Finanzen

Zentralbanken drohen massive Verluste - Wer springt ein?

Infolge der massiven Anleihenkäufe drohen den Zentralbanken nun massive Verluste, so eine Studie der BIZ. Im schlimmsten Fall müssen die Staaten sie retten.
07.02.2023 11:34
Aktualisiert: 07.02.2023 11:34
Lesezeit: 2 min

Zentralbanken müssen sich laut einer Studie auf massive Verluste im Zusammenhang mit ihren in den vergangenen Jahren der Krisenpolitik aufgetürmten Anleihebeständen einstellen.

Sollten in extremen Fällen Regierungen die Notenbanken mit frischem Kapital stützen müssen, könnten die Währungshüter bei Steuerzahlern und Politikern in Ungnade fallen, warnten Experten in einer von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Dienstag veröffentlichten Untersuchung. Sollte die Konjunkturpolitik versagen und es dem Staat an Glaubwürdigkeit mangeln, könnten die Verluste die Unabhängigkeit der Notenbank gefährden und sogar zum Zusammenbruch der Währung führen.

Dies wäre der Studie zufolge allerdings ein Extremfall. "Mehrere Zentralbanken hatten negatives Eigenkapital besessen und doch ihre Ziele voll erfüllen können - beispielsweise hatten die Zentralbanken von Chile, der Tschechischen Republik, von Israel und Mexiko jahrelang negatives Eigenkapital."

Um politische Angriffe abzuwehren, sollten Zentralbanken in ihrer Kommunikation deutlich machen, dass die geldpolitischen Schritte, die zu den Verlusten geführt haben, dazu dienten, die Preisstabilität zu sichern und das Wirtschaftswachstum anzuschieben. Und davon profitierten langfristig Haushalte und Unternehmen. Um das Vertrauen der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten sollten zudem Anteilseigener anerkennen, dass der Stabilitätsauftrag der Notenbanken Vorrang vor Gewinnen habe.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und mehrere nationale Euro-Notenbanken hatten bereits vor möglichen Bilanzverlusten im Zuge des eingeschlagenen Zinserhöhungskurses gewarnt. Die Währungshüter hatten in den vergangenen Jahren massive Staatsanleihen- und Unternehmensanleihen-Kaufprogramme aufgelegt. Sie rechtfertigten dies mit den vermeintlichen Zielen, die Konjunktur anzukurblen und die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern.

Die Billionenbestände an Anleihen werfen derzeit aber nur geringe Zinsen ab. Auf der anderen Seite müssen die Euro-Wächter im Zuge der Zinswende den Geschäftsbanken nun wieder kräftig Zinsen zahlen für deren Einlagen bei der Notenbank. Der Einlagensatz steht aktuell in der Euro-Zone bei 2,5 Prozent. Noch im Juni 2022 war er negativ, was Strafzinsen für die Institute bedeutet hatte.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte darauf hingewiesen, dass die deutsche Notenbank Rückstellungen von rund 20 Milliarden Euro für den Fall gebildet hat, dass die Zinsen wieder steigen. Nagel schloss Verluste für die Bundesbank nicht aus. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte 2022 aufgrund fallender Aktien- und Anleihekurse sowie der Aufwertung des Franken mit einem Fehlbetrag von 132 Milliarden Franken den größten Verlust ihrer 115-jährigen Geschichte eingefahren. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...