Ford verhandelt mit dem chinesischen Autobauer BYD über einen Verkauf des Werks in Saarlouis. Vertreter des Ford-Managements in Deutschland reisen dazu kommende Woche nach China, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider. Die Gespräche sind demnach in einem frühen Stadium, und das Geschäft könnte noch scheitern. Ford hat bereits Gespräche mit ungefähr 15 Interessenten gesucht.
Neben BYD führt Ford dem Bericht zufolge auch Gespräche mit anderen Interessenten, darunter der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna International und Finanzinvestoren, die sich möglicherweise mit einem Hersteller zusammenschließen könnten. Auch VDL Nedcar aus den Niederlanden ist an dem Ford-Werk interessiert, berichtet die Automobilwoche unter Berufung auf Unternehmenskreise.
"Wir untersuchen verschiedene Optionen für die zukünftige und nachhaltige Nutzung des Standorts Saarlouis. Im Rahmen dieses Prozesses befinden wir uns in laufenden Gesprächen mit einer Reihe von potenziellen Käufern und haben zu diesem Zeitpunkt nichts weiter zu sagen", sagte ein Sprecher von Ford.
Der Verkauf des Werks in Saarlouis wäre ein weiterer Schritt in den Bemühungen von Ford, seine europäischen Aktivitäten neu zu ordnen und vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Es wäre auch ein wichtiger Schritt für die chinesische Elektroautoindustrie, die begonnen hat, in europäische Märkte zu expandieren.
BYD ist der größte Hersteller von Elektroautos in China, dem weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge. Zudem verkauft das Unternehmen bereits einige Elektrofahrzeuge in Europa, darunter auch Busse. Der Kauf des Werks würde BYD einen Stützpunkt für die weitere Expansion in Europa verschaffen, wo der Markt für Elektro- und Hybridfahrzeuge ein starkes Wachstum verzeichnet.
In dem Werk in Saarlouis wird derzeit der Ford Focus hergestellt, doch Ford hatte im Juni angekündigt, dass die Produktion dort 2025 eingestellt werden soll. Das Unternehmen erklärte letztes Jahr zudem, dass künftige Elektroautos für Europa in seinem Werk in Valencia (Spanien) und in seinem Hauptwerk in Köln (Deutschland) gebaut werden sollen.
In dieser Woche erklärten Gewerkschaftsvertreter, Ford habe garantiert, dass etwa 500 bis 700 Beschäftigte der aktuell 4.600 in Saarlouis auch nach dem Ende der Fahrzeugproduktion im Jahr 2025 weiterhin Komponenten herstellen würden. Die Gewerkschaftsvertreter verhandeln derzeit über die Weiterbeschäftigung weiterer Mitarbeiter, doch die Zukunft des Großteils der Belegschaft ist ungewiss.
Sollten BYD und Ford zu einer Einigung kommen, wäre dies ein wichtiger Meilenstein für das chinesische Unternehmen, das im vergangenen Jahr 1,86 Millionen Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge verkauft hat, dreimal so viele wie im Jahr zuvor. Die potenzielle Investition folgt auf die Expansion von Tesla, das im vergangenen Jahr mit der Produktion im neuen Werk in Grünheide nahe Berlin begonnen hat.