Kilowattstunde anzuheben. Im Oktober erhöhte der Stuttgarter Energieversorger EnBW den Preis für eine Kilowattstunde Strom auf 0,37 Euro, was einem Anstieg um 37 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht.

Aufladen zu Hause bleibt preiswerter

Betreiber wie Tesla, Allego und Ionity haben an den großen Autobahnen Ladestationen errichtet, an denen E-Autobesitzer ihre Batterien in nur 15 Minuten aufladen können. Wenn ein Besitzer sein Elektroautos aber nur zu Hause über Nacht auflädt, so zahlt er im Allgemeinen immer noch weniger für die Fahrt als Nutzer eines herkömmlichen Autos, auch wenn sich dieser Unterschied deutlich verringert hat.

Analysten zufolge werden etwa 80 Prozent der Elektroautos zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen, sodass ein Elektrofahrzeug, das nur in der Nähe des Wohnortes genutzt wird, im Allgemeinen die günstigste Option bleibt. Sobald das Fahrzeug jedoch für längere Fahrten genutzt wird, greifen die Fahrer eher auf Schnellladestationen zurück, da das Aufladen der Batterie bei anderen Optionen zu lange dauern würde. Hier sind Benziner jetzt günstiger.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Krankes Kind: Wie lange dürfen Eltern bei der Arbeit fehlen und wann gibt es Kinderkrankengeld?
20.10.2025

Ein krankes Kind stellt Eltern oft vor schwierige Entscheidungen: Arbeit oder Pflege? Zwischen Jobpflicht und Fürsorge klafft oft eine...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Wie der US-Präsident Putins Argumente übernimmt
20.10.2025

Donald Trump fordert ein Ende des Ukraine-Kriegs – durch Teilung des Donbass zugunsten Russlands. Damit übernimmt er offen die Argumente...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Cybersicherheit Lieferkette: Wenn der Angriff über den Partner kommt
20.10.2025

Ein einziger ungeschützter Zulieferer kann heute ganze Konzerne stilllegen. Cyberkriminelle greifen nicht mehr frontal an, sondern nutzen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen "Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint": Neue Bahnchefin mit großen Pläne
20.10.2025

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, will den Konzern komplett umbauen und die Qualität des bundeseigenen Unternehmens so...

DWN
Panorama
Panorama Filmreifer Coup: Dem Louvre werden Juwelen von "unschätzbarem" Wert gestohlen
20.10.2025

Der Einbruch in das Pariser Museum Louvre läuft so spektakulär ab wie das Szenario eines Gangsterfilms .In nur vier Minuten stehlen sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Honigetiketten künftig mit detaillierten Herkunftsangaben Pflicht
20.10.2025

Honigkäufer sollen künftig genauer erfahren, woher ihr Honig stammt. Laut einer Verordnung des Bundesernährungsministeriums müssen auf...

DWN
Politik
Politik Alle Rentenänderungen 2026 im Überblick: Neue Mütterrente, Aktivrente und Frühstartrente
20.10.2025

Das Jahr 2026 bringt weitreichende Änderungen des Rentensystems mit sich. Was sich alles ändert und wer davon profitieren kann, erfahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gebundenes Vermögen: Justizministerin Hubig plant neue Rechtsform für Unternehmen
20.10.2025

Eine neue Rechtsform soll Unternehmen helfen, nachhaltiger zu wirtschaften und Gewinne im Betrieb zu halten. Besonders für Mittelständler...