Deutschland

Die Kohlekraft sicherte 2022 Deutschlands Energieversorgung

Lesezeit: 2 min
09.03.2023 09:00  Aktualisiert: 09.03.2023 09:17
Ohne Kohlekraft gehen hierzulande die Lichter aus – trotz oder gerade wegen des Ausbaus erneuerbarer Quellen.
Die Kohlekraft sicherte 2022 Deutschlands Energieversorgung
Ein Schaufelradbagger fördert Braunkohle im Braunkohletagebau Jänschwalde. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Pleul

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Kohle ist im Jahr der Energiekrise 2022 mit wachsendem Abstand der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland geblieben. Ein Drittel (33,3 Prozent) des hierzulande erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms stammte aus Kohlekraftwerken, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. 2021 hatte der Anteil noch bei 30,2 Prozent gelegen. Damit nahm die Stromerzeugung aus Kohle binnen Jahresfrist um 8,4 Prozent zu.

Zweitwichtigste Energiequelle war die Windkraft. Deren Anteil an der Stromerzeugung stieg nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 Prozent auf knapp ein Viertel (24,1 Prozent). 2021 lag der Anteil noch bei 21,6 Prozent. Die Einspeisung aus Photovoltaik nahm sogar um 19,5 Prozent zu und erreichte mit einem Anteil von 10,6 (2021: 8,7) Prozent ein ähnliches Niveau wie Erdgas - begünstigt durch „eine hohe Zahl an Sonnenstunden.“

Der Verweis auf „windarme Jahre“ und die Zahl der Sonnenstunden ist wichtig, zeigt er doch den größten Nachteil erneuerbarer Energiequellen auf, nämlich die fehlende Planbarkeit. Somit sichert die Kohlekraft derzeit die deutsche Stromversorgung, weil sie immer dann einspringen muss, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.

Der Bundesregierung ist das Problem bewusst, weshalb nun zunehmend darauf gedrungen wird, Strom in Zukunft zu rationieren.

Lesen Sie dazu: Baden-Württembergs kleine Energiekrise: Vorbote für ganz Deutschland?

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 509 Milliarden Kilowattstunden Strom in Deutschland erzeugt und eingespeist. Das waren 1,9 Prozent weniger als 2021. Mit einem Anteil von 53,7 Prozent stammte der ins Netz eingespeiste Strom mehrheitlich aus konventionellen Energieträgern. Allerdings sank die Erzeugung aus diesen Quellen wegen der sinkenden Entwicklung aus Erdgas- und Kernkraftwerken um 8,7 Prozent. 2021 hatte der Anteil noch 57,7 Prozent betragen.

Die Einspeisung aus Erneuerbaren Energien stieg dagegen um 7,3 Prozent, der Anteil von 42,3 auf 46,3 Prozent. „Neben der stärkeren Stromerzeugung aus Windkraft trug ein deutlicher Zuwachs beim Solarstrom zu diesem Anstieg bei“, erklärten die Statistiker.

Der Strom aus Kohlekraftwerken verzeichnete 2022 nicht nur den höchsten Anstieg unter den für die Stromerzeugung relevanten konventionellen Energien. Er trug auch dazu bei, die starken Rückgänge der Stromerzeugung aus Erdgas und Kernenergie zu kompensieren. So sank die Stromeinspeisung aus Erdgas um 11,3 Prozent, nachdem sie bereits 2021 um 5,8 Prozent zurückgegangen war. „Hauptverantwortlich dafür waren die infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angespannte Situation auf dem Gasmarkt und die damit verbundenen deutlich gestiegenen Preise für Erdgas“, so das Bundesamt. „Während Erdgas zur Stromerzeugung fast vollständig importiert werden muss, ist Deutschland bei der Stromerzeugung aus Kohle deutlich weniger importabhängig.“

Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus Braunkohle und zu rund 40 Prozent aus Steinkohle. „Der Bedarf an Braunkohle wird dabei weitestgehend durch inländische Förderung, der Bedarf an Steinkohle durch Importe gedeckt“, hieß es dazu.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...