Finanzen

Nach Fed-Entscheid: Dollar fällt auf Neun-Monats-Tief

Die US-Notenbank schürt Hoffnungen auf einen weniger starken Zinsanstieg. Damit sorgt sie für einen Rückgang des Dollars gegenüber anderen wichtigen Währungen.
02.02.2023 09:36
Aktualisiert: 02.02.2023 09:36
Lesezeit: 3 min
Nach Fed-Entscheid: Dollar fällt auf Neun-Monats-Tief
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed, am Donnerstag im Federal Reserve Board in Washington. (Foto: dpa) Foto: Jacquelyn Martin

Die US-Notenbank schaltet angesichts der abflauenden Inflation in den USA bei ihrer ersten Zinserhöhung im neuen Jahr einen weiteren Gang zurück. Die Federal Reserve erhöhte den Schlüsselsatz am Mittwoch lediglich um einen Viertel-Prozentpunkt - auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit kehrt nach einer Serie relativ aggressiver Zinsschritte wieder etwas Normalität in der Geldpolitik ein.

Die Fed hatte bereits im Dezember den Leitzins nur noch um einem halben Punkt angehoben. Zuvor hatte sie ihn vier Mal in Folge um jeweils 0,75 Prozentpunkte nach oben getrieben, um die Inflationswelle zu brechen. Fed-Chef Jerome Powell bekräftigte allerdings am Mittwoch, dass fortlaufende Zinsanhebungen angemessen seien, um die Inflation zur Zielmarke von 2 Prozent zurückzubewegen.

An der US-Börse zogen die Aktienkurse nach Powells Rede umgehend an. Der S&P-500-Index legte 1 Prozent zu. Die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen büßte leicht ein. Zudem gab der Kurs des US-Dollar gegenüber anderen wichtigen Währungen etwas nach.

Am Donnerstagmorgen lag der Dollar 0,3 Prozent tiefer bei 100,94 Punkten, nachdem er bereits nach Powells Presse-Konferenz mit 100,80 Punkten auf ein Neun-Monats-Tief gefallen war. Im Gegenzug legte der Euro vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank um 0,2 Prozent auf 1,10 Dollar zu. Hintergrund ist die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr stärker an der Zinsschraube drehen wird als die US-Notenbank Fed. Dies beflügelt den Euro.

Das langsamere Tempo der geldpolitischen Straffung heize die Debatte an, wie weit der US-Leitzinsgipfel noch entfernt sei, kommentierte LBBW-Analyst Elmar Völker den Fed-Beschluss. Die US-Inflation befinde sich seit Sommer 2022 auf dem Rückzug. Und die Chancen stünden gut, dass der Trend zu nachlassender Teuerung in den kommenden Monaten weitergehe. Aus Sicht von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sollte die "kleine" Zinsanhebung um 25 Basispunkte nicht als Signal für das bevorstehende Ende des Zinsanhebungszyklus verstanden werden. "Die Fed sieht noch immer die Notwendigkeit für weitere Leitzinsanhebungen", so Gitzel.

Dies machte Powell auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss deutlich. "Es gibt noch mehr zu tun", sagte der Notenbankchef. "Auch wenn sich die Inflation zuletzt abgeschwächt hat, bleibt sie zu hoch." Er sei weiterhin der Ansicht, dass es einen Weg gebe, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu senken, ohne dass es zu einem erheblichen Konjunkturabschwung oder zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitslosigkeit komme. Die Fed habe auch noch nicht entschieden, bei welchem Niveau sie ihren Zinserhöhungskurs beenden werde. "Je länger die derzeitige Phase hoher Inflation anhält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Erwartungen einer höheren Inflation verfestigen", warnte er.

ABSAGE AN SCHNELLE ZINSSENKUNGEN

Schnellen Zinssenkungen erteilte der Notenbankchef eine Absage. Die derzeitigen Aussichten ließen ein schwächeres Wachstum, einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit und einen allmählichen Rückgang der Inflation erwarten, sagte Powell. "Wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen im Einklang mit diesen Erwartungen entwickelt, wird es nicht angebracht sein, die Zinsen in diesem Jahr zu senken", merkte er an. Sollte die Inflation dagegen schneller zurückweichen, werde dies in der Geldpolitik berücksichtigt.

Die Teuerungsrate war im Dezember auf 6,5 von 7,1 Prozent im November gefallen. Der sechste Rückgang in Folge bietet der Zentralbank jetzt Spielraum für eine weniger scharfe geldpolitische Gangart. Dies hatte Erwartungen geschürt, der Zinsgipfel werde womöglich im Frühjahr erreicht sein. An den Finanzmärkten kursieren mit Blick auf den Sommer zuletzt sogar bereits Zinssenkungsfantasien.

ARBEITSMARKT ETWAS SCHWÄCHER

Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich zum Jahresbeginn eher etwas schwächer als erwartet. So haben die US-Unternehmen zu Jahresbeginn einer Umfrage zufolge weit weniger Jobs geschaffen als erwartet. Unter dem Strich entstanden nach einer Firmenumfrage des Personaldienstleisters ADP im Januar nur 106.000 Arbeitsplätze. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Stellenzuwachs im Privatsektor von 178.000 gerechnet, nach revidiert 253.000 im Dezember. Der noch wichtigere Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der auch Jobs im öffentlichen Dienst erfasst, steht am Freitag an.

Die US-Industrie beschleunigte unterdessen ihre Talfahrt zum Jahresstart. Der Einkaufsmanagerindex für den Sektor sank laut der am Mittwoch veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) im Januar um einen vollen Zähler zum Vormonat auf 47,4 Punkte. Damit entfernte sich das Barometer noch weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und fiel auf das tiefste Niveau seit Mai 2020. Volkswirten zufolge liefern die Daten der Fed Argumente dafür, bei den Zinserhöhungen nun etwas gemächlicher voranzuschreiten.

Das von der Fed bevorzugte Maß für die Inflation, der Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE), stieg im Dezember zwar nur noch mit einer Jahresrate von 5 Prozent. Das ist deutlich weniger als der Höchststand im Juni von fast sieben Prozent. Das Maß liegt damit aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der Fed.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...