Finanzen

Japan überrascht den Markt mit neuem Notenbankchef

Japan wird offenbar den Ökonomen Kazuo Ueda zum neuen Chef der Notenbank ernennen. Die Nominierung kommt überraschend und ist ein Richtungsentscheid.
10.02.2023 12:09
Aktualisiert: 10.02.2023 12:09
Lesezeit: 2 min

Japans Regierung wird den Wirtschaftswissenschaftler Kazuo Ueda aller Voraussicht nach zum nächsten Chef der Notenbank ernennen. Dies sagten zwei Regierungsvertreter am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Der 71-jährige Ueda, der an der Kyoritsu Women's University tätig ist, gilt als ausgewiesener Experte für Geldpolitik. Er war bereits von 1998 bis 2005 in der Führungsebene der japanischen Notenbank (BoJ) tätig. Die Zeitung "Nikkei" hatte zuvor über die Personalie berichtet. Die Amtszeit des derzeitigen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda wird am 8. April enden. Dieser hatte stets an einer lockeren Geldpolitik festgehalten.

Für Analysten ist die voraussichtliche Ernennung von Ueda eine große Überraschung. Er galt zuvor nicht einmal als Wunschkandidat. Zudem ist es aus ihrer Sicht nicht leicht abzusehen, was diese Ernennung für etwaige Änderungen der geldpolitischen Ausrichtung der Notenbank bedeuten könnte.

Während andere Zentralbanken rund um den Globus versuchen, eine hartnäckig hohe Inflation durch Zinserhöhungen zurückzudrängen, hat die BOJ bislang keine Eile erkennen lassen, ihren ultra-laxen Kurs zu ändern. An den Finanzmärkten wird seit einiger Zeit bereits darüber spekuliert, ob die BoJ nach dem Ende der Amtszeit Kurodas eine Kehrtwende vollziehen und die Geldpolitik straffen könnte.

Ueda nahm einst eine Schlüsselrolle ein bei der Bekämpfung der Anfangsphase der japanischen Deflation ein. Damals wurden die umfangreichen Anleihenkäufe angestoßen - in der Fachwelt als Quantitative Easing (QE) bekannt - und der Zinsausblick für die Finanzmärkte - Forward Guidance genannt - eingeführt. Es wird erwartet, dass die Regierung dem Parlament am 14. Februar den Kandidaten vorstellt. Sie werde auch Ryozo Himino, den ehemaligen Leiter der japanischen Bankenaufsichtsbehörde, sowie das BoJ-Führungsmitglied Shinichi Uchida als Vize-Chefs nominieren, sagten die zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Ueda sei ein versierter Notenbanker, erläuterte Shotaro Kugo, Volkswirt beim Daiwa Institute of Research. "Und er hat auch Erfahrung mit dem kommunikativen Kampf um die Nullzinspolitik der BoJ, als er Boardmitglied war", merkte er an. "Da er sowohl Theoretiker als auch Praktiker ist, macht ihn das gut positioniert, da die BoJ in eine schwierige Phase der politischen Normalisierung eintritt". Er könne die Absicht der Regierung erkennen, die geldpolitische Richtung zu erneuern.

In einem Kommentar, der im Juli in Nikkei erschien, warnte Ueda die BoJ davor, die Zinssätze übereilt anzuheben, nur weil die Inflation kurzzeitig über zwei Prozent liege. Er führte aber auch aus, dass die Zentralbank eine Ausstiegsstrategie aus der ultralockeren Geldpolitik erwägen müsse und auch einmal ihr außerordentliches Stimulusprogramm zu überprüfen habe.

Viele Beobachter hatten den stellvertretenden BoJ-Chef Masayoshi Amamiya als stärksten Kandidaten für die Übernahme des Spitzenpostens angesehen, aber Nikkei berichtete, dass er den Posten abgelehnt habe. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Verteidigung der Zukunft: Hensoldt rüstet Europa mit Hightech auf
06.06.2025

Kaum ein Rüstungsunternehmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren so grundlegend gewandelt wie Hensoldt. Aus einer ehemaligen...

DWN
Politik
Politik Trump gegen Europa: Ein ideologischer Feldzug beginnt
06.06.2025

Donald Trump hat Europa zum ideologischen Feind erklärt – und arbeitet systematisch daran, den Kontinent nach seinen Vorstellungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die wertvollsten Marken der Welt: Top 5 fest in US-Hand
06.06.2025

Während die Weltwirtschaft stagniert, explodieren die Markenwerte amerikanischer Konzerne. Apple regiert unangefochten – China und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Star-Investorin: „Wir erleben eine neue Generation von KI-Gründern“
06.06.2025

US-Chaos, Trump und Kapitalflucht: Europas KI-Talente kehren dem Silicon Valley den Rücken – und bauen die Tech-Giganten der Zukunft vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturprognose unter Druck: Wie der Zollstreit Deutschlands Exporte trifft
06.06.2025

Zölle, Exporteinbrüche und schwache Industrieproduktion setzen Deutschlands Wirtschaft zu. Die aktuelle Konjunkturprognose gibt wenig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Internationale Handelskonflikte: So schützen sich exportorientierte KMU
06.06.2025

Ob Strafzölle, Exportverbote oder politische Sanktionen – internationale Handelskonflikte bedrohen zunehmend die Geschäftsmodelle...

DWN
Panorama
Panorama Musk gegen Trump: Politische Zweckbeziehung artet in öffentlichen Machtkampf aus – die Tesla-Aktie leidet
06.06.2025

Elon Musk und Donald Trump galten als Zweckbündnis mit Einfluss – doch nun eskaliert der Streit. Was steckt hinter dem Zerwürfnis der...