Deutschland

Handel mit Osteuropa steigt auf Rekordhoch

Der Handel mit Russland und der Ukraine ist massiv eingebrochen. Doch der Handel mit Osteuropa hat dies wettgemacht und insgesamt ein neues Rekordhoch erreicht.
22.02.2023 10:59
Aktualisiert: 22.02.2023 10:59
Lesezeit: 2 min

Russland wird der deutschen Wirtschaft zufolge wegen des Krieges gegen die Ukraine noch stärker an Bedeutung als Handelspartner und Investitionsstandort verlieren. "Die Entflechtung vom russischen Markt kommt schnell voran und wird sich 2023 weiter fortsetzen", sagte der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses, Michael Harms, am Mittwoch bei der Frühjahrspressekonferenz des Verbandes in Berlin kurz vor dem ersten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Die deutschen Exporte nach Russland brachen 2022 um 45 Prozent ein und lagen mit knapp 15 Milliarden Euro so niedrig wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr.

Die Entkoppelung von Russland ist dem Ost-Ausschuss zufolge nur zum Teil auf die EU-Sanktionspakete zurückzuführen. "Die Mehrheit der deutschen Unternehmen im Russland-Geschäft tut wesentlich mehr, als es die Sanktionen verlangen", sagte Harms. Nur in Branchen, die ausdrücklich von EU-Sanktionen ausgenommen seien, wie dem Gesundheits- und Agrarsektor, finde noch mehr oder weniger normales Geschäft statt.

"Die vielzitierten Statistiken zum angeblichen Verbleib der meisten Unternehmen in Russland sind irreführend, weil ein hundertprozentiger Rückzug hoch kompliziert und zeitraubend ist", sagte Harms. "Der russische Staat tut inzwischen alles, um einen weiteren Exodus ausländischer Unternehmen zu verhindern."

Die russische Wirtschaft fahre mit hohem Tempo in eine langanhaltende Krise hinein. "Wir haben immer gesagt, dass die russische Wirtschaft nicht über Nacht zusammenbrechen wird", betonte Harms. Aber die Sanktionen, der Rückzug ausländischer Unternehmen und der Exodus Hunderttausender junger Arbeitskräfte entfalteten eine zunehmend toxische Wirkung. Das Land büße seine Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit ein. "Wir erleben eine Desintegration Russlands aus der Weltwirtschaft und eine beispiellose Rückabwicklung marktwirtschaftlicher sowie technischer Errungenschaften der letzten 30 Jahre."

Während das Russland-Geschäft einbricht, boomt es anderswo. "Die drastischen Einbußen konnten durch zweistellige Exportsteigerungen in andere Märkte mehr als wettgemacht werden", sagte Harms. Der Handel mit Mittel- und Osteuropa wuchs dadurch im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand von 562 Milliarden Euro. Die 29 Länder Mittel- und Osteuropas trugen demnach gut 18 Prozent zum gesamten deutschen Außenhandel bei - mehr als China und die USA zusammen.

Der Handel mit der Ukraine ist mit minus sieben Prozent weniger stark eingebrochen, als dies angesichts der dramatischen Lage zu erwarten gewesen wäre: "Er befindet sich seit dem Spätherbst sogar auf Erholungskurs“, sagte Harms. Die deutschen Unternehmen im Land hätten die Produktion - wo immer möglich - aufrechterhalten oder schnell wieder hergestellt. Die deutsche Wirtschaft engagiere sich zudem intensiv für die schnelle Wiederherstellung zerstörter Infrastruktur und den langfristigen Wiederaufbau des Landes. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...