Politik

Blinken dringt in Ankara auf schnellen NATO-Beitritt Schwedens

Die US-Regierung ruft die Türkei zu einem Ende ihrer Blockadehaltung auf. Zwischen den Zeilen werden große Unstimmigkeiten sichtbar.
20.02.2023 11:00
Lesezeit: 2 min
Blinken dringt in Ankara auf schnellen NATO-Beitritt Schwedens
19. Februar 2023: Antony Blinken (r), Außenminister der USA, wird von Mevlut Cavusoglu, Außenminister der Türkei, auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik begrüßt. (Foto: dpa) Foto: Clodagh Kilcoyne

US-Außenminister Antony Blinken hat bei seinem Besuch in der Türkei auf eine Zustimmung für einen raschen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands gedrungen. Die Vereinigten Staaten unterstützten nachdrücklich den schnellstmöglichen Beitritt der beiden nordischen Länder, sagte Blinken am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara. „Die Nato-Erweiterung um Schweden und Finnland ist keine bilaterale Angelegenheit“, betonte er mit Blick auf die Blockade der türkischen Regierung im Fall Schwedens. Beide Länder seien auch bereits mit konkreten Schritten auf die Türkei zugegangen, so Blinken.

Cavusoglu beharrte dagegen darauf, dass insbesondere Schweden mehr tun müsse, um die türkischen Bedenken auszuräumen. Die Türkei blockiert derzeit einen Nato-Beitritt der beiden Länder und fordert vor allem von Schweden ein härteres Vorgehen gegen Extremisten wie etwa Mitglieder der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und auch deren Auslieferung.

Ankara will F-16-Kampfjets

In diesem Zusammenhang lehnte Cavusoglu auch Vorbedingungen für den geplanten Kauf amerikanischer F-16-Kampfjets ab. Das sei für die Türkei nicht machbar, sagte er. Die US-Regierung müsse sich hier gegenüber dem US-Kongress durchsetzen. Im Kongress in Washington wurden zuletzt Forderungen laut, den milliardenschweren Verkauf der Kampfjets an die Türkei von der Zustimmung zum Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands abhängig zu machen.

Anfang Februar hatte eine Gruppe von Senatoren in den USA Einwände gegen ein Rüstungsgeschäft mit der Türkei angemeldet, solange das Land den Beitritt von Schweden und Finnland blockiert. 27 Senatoren von Demokraten und Republikanern riefen Präsident Joe Biden in einem Brief dazu auf, mit der Lieferung von Kampfjets zu warten, bis die Türkei die Beitrittsanträge ratifiziert hat. Blinken sagte dazu, die US-Regierung unterstütze die Aufrüstung bestehender F-16-Kampfjets und die Bereitstellung neuer Jets, auch aus eigenem Interesse.

Die Beziehungen zwischen den beiden Nato-Partnern sind seit einigen Jahren belastet, unter anderem weil die Türkei 2019 russische Luftabwehrraketen gekauft hatte und auch sonst im Vergleich zu anderen NATO-Staaten eine autonome geopolitische Linie fährt.

Lesen Sie dazu: Frieden mit Syrien: Erdogan bricht mit dem Westen

Blinken kündigte an, dass die USA die Türkei nach den verheerenden Erdbeben „so lange wie nötig“ unterstützen würden. „Die Vereinigten Staaten und die Türkei sind nicht in allen Fragen einer Meinung, aber es ist eine Partnerschaft, die allen Herausforderungen standgehalten hat“, sagte er. Cavusoglu sagte, man müsse nicht auf eine Katastrophe warten, um die Beziehungen zu verbessern.

Blinken hatte am Sonntag das Katastrophengebiet im Süden der Türkei besucht. Die Zahl der Toten bei den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet stieg inzwischen auf mehr als 46.000. Die USA haben humanitäre Hilfe im Volumen von 185 Millionen Dollar bereitgestellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau auf Negativrekord: Beschäftigung in der Autobranche fällt auf Tief seit 2011
20.11.2025

Die Industrie steckt in einer schweren Krise: Besonders betroffen ist die Autobranche, aber auch im Maschinenbau gehen Tausende Jobs...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen Klimawandel: Deutschland gibt eine Milliarde für Tropenfonds
20.11.2025

Deutschland hat bei der UNO-Klimakonferenz in Brasilien eine Milliarde Euro für den globalen Waldschutzfonds TFFF zugesagt. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Hilfen: EU-Kommission rechnet mit möglichen Kriegsende bis Ende 2026
20.11.2025

Die EU plant weitere 135,7 Milliarden Euro Ukraine-Hilfe. Dabei basieren die Vorschläge der EU-Kommission zur finanziellen Unterstützung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Abwanderung deutscher Arbeitsplätze: Unternehmen verlagern Zehntausende Jobs ins Ausland
20.11.2025

Niedrigere Lohn- und Energiekosten, weniger Bürokratie und attraktivere Wettbewerbsbedingungen: Deutsche Unternehmen haben in den...

DWN
Politik
Politik Russland im Krieg: Journalistin enthüllt seltene Einblicke in die Gesellschaft
20.11.2025

In Zeiten, in denen Russland für viele Beobachter ein verschlossenes Land geworden ist, wagt eine Journalistin den Blick hinter die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie steigt kräftig: Chipgigant begeistert Anleger – Nvidia-Zahlen schlagen Erwartungen
19.11.2025

Die neuesten Nvidia-Zahlen haben die Finanzmärkte erneut aufhorchen lassen. Der Chipriese übertrifft die Erwartungen deutlich und...

DWN
Politik
Politik EU plant Anpassungen an der DSGVO: Mehr Spielraum für KI zu Lasten des Datenschutzes?
19.11.2025

Die Europäische Union plant umfassende Änderungen ihrer Digital- und Datenschutzregeln, um Innovationen im Bereich künstlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucherumfrage: Debitkarten und Smartphones verdrängen Bargeld in Deutschland
19.11.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass in Deutschland das Bezahlen mit Debitkarte und Smartphone zunehmend das Bargeld verdrängt. Fast die...