Deutschland

Deutschlands größte Aluminiumhütte wird geschlossen

Lesezeit: 2 min
11.03.2023 16:13  Aktualisiert: 11.03.2023 16:13
Die Deindustrialisierung in Europa geht weiter. Nun muss im Rheinwerk auch Deutschlands größte Aluminiumhütte wegen teurer Energie vollständig schließen. 
Deutschlands größte Aluminiumhütte wird geschlossen
Deindustrialisierung wegen teurer Energie. Die Produktion von Aluminium hierzulande ist nicht mehr rentabel. (Foto: dpa)

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Herstellung von Primär-Aluminium im Uedesheimer Rheinwerk, Deutschlands größter Aluminiumhütte, soll in der zweiten Hälfte diesen Jahres komplett heruntergefahren werden. Dies teilte die Speira GmbH am Donnerstag mit und verweist auf Herausforderungen auf dem Energiemarkt. Bereits im September letzten Jahres war eine Kürzung der Aluminiumproduktion um 50 Prozent angekündigt worden.

Die steigenden Strom- und Gaspreise haben die energieintensive europäische Metallindustrie in eine existenzielle Krise gestürzt. Zwar sind die Strompreise gegenüber den Höchstständen im letzten Jahr wieder stark zurückgegangen und einige Hütten sind in den letzten Wochen wieder hochgefahren worden. Doch die Schließung im Rheinwerk zeigt, dass die Deindustrialisierung unter den aktuellen Bedingungen nicht aufzuhalten ist.

Die Politik versucht, die Versorgung mit wichtigen Industrierohstoffen zu sichern, da die globalen Versorgungsketten immer anfälliger werden. Die Europäische Kommission strebt an, bis 2030 mindestens 40 Prozent des Jahresverbrauchs an strategischen Rohstoffen selbst zu produzieren, berichtete Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf einen Gesetzesentwurf, der noch in diesem Monat vorgelegt werden soll.

In dem Entwurf wurden die konkreten Rohstoffen nicht genannt, aber bereits im Jahr 2020 hat die EU 30 strategisch wichtige Rohstoffe identifiziert, von denen viele eine entscheidende Rolle für erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge, Luft- und Raumfahrt und Verteidigung spielen. Bauxit - das abgebaute Erz, aus dem Aluminium gewonnen wird - wurde in diese Liste aufgenommen, das Metall selbst aber nicht.

Bereits seit Jahrzehnten verzeichnet der globale Aluminiummarkt ein Überangebot, aber die Ereignisse der letzten Jahre - darunter der Handelskrieg zwischen den USA und China, der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise in Europa - haben die Fragilität der globalen Lieferketten deutlich gemacht, etwa die zunehmende Abhängigkeit des Westens von Importen aus großen Erzeugerländern wie China und Russland.

Aluminium ist eines der energieintensivsten Metalle, und die europäische Produktionskapazität ist seit Beginn der Energiekrise um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Viele Werke haben ihre Produktion gedrosselt, andere wie das slowakische Werk Slovalco, das mehrheitlich dem norwegischen Konzern Norsk Hydro gehört, und das spanische Werk San Ciprian der Alcoa Corporation haben die Produktion vollständig eingestellt.

Wie diese Anlagen wird nun auch das Rheinwerk in einen langfristigen Wartungs- und Instandhaltungsmodus gesetzt. Das bedeutet, dass sie irgendwann wieder in Betrieb genommen werden könnte, wenn sich die wirtschaftliche Lage verbessert, sagte ein Sprecher der Speira GmbH zu Bloomberg. Die Wiederinbetriebnahme einer Hütte ist jedoch langwierig und kostspielig. Europäische Anlagen, die in früheren Abschwüngen geschlossen wurden, sind nie wieder in Betrieb gegangen.

Im Januar warnte die wichtigste Lobbygruppe der europäischen Metallindustrie, dass eine weitere langfristige finanzielle Unterstützung erforderlich sei, um die Kontrolle über Rohstoffe zu behalten, die für die Umstellung auf grüne Energie entscheidend sind. Neben den hohen Energiepreise laufe Europa auch Gefahr, bei Investitionen gegenüber den USA den Kürzeren zu ziehen, sagte die Gruppe in Anspielung auf das jüngste Subventionsprogramm von US-Präsident Joe Biden.

Die Speira GmbH wird sich nun eigenen Angaben zufolge ausschließlich auf das Recycling und die Verarbeitung von Aluminium konzentrieren. Von der Entscheidung zur Schließung der Hütte sind zwar rund 300 Mitarbeiter betroffen, doch wird das Unternehmen alle vertraglich vereinbarten Verkäufe an seine Kunden abwickeln und die wegfallende Produktion durch externe Metalllieferungen ersetzen.



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik China warnt deutsche Fregatte vor Fahrt durch Taiwanstraße
06.05.2024

Die Fregatte „Baden-Württemberg" hat die Leinen noch nicht losgemacht. Doch schon vor ihrem Einsatzbeginn steht ihre Route auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold Privatbesitz: Deutscher Goldschatz in Milliardenhöhe
06.05.2024

Der Goldbesitz der deutschen Bevölkerung, bestehend aus Barren, Münzen und Schmuck, ist nach dem Anstieg während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...