Unternehmen

Ford will in Europa fast 4000 Stellen abbauen, Köln stark betroffen

Lesezeit: 2 min
14.02.2023 09:41  Aktualisiert: 14.02.2023 09:41
Bei Ford sollen bis 2025 rund 4000 Mitarbeiter in Europa ihre Jobs verlieren. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf die deutschen Standorte in Köln und Aachen.
Ford will in Europa fast 4000 Stellen abbauen, Köln stark betroffen
Der Autobauer Ford will an seinem Kölner Standort im großen Stil Jobs abbauen. (Foto: dpa)
Foto: Oliver Berg

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei Ford sollen auf dem Weg zur Elektromobilität in den kommenden Jahren fast 4000 Mitarbeiter in Europa ihre Jobs verlieren. Davon entfällt mit 2300 Arbeitsplätzen mehr als die Hälfte auf die Europazentrale in Köln und das Forschungszentrum in Aachen, wie Ford am Dienstag bei einer Telefonkonferenz erläuterte. Ford richte sich damit auf ein "kleineres, fokussierteres und zunehmend elektrisches Produktportfolio aus", erklärte Deutschland-Chef Martin Sander. Ford beschäftigt hierzulande insgesamt 19.000 Mitarbeiter, europaweit sind es rund 34.000.

Der US-Autobauer ist seit fast 100 Jahren in Deutschland präsent. Im August 1925 wurde die Ford Motor Company erstmals ins deutsche Handelsregister eingetragen. Das Kölner Fahrzeugwerk nahm im Juni 1931 die Arbeit auf und setzte stark auf deutsche Ingenieurskunst. 1970 folgte das Werk in Saarlouis, in dem aktuell noch das Kompaktmodell Focus montiert wird. Es soll 2025 eingestellt werden. Von den derzeit 4500 Arbeitsplätzen sollen nach Angaben des Betriebsrats dann nur etwa 500 bis 700 bei Ford erhalten bleiben.

Das Werk in Köln hat schon einen massiven Personalabbau hinter sich. Zuletzt arbeiteten in der Domstadt noch 14.000 Menschen, vor drei Jahren waren es noch gut 18.000.

Ford agiert anders als General Motors

Anders als der US-Rivale General Motors, der seine damals tief in den roten Zahlen steckende Tochter Opel 2017 an die spätere Stellantis-Tochter PSA verkaufte, zieht sich Ford nicht aus Deutschland zurück. Deutschland-Chef Sander, der auch die Elektrosparte leitet, erklärte, die Marke müsse sich in Europa neu erfinden. Angesichts der hohen Material- und Energiepreise und der zunehmenden Konkurrenz aus China sei eine Neuausrichtung nötig. Etwa 3400 Ingenieure will Ford in Europa behalten. Sie sollen die in den USA entwickelte Technologie an europäische Kunden anpassen.

Die IG Metall stimmte den Kürzungen im Gegenzug für Abfindungen und dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2032 zu. "Nach zwei harten Verhandlungswochen zwischen den Betriebsparteien ist eine Zukunftsvereinbarung gelungen, die sowohl Kosteneinsparungen für das Unternehmen beinhaltet als auch die Absicherung der deutschen Standorte für die Beschäftigten", erklärte die Gewerkschaft. "Wir sind zutiefst erleichtert und gratulieren dem Betriebsrat zu dieser gelungenen Vereinbarung", hieß es in einer Mitteilung.

In Deutschland will sich der Autobauer bis 2025 von 1700 Entwicklern trennen, dazu kommen 600 Mitarbeiter in administrativen Bereichen, der Marketingabteilung und im Vertrieb. Einschließlich des Abbaus von 1300 Stellen in Großbritannien und weiteren rund 200 in anderen europäischen Ländern sind 3800 Stellen betroffen. Der Ankündigung waren wochenlange Verhandlungen mit der Gewerkschaft vorausgegangen.

Der US-Konzern hatte im vergangenen Jahr seine Gewinnziele verfehlt und will sich einer Radikalkur unterziehen. Finanzchef John Lawler hatte bei der Bilanzpräsentation "sehr aggressive" Maßnahmen angekündigt, um die Kosten in Produktion und in der Lieferkette zu senken. In Europa weitete sich der Vorsteuerverlust - bei unverändertem Umsatz - im vierten Quartal auf 400 Millionen Dollar aus, das war doppelt soviel wie im Vorjahr. Experten sehen den Personalabbau in den Bereichen Forschung und Entwicklung auch als Folge der Kooperation mit dem Volkswagen-Konzern, von dem Ford die Lizenz zum Bau eines Elektroautos auf Basis des Elektrobaukastens MEB hat. Dadurch spart Ford Entwicklungskosten. (Reuters)

 


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Politik
Politik Termin für Neuwahlen: Scholz zeigt Verhandlungsbereitschaft und ist offen für Gespräche
08.11.2024

Die Ampel-Koalition ist Geschichte, und der Druck auf Kanzler Scholz wächst, rasch Klarheit über den Termin für Neuwahlen zu schaffen....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel-Ansiedlung nach US-Wahl: Ökonom sieht geringe Chancen für Magdeburg
08.11.2024

Nach der US-Wahl sieht der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, kaum noch Chancen für eine...

DWN
Politik
Politik Vertrauensfrage oder konstruktives Misstrauensvotum: Wie Deutschland den ungeliebten Kanzler los werden könnte
08.11.2024

Wutanfall vom Tele-Prompter? Stilfragen hin oder her! Der Wahlkampf bestimmt den Terminkalender zu den Neuwahlen. Das kann die Union nicht...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt EPEA macht Produkte kreislauffähig: Cradle to Cradle als Erfolgsrezept für Unternehmen
08.11.2024

Ob die Carlsberg Brauerei, der Spielzeughersteller Schleich oder Liebherr als Produzent von Kühlgeräten – die EPEA GmbH aus Hamburg...

DWN
Politik
Politik Mauerfall: Bundestag würdigt den Mut der Ostdeutschen zum 35. Jahrestag des Mauerfalls
08.11.2024

Der Bundestag zieht nach 35 Jahren Mauerfall eine Bilanz. Einige Abgeordnete äußern sich dabei durchaus kritisch - und dies aus...

DWN
Politik
Politik Ökonom Jens Boysen-Hogrefe zum Ampel-Ende: „Der offene Haushalt kommt zur Unzeit”
08.11.2024

Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft kritisiert im DWN-Interview nicht nur den Zeitpunkt, an dem der offene Haushalt...

DWN
Politik
Politik Rente steigt 2025 um etwa 3,5 Prozent – Heil setzt sich für Rentenreform ein
08.11.2024

Die Renten in Deutschland sollen im kommenden Sommer voraussichtlich um rund 3,5 Prozent steigen. Dies geht aus dem Entwurf des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ampel-Aus: Wirtschaft fordert Steuersenkungen und das Lockern der Schuldenbremse
08.11.2024

Stabilität, Verlässlichkeit, Vertrauen – all dies bot die Ampel-Regierung in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen gab es Zoff und...