Wirtschaft

Wirtschaft im Euroraum wächst überraschend wieder

Die Wirtschaft im Euroraum ist im Januar überraschend gewachsen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft kletterte wieder über die Schwelle von 50.
24.01.2023 10:43
Aktualisiert: 24.01.2023 10:43
Lesezeit: 2 min

Die Wirtschaft im Euroraum ist überraschend mit einem Wachstum ins Jahr gestartet. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - legte im Januar um 0,9 Zähler auf 50,2 Punkte zu, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Damit liegt das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer nach sechsmonatigem Schrumpfkurs erstmals wieder über der Marke von 50 Punkten, ab der es ein Wachstum signalisiert.

Von Reuters befragte Experten hatten erwartet, dass es knapp unter dieser Schwelle verharren wird. "Dass sich die Wirtschaft der Euro-Zone zu Beginn des Jahres weiter stabilisiert hat, deutet darauf hin, dass die Region einer Rezession entgehen könnte", sagte S&P-Global-Chefvolkswirt Chris Williamson. Die deutlich gesunkene Gefahr einer Gas-Rationierung dürfte dazu ebenso beigetragen haben wie das Abflauen von Lieferengpässen.

In Deutschland schrumpfte die Wirtschaft im Januar nur noch geringfügig: Hier stieg das Barometer im Januar bereits den dritten Monat in Folge, und zwar um 0,7 Zähler auf 49,7 Punkte. Allerdings geben die Experten noch keine Entwarnung in Sachen Rezession. "Die deutsche Wirtschaft ist relativ stabil ins neue Jahr gestartet", kommentierte S&P-Global-Ökonom Phil Smith die Entwicklung. "Damit ist eine Rezession in der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone jedoch keineswegs vom Tisch." Im vierten Quartal 2022 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes stagniert.

Von den geringeren Lieferproblemen profitieren der Umfrage zufolge vor allem die Hersteller in Deutschland. "Und die jüngste Öffnung der Wirtschaft Chinas hat dazu beigetragen, dass die Aussichten für einen globalen Konjunkturaufschwung wieder gestiegen sind, was wiederum den Optimismus der Unternehmen enorm beflügelt hat", erklärte Williamson.

"DÜRFTE EZB BESTÄRKEN"

Die überraschend gute Entwicklung der Wirtschaft dürfte Folgen für die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben. "Die heutigen Daten dürften die EZB in ihrer Einschätzung bestätigen, dass die Wirtschaft im Euroraum nur eine milde Rezession durchlaufen wird, was für sich genommen die Wahrscheinlichkeit weiterer signifikanter Leitzinsanhebungen erhöht", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Die EZB hat im vergangenen Jahr ihre Nullzinspolitik beendet. Mittlerweile liegt der Leitzins bei 2,50 Prozent. Er dürfte bereits kommende Woche erneut angehoben werden - voraussichtlich auf 3,00 Prozent. "Die höheren Finanzierungskosten werden die Konjunktur mit der üblichen zeitlichen Verzögerung bremsen", sagte Commerzbank-Ökonom Weil. "Hinzu kommt die deutliche Aufwertung des Euro, der die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auf dem Weltmarkt verschlechtert." Nicht zuletzt reiße die hohe Inflation tiefe Löcher in die Kassen der privaten Haushalte. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik US-Angriff auf den Iran: Die Märkte bleiben erstaunlich ruhig
23.06.2025

Trotz der Angriffe auf iranische Atomanlagen bleiben die globalen Märkte ruhig. Doch die Straße von Hormus bleibt ein geopolitischer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Transferrepublik Deutschland: Wissen als Wirtschaftsfaktor
23.06.2025

Während US-Hochschulen unter politischem Druck stehen und Eliteforscher nach Kanada abwandern, funktioniert in Deutschland, was...

DWN
Politik
Politik Armenien kehrt Russland den Rücken – und öffnet sich dem Westen
23.06.2025

Armenien verabschiedet sich von Russland als Schutzmacht. Der Kreml sieht tatenlos zu – der Westen greift zu. Was das für Europa und...

DWN
Politik
Politik EU knickt ein: Russland darf weiter an Öl-Milliarden verdienen
23.06.2025

Die EU wollte Russland mit einer drastischen Senkung der Ölpreisobergrenze Milliarden entziehen. Doch angesichts wachsender Krisen rudert...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankgeschäfte im Wandel: Online-Banking auf dem Vormarsch – auch bei Älteren
23.06.2025

Digitale Bankgeschäfte sind längst keine Domäne der Jüngeren mehr. In Deutschland steigt die Nutzung von Online-Banking quer durch alle...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: DAX-Kurs zum Start unter Druck nach US-Angriff auf den Iran, Ölpreise steigen
23.06.2025

Die Börse steht unter Druck: Nach dem überraschenden US-Angriff auf iranische Atomanlagen herrscht Verunsicherung an den Aktienmärkten....

DWN
Panorama
Panorama Israel-Iran-Krieg: Trump signalisiert Unterstützung für Machtwechsel im Iran
23.06.2025

US-Präsident Donald Trump deutet nach den Bombardierungen der Atomanlagen im Iran durch das US-Militär Unterstützung für einen Wechsel...

DWN
Technologie
Technologie Mensch und Maschine: Die Zukunft der Cyberabwehr
23.06.2025

Cyberangriffe werden raffinierter, herkömmliche Schutzmechanismen reichen nicht mehr aus. Moderne Sicherheitszentren setzen daher auf eine...