Politik

EU-Parlament beschließt Verbrenner-Aus für PKW ab 2035

Das EU-Parlament billigte am Dienstag die neuen CO2-Vorgaben, wonach ab 2035 keine Neuwagen mehr verkauft werden dürfen, die einen Verbrennungsmotor haben.
15.02.2023 15:18
Aktualisiert: 15.02.2023 15:18
Lesezeit: 2 min
EU-Parlament beschließt Verbrenner-Aus für PKW ab 2035
Verbrenner sind in der EU ab 2035 verboten. Das beschloss am Dienstag das Parlament in Straßburg. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Im Kampf gegen den Klimawandel sollen der EU-Kommission zufolge ab 2040 nur noch Lkw und Busse mit geringen Rest-CO2-Emissionen verkauft werden. Der CO2-Ausstoß müsse bei Neufahrzeugen dann 90 Prozent niedriger liegen als 2019, sagten Kommissionsvertreter am Dienstag in Brüssel.

Parallel beschloss das EU-Parlament formal, dass neue Pkw ab 2035 klimaneutral sein müssen, was als Aus für den klassischen Verbrennungsmotor gilt. Darauf hatten sich Kommission, Mitgliedsstaaten und Parlament bereits zuvor verständigt. Die Staaten müssen dies als letztes im Rat ebenfalls billigen, was als sicher gilt. Ziel ist es, dass die EU bis 2050 klimaneutral ist.

Die 90-Prozent-Vorgabe für Lkw bleibt hinter dem zurück, was die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Dänemark im vergangenen Monat verlangt hatten. Umweltgruppen argumentieren, dass so im Jahr 2050 immer noch Diesel-Lkw unterwegs sein würden. Andere EU-Staaten wiederum vertreten die Auffassung, das Jahr 2040 sei für Lkw-Produzenten zu früh für eine Umstellung auf alternative Antriebe. Über den Vorschlag der Kommission müssen nun Parlament und Mitgliedsstaaten beraten.

Der Automobilverband VDA kritisierte, der ambitionierte Vorschlag werde nicht von nötigen Rahmenbedingungen begleitet. "Die EU verschärft die CO2-Grenzwerte deutlich, ohne dabei notwendige flankierende Maßnahmen zu verabschieden und damit einen tatsächlich realisierbaren Hochlauf alternativer Antriebe sicherzustellen", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Ohne Tempo und Entschlossenheit bei den notwendigen Rahmenbedingungen, insbesondere die entsprechenden Investitionen in die Infrastruktur, wird das Ziel kaum erreichbar sein."

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) machte sich erneut sowohl bei Pkw als auch Lkw und Bussen für den Einsatz sogenannter E-Fuels stark - also synthetisch erzeugter klimaneutraler Kraftstoffe. "Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir uns alle Möglichkeiten und Technologien offen halten", erklärte er. "Wir dürfen dabei nicht auf E-Fuels verzichten. Sowohl für die Bestandsflotte als auch für neue Fahrzeuge bieten E-Fuels klimaneutrale Mobilität mit Verbrennungsmotoren. Das gilt auch für Lkw und Busse."

E-Fuels sind allerdings im Pkw laut derzeitigen Beschlüssen nur für Sonderfahrzeuge nach 2035 möglich. Das Umweltministerium setzt zumindest beim Pkw auf Elektro-Autos und will die knappen E-Fuel-Kapazitäten eher für den Flug- oder Schiffsverkehr reservieren.

Umweltministerin Steffi Lemke zeigte sich mit der Entscheidung des EU-Parlaments zufrieden: "Die Einigung ist ein großer Fortschritt für den Klimaschutz und wird den Verkehrssektor auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen", sagte die Grünen-Politikerin. "Denn gerade im Verkehrsbereich gibt es noch viel zu tun. Die europäische Automobilindustrie bekommt damit die notwendige Planungssicherheit für die Transformation."

Der Verkehrssektor macht beim Klimaschutz gerade in Deutschland die größten Probleme. Er hat 2021 die gesetzlichen Vorgaben verfehlt und dürfte dies aller Voraussicht nach auch 2022 getan haben. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...