Unternehmen

Aldi und Lidl verdrängen britische Einzelhändler

Aldi und Lidl sind in Großbritannien schon lange im Aufwind. Und sie wollen ihren Marktanteil weiter ausbauen. Britische Einzelhändler sind dagegen chancenlos.
22.02.2023 13:10
Aktualisiert: 22.02.2023 13:10
Lesezeit: 2 min

Noch immer ist kein Heilmittel gefunden gegen die Expansion der deutschen Discounter: Britische Einzelhändler kämpfen bislang weitgehend vergeblich gegen den Siegeszug von Aldi und Lidl in ihrem Heimatmarkt. Und eine Trendwende für die langjährigen Platzhirsche Tesco, Sainsbury's, Asda und Morrisons ist Handelsexperten zufolge nicht in Sicht. Vielmehr rechnen Branchenkenner damit, dass es unter den britischen Ketten unter dem Druck der Herausforderer vom Kontinent zu einer Konsolidierung kommen könnte.

Die deutschen Discounter hatten in der Finanzkrise 2008 auf der Insel einen Schub bekommen. Damals lieferten sie den heimischen Ketten einen Preiskampf - und konnten sich durchsetzen. Doch Tesco und Sainsbury's haben seitdem reagiert und ihrerseits auf die Kostenbremse getreten. Teure Dienstleistungen verschwanden, Automatisierung etwa an den Kassen drückte die Personalkosten.

MARKTANTEILE STEIGEN IM WEIHNACHTSGESCHÄFT

Doch nun leiden die Verbraucher in Großbritannien nach dem Brexit unter einer steigenden Inflation und hohen Lebensmittelpreisen. Allein im wichtigen Weihnachtsgeschäft seien Einkäufe in einer Höhe von 58 Millionen Pfund von Tesco und Sainsbury's zu Lidl gewandert, berichtet der örtliche Lidl-Chef Ryan McDonnell. Und das liege nicht allein an der Eröffnung neuer Filialen - sondern an attraktiven Preisen. Im Dezember konnten Aldi und Lidl ihre Umsätze Marktdaten zufolge zweistellig steigern.

Das deutsche Duo kommt bereits auf einen gemeinsamen Marktanteil von über 16 Prozent im britischen Lebensmittel-Einzelhandel. Der Anteil könnte sich binnen eines Jahrzehnts sogar verdoppeln, vermuten Analysten und Handelsexperten. Beide investieren kräftig in die weitere Expansion. Aldi will die Zahl seiner Filialen in Großbritannien von derzeit rund 990 auf 1200 im Jahr 2025 steigern, Lidl peilt 1100 Läden an, derzeit sind es rund 950 Märkte.

Die deutschen Discounter können dabei auf ein großes internationales Netzwerk zurückgreifen, denn sie sind in vielen Ländern vertreten und stehen dank ihrer Marktmacht in Gesprächen mit Lieferanten gut da. Aldi Süd ist neben Großbritannien in zahlreichen europäischen Ländern und auch in den USA aktiv, der zur Schwarz-Gruppe gehörende Wettbewerber Lidl betreibt insgesamt über 12.000 Filialen in derzeit 31 Ländern. Zudem sind weder Lidl noch Aldi an der Börse notiert - im Gegensatz zu einigen britischen Konkurrenten müssen sie sich nicht an Börsenkursen, Dividenden und kurzfristigen Erfolgen in der Quartalsberichterstattung orientieren.

ALDI SCHON AUF PLATZ VIER

In zahlreichen europäischen Ländern - auch in der Bundesrepublik - pendeln Discounter bei Marktanteilen von einem Drittel des Lebensmittelhandels, in Großbritannien könnte eine ähnliche Entwicklung folgen, sagen Handelsexperten wie Professor Leigh Sparks von der Universität Stirling. Aldi kommt als viertgrößter Händler auf der Insel dem Forschungsinstitut Kantar zufolge aktuell auf einen Marktanteil von 9,2 Prozent, Lidl folgt mit 7,1 Prozent.

Handelsmanager erwarten, dass durch die Expansion der beiden Ketten der Druck auf die heimischen Ketten weiter steigt. Die Frage sei doch, wer auf Dauer Marktanteile an die Wettbewerber verliere und wann das für eine der Supermarkt-Ketten problematisch werde, sagte ein Handels-Veteran. Möglicherweise müsse es dann zu einer Konsolidierung kommen. Tesco sei zu groß - ein möglicher Kandidat sei dann die zweitgrößte britische Kette Sainsbury's. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...