Deutschland

PCK-Raffinerie Schwedt kann kein Bitumen mehr produzieren

Das von der Bundesregierung erlassene Öl-Embargo bringt die PCK-Raffinerie und den gesamten Straßenbau im Osten in Bedrängnis.
06.03.2023 13:00
Aktualisiert: 06.03.2023 13:13
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bauindustrie in Ostdeutschland befürchtet steigende Kosten beim Straßenbau wegen des Bezugsstopps von russischem Öl aus der Druschba-Pipeline. Hintergrund ist, dass die Raffinerie PCK in Schwedt nach Angaben von Mitgesellschafter Rosneft Deutschland derzeit kein Bitumen mehr herstellt. „Wenn die PCK-Raffinerie nicht mehr arbeiten kann, kommt es definitiv zu einer Verknappung von Bitumen am Markt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, Robert Momberg, der Deutschen Presse-Agentur. „Dies bedeutet zwangsläufig eine weitere Verteuerung der Baumaterialien und damit des Straßenbaus.“

Seit Januar fließt nach einer Entscheidung der Bundesregierung wegen des Ukraine-Kriegs kein russisches Öl mehr über die Pipeline Druschba nach Deutschland. Andere europäische Staaten – namentlich Ungarn, die Slowakei und Tschechien – beziehen aber weiterhin günstiges russisches Öl aus der Druschba-Pipeline - ein Wettbewerbsnachteil für die deutsche Wirtschaft.

Lesen Sie dazu: Auto-Zulieferer: Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig

Das Embargo führt zu schweren Einbußen bei den Raffinerien in Schwedt (Brandenburg) und Leuna (Sachsen-Anhalt). Zuletzt war die Raffinerie PCK nach eigenen Angaben nur noch zu rund 60 Prozent ausgelastet. Das Öl kommt alternativ über die Häfen Rostock und Danzig sowie aus Kasachstan.

Der Geschäftsführer von Rosneft Deutschland, Johannes Bremer, sagte Anfang März, derzeit lasse sich in Schwedt kein Bitumen produzieren, weil das Rohöl in der dafür nötigen Qualität nicht per Schiff transportiert werden könne. Die Bundesregierung hatte zwei Töchter des russischen Ölkonzerns Rosneft, die die Mehrheit an PCK halten, unter staatliche Kontrolle gestellt - darunter Rosneft Deutschland.

Die Bauindustrie Ost betonte, Schwedt und die Raffinerie in Leuna deckten fast den gesamten Bedarf an Ölprodukten wie Diesel, Benzin und Kerosin in Ostdeutschland. Für die Bauwirtschaft ergebe sich eine hohe Abhängigkeit, denn im Straßenbau werde überwiegend Asphalt verwendet. Bei der Asphaltherstellung wird Bitumen benötigt, das aus der Verarbeitung von Erdöl gewonnen wird. Es sei „elementar wichtig“, betonte der Verband. Besonders drastisch könne die Situation mit Blick auf das Ende der Winterpause werden, sobald das Wetter also günstige Bedingungen im Straßenbau zulasse.

Der Verband sieht mehrere Nachteile, wenn Bitumen aus anderen Bundesländern bezogen werden muss. Das führe zu langen Transportwegen und damit weiter steigenden Kosten für Bauunternehmen. Dies erweise der politisch und gesellschaftlichen geforderten Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft einen „Bärendienst.“ „Die Politik setzt die Regeln und muss die Versorgungssicherheit gewährleisten, so dass die Preise stabil bleiben können“, forderte der Hauptgeschäftsführer.

Die Linke-Fraktion im Brandenburger Landtag forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. „Die Raffinerie produzierte rund ein Drittel des in Deutschland für den Straßenbau benötigten Bitumens“, sagte Fraktionschef Sebastian Walter am Montag. Die Bundesregierung müsse als Treuhänderin von den Problemen wegen der fehlenden Qualität des Erdöls gewusst haben, meinte er und warf ihr Untätigkeit in Sachen Rohöl-Lieferungen aus Kasachstan vor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Politik
Politik Finanzloch im Verkehrsetat: Länder warnen vor Baustopp
18.09.2025

Milliarden für Straßen und Schienen sind zwar eingeplant, doch sie reichen nicht aus. Länder und Bauindustrie schlagen Alarm, weil...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...