Finanzen

Goldpreisanstieg: Wer oder was steckt dahinter?

Lesezeit: 3 min
10.01.2023 13:18  Aktualisiert: 10.01.2023 13:18
Der zuletzt stark gestiegene Goldpreis überrascht die Analysten. Denn der Grund liegt nicht in der Wirtschaft, sondern im erwarteten geopolitischen Umbruch.
Goldpreisanstieg: Wer oder was steckt dahinter?
Der Anstieg des Goldpreises hat Analysten zufolge vor allem geopolitische Gründe. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Goldpreise sind seit Anfang November um mehr als 200 Dollar pro Unze gestiegen. Ein Grund sind sicherlich die ungewöhnlich starken Goldkäufe der Zentralbanken. Doch viele Analysten hat der Preisanstieg beim Gold trotzdem überrascht. Auch die Rohstoffanalysten der kanadischen Investmentbank TD Securities räumen ein, dass ihre jüngsten Prognosen falsch waren. Auf der Suche nach einer Erklärung stößt er auf einen großen Akteur, der zuletzt massiv Gold gekauft hat.

„Der Anstieg des Goldpreises in den letzten zwei Monaten hat die Erwartungen der Analysten, einschließlich TD Securities, bezüglich einer anhaltenden Schwäche widerlegt. Angesichts des rückläufigen makroökonomischen Hintergrunds ist das spekulative Interesse an Gold außergewöhnlich gering geblieben, da die Welt auf eine Rezession zusteuert“, zitiert Bloomberg aus einer Mitteilung von Daniel Ghali, Senior Commodity Strategist bei TD Securities vom Montag.

„Auf der Grundlage eines strömungsbasierten Ansatzes legen wir eindeutige Beweise dafür vor, dass die gigantischen chinesischen und staatlichen Käufe im Alleingang zu einer Überbewertung von 150 Dollar pro Unze auf den Goldmärkten geführt haben könnten“, schreibt Ghali. Und weiter: „Weniger klar ist, was der Grund für diese massiven Käufe war. Die einzige Gruppe von spekulativen Händlern, die ihre Positionen wirklich aufstocken, ist derzeit in Shanghai zu finden.“

TD Securities kann zwar die Goldkäufe nach China zurückverfolgen, aber es ist für die Analysten nicht ganz klar, was diese Käufe antreibt. Sie stellen eine Reihe von Theorien auf, die von einer zusätzlichen Nachfrage infolge der jüngsten Beendigung der strengen Corona-Maßnahmen bis hin zur Aufstockung der Lagerbestände im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes reichen. Ihrer Ansicht nach besteht aber auch die Möglichkeit, dass China das Gold nicht aus rein wirtschaftlichen, sondern aus strategischen Gründen kauft.

Gold als Reservewährung in Krisenzeiten

„Ambitionen als Reservewährung: Einige Marktteilnehmer weisen darauf hin, dass Gold als Reservewährung an Marktanteilen gewinnt“, schreiben die Analysten. Ein Grund für diese verstärkte Nutzung von Gold als Teil der Währungsreserven sehen sie in der extrem hohen Bewertungen des Dollars. Steigende Wachstumserwartungen in Europa und im Rest der Welt wegen der raschen Wiedereröffnung Chinas seien „alles Faktoren, die für einen zyklischen Höhepunkt des Dollar-Werts sprechen“.

Am wichtigsten ist nach Ansicht der Analysten von TD Securities aber die Zunahme der wahrgenommenen Sanktionsrisiken im Zusammenhang mit den im Osten gehaltenen Dollar-Reserven nach der Einführung westlicher Sanktionen gegen Russland in diesem Jahr. Diese wahrgenommenen Risiken hätten wahrscheinlich die staatlichen Goldkäufe verstärkt. Dies stehe im Einklang mit den von der Türkei, Katar und anderen Ländern angekündigten staatlichen Goldkäufen.

Nach Ansicht der Analysten könnte der zuletzt starke gestiegene Goldpreis eine Folge der nachweislichen starken chinesischen Goldkäufe sein, mit denen China den Renminbi im Welthandel attraktiver machen will. Sind also sicher, dass China der mysteriöse Goldkäufer ist, der den Preis zuletzt nach oben getrieben hat. Doch im Hinblick auf die Ursache belassen sie es ausdrücklich bei Vermutungen. „Dies macht die Goldpreise anfällig für eine mögliche Korrektur, wenn Chinas rätselhafte Käufe zu einem abrupten Ende kommen sollten“, schreibt Ghali.

„Die chinesische Nachfrage scheint vorerst ungebrochen zu sein, aber wenn es nicht zu einem grandiosen geopolitischen Regimewechsel kommt, dürfte sie in den kommenden Monaten wieder auf ein normales Niveau sinken“, schreibt Ghali abschließend. „Dies würde die Goldpreise anfällig für eine steile Konsolidierung nach unten machen, da es dem Gold an alternativen Käufern mangelt und es im Vergleich zu seiner jüngsten historischen Beziehung zu den Realzinsen derzeit falsch bewertet ist.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...