Technologie

Frankreich prophezeit Deutschlands Rückkehr zur Atomkraft

Der französische Wirtschaftsminister rechnet mit der Rückkehr sämtlicher Industriestaaten zur Atomkraft. Es gebe schlichtweg keine Alternative.
12.01.2023 11:18
Lesezeit: 1 min

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat eine Rückkehr aller großer Industrienationen einschließlich Deutschlands zur Atomkraft prophezeit. „Es gibt keine große Industrienation ohne Atomkraft“, sagte Le Maire Mitte Dezember 2022 beim Besuch des AKW Penly bei Dieppe an der Kanalküste. „Alle großen Industrienationen der Welt, alle großen Industrienationen in Europa einschließlich derjenigen, die eine andere Wahl getroffen haben, werden eines Tages früher oder später zur Atomkraft zurückkehren.“

Le Maires Hinweis auf jene Länder, die „eine andere Wahl getroffen haben“, ist eindeutig auf Deutschland und den von der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel beschlossenen Ausstieg gemünzt.

Entweder Atomkraft oder De-Industrialisierung

Denn wenn die Länder vor der Entscheidung ständen, ihre Industrie aufzugeben oder die Atomkraft wiederzubeleben, würden sie wieder in die Kernenergie einsteigen, sagte Le Maire. „Das ist eine Frage von Jahren, das wird nicht sofort passieren, aber ich bin davon überzeugt, dass eine große Industrienation, egal um wen es geht, zur Atomenergie zurückkehren wird, weil sie die Bedingung für die Aufrechterhaltung ihrer Industrie ist.“

Der französische Wirtschaftsminister hatte sich schon vorher gegen Kritik, vor allem aus Deutschland, an Frankreichs Festhalten an der Atomkraft zur Wehr gesetzt. „Wir sollten uns nicht schämen, eine große Atomnation zu sein“, betonte Le Maire vor Kraftwerksbeschäftigten. Auch Umweltschutzgründe sprächen für die Atomkraft. „Die Entscheidung für die Atomkraft ist eine Entscheidung für das Klima.“

Eine „Renaissance der französischen Atomkraft“ hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Februar angekündigt. Das Land plant den Bau von sechs neuen Atomkraftwerken, die Errichtung von acht weiteren Kraftwerken bis 2050 soll geprüft werden.

Darüber hinaus hatten in den vergangenen Monaten mehrere Länder weltweit einen Einstieg in die Atomkraft beziehungsweise einen Ausbau dieser angekündigt, etwa auch die Niederlande und Japan. Die Bundesregierung kritisiert diese Rückwendung und versuchte, die Einstufung der Nuklearenergie durch die Europäische Union als „klimafreundlich“ zu verhindern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...