Finanzen

Digitaler Euro: Banken fordern Obergrenzen für jeden Bürger

Lesezeit: 2 min
06.02.2023 16:57  Aktualisiert: 06.02.2023 16:57
Deutschlands Finanzinstitute stellen sich überraschend deutlich gegen die derzeitigen Pläne der EZB für einen digitalen Euro. Sie fürchten im Krisenfall Bankruns auf das Zentralbankgeld – und fordern Obergrenzen für jeden Bürger.
Digitaler Euro: Banken fordern Obergrenzen für jeden Bürger
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erfährt unerwarteten Widerstand gegen ihre Pläne zur Einführung eines digitalen Euros. (Foto: dpa)
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Finanzinstitute dürfen aus Sicht des Bankenverbandes auch bei einem digitalen Euro nicht ihre zentrale Funktion im Zahlungsverkehr einbüßen. Die Rollenverteilung zwischen Geldhäusern und der Europäischen Zentralbank (EZB) müsse auch beim digitalen Euro erhalten bleiben, forderte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers des Bankenverbandes, am Montag bei einem Pressegespräch zur Vorstellung eines Positionspapiers.

Bankenverband fürchtet digitales Zentralbankgeld

Die Ausgabe eines digitalen Euro solle allein den Banken vorbehalten und dieser müsse mit einem Bankkonto verknüpft sein. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat derweil bei digitalem Zentralbankgeld auch den Zahlungsverkehr über Ländergrenzen im Blick. Mit einem schrankenlosen Zahlungsverkehr rechnet sie gleichwohl nicht.

Laut dem Bankenverband muss bei der Einführung eines digitalen Euro darauf geachtet werden, dass Einlagenabflüsse bei den Geldhäusern verhindert werden. Auch die Gefahr von digitalen Bank-Runs müsse gebannt werden. „Wir setzen uns deshalb für ganz klare Obergrenzen ein, wie viel digitale Euros jeder Bürger haben kann, und eine sinnvolle Kontrolle, damit so etwas nicht passiert,“ sagte Peucker.

Eine konkrete Zahl nannte der Verband nicht. Diese dürfe nicht zu hoch ausfallen, da ansonsten das Finanzsystem deutlich instabiler werde, so Peucker. EZB-Direktor Fabio Panetta hatte einmal ein mögliches Limit von 3000 Euro in die Diskussion eingebracht.

EZB-Entscheidung zu digitalem Euro im Oktober

Die EZB will im Oktober nach einer zweijährigen Prüfungsphase entscheiden, ob es einen digitalen Euro geben soll. Bis er verfügbar wäre, würden wohl noch einmal rund drei Jahre vergehen. Erwartet wird, dass die EU-Kommission in diesem Mai einen Gesetzgebungsvorschlag vorlegt, der dann von den Mitgliedsstaaten und vom EU-Parlament beraten wird.

„Ein digitaler Euro sollte einen zusätzlichen Nutzen stiften, eine 'bessere' Form des Bargelds darstellen“, heißt es in dem Positionspapier des Bankenverbandes. Es reiche nicht aus, nur bestehende Zahlverfahren zu kopieren. Geschäftsbanken würden den Bedarf der Kunden an Digitalgeld am besten kennen.

An diesem Bedarf sollten sich die Anwendungsfälle für die Digitalwährung ausrichten. Wie die Angebote technisch auszugestalten seien, solle den Banken überlassen werden. Als eine wichtige Eigenschaft des digitalen Euro erachtet der Bankenverband die „Offline“-Fähigkeit. Das heißt, ein Geld-Transfer solle auch dann möglich sein, wenn weder das Mobiltelefon des Zahlers noch das des Empfängers eine Internetverbindung haben.

Elf Länder haben bereits CBDCs eingeführt

Digitalwährungen könnten aus Sicht von Experten auch den Zahlungsverkehr über Grenzen hinweg einfacher und kostengünstiger machen. Aus Sicht der BIZ wird es aber wahrscheinlich künftig keinen schrankenlosen Zahlungsverkehr zwischen den unterschiedlichen Digitalwährungen (CBDCs) der verschiedenen Währungsräume geben.

„Wir werden niemals eine vollkommene Vernetzung haben“, sagte die neue Chefin des Innovation Hub der BIZ, Cecilia Skingsley, der Nachrichtenagentur Reuters. Es gebe zu viele Spannungen – nicht alle Länder der Welt würden bereit sein, mit allen anderen umfassend zusammenzuarbeiten. „Das ist die Realität.“

Rund um den Globus haben bereits elf Länder Digitalversionen ihrer Währungen eingeführt – über 100 Staaten arbeiten daran. Nutzungstrends sprechen Skingsley zufolge gegen Bargeld. „Wenn man die Bargeld-Verwendung in vielen Ländern hochrechnet, wird Bargeld in der Zukunft nicht mehr als Zahlungsmethode genutzt werden.“


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