Der zuletzt schwächelnde Batteriekonzern Varta will zur kurzfristigen Finanzierung über die Ausgabe neuer Aktien 50 Millionen Euro einsammeln. Abgesichert werden soll das millionenschwere Geschäft durch seinen Mehrheitsaktionär Montana Tech Components aus der Schweiz. Ein umfassendes Restrukturierungskonzept soll das Unternehmen zudem wieder auf Kurs bringen. Die geplanten Sparmaßnahmen werden dabei auch das Personal treffen.
Die im Kleinwertesegment SDax notierte Aktie sackte am Montag in den ersten Handelsminuten um bis zu 15 Prozent ab und konnte sich zuletzt kaum erholen. Damit setzte der Kurs seinen Abwärtstrend nach einer kurzen Erholungsphase weiter fort. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sank der Börsenwert des Unternehmens um etwas mehr als 70 Prozent auf nur noch eine Milliarde Euro.
Varta hatte zuletzt unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Für das laufende Jahr hatte das Unternehmen einen Einbruch des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 283 Millionen im Vorjahr auf 55 bis 60 Millionen Euro sowie einen Umsatzrückgang in Aussicht gestellt. Die 2022er-Zahlen sollen erst am 26. April vorgelegt werden.
Der Batteriehersteller erklärte in einer Mitteilung vom Montag, er habe seinen finanzierenden Banken in den vergangenen Monaten Gespräche zur weiteren Restrukturierung und Stabilisierung des Unternehmens geführt. Ein von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erstelltes Gutachten bestätige Varta „die Restrukturierungsfähigkeit und klare Wachstumsperspektiven.“
Als Voraussetzung wurde eine Senkung der Kostenbasis in den Bereichen Beschaffung, interne Prozesse und Personal sowie eine weitere Verbreiterung der Kundenbasis sowie Investitionen in Wachstumsfelder genannt. Wie viele Arbeitsplätze dabei zur Disposition stehen könnten, erläuterte Varta noch nicht. Das Unternehmen werde mit dem Betriebsrat zeitnah Gespräche über die konkrete Ausgestaltung führen.
Mit den Maßnahmen soll Varta insbesondere die Profitabilität mit dem zuletzt schwächelnden Geschäft mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für wiederaufladbare kabellose Kopfhörer sowie mit Haushaltsbatterien gesteigert werden.
„Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage erfordert klare Schritte, um wieder erfolgreich und profitabel wirtschaften zu können2, kommentierte Vorstandssprecher Markus Hackstein die geplanten Schritte. Mit dem Konzept halte Varta die Balance zwischen „notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale.“ „Das Restrukturierungskonzept sichert die Zukunftsfähigkeit von Varta“, sagte Aufsichtsratschef Michael Tojner.
Das Konzept stehe dabei unter dem Vorbehalt der finalen Zustimmung der zuständigen Gremien der Banken, hieß es. Varta stehe mit ihren finanzierenden Banken und Montana Tech Components in fortgeschrittenen Gesprächen zur langfristigen Finanzierungssicherung, hieß es. Montana hält derzeit 50 Prozent an dem Batteriekonzern.
Als ersten Schritt will sich Varta zunächst frisches Geld besorgen. Die neuen Aktien sollen allein von einer Tochter des Großaktionärs Montana Tech Components gezeichnet werden. Montana sichere dies zudem durch eine Zeichnungsgarantie ab. Angestrebt wird ein Erlös von 50 Millionen Euro.
Varta will dabei bis zu rund vier Millionen neue Aktien platzieren, zu einem Verkaufspreis, der den Börsenkurs der Varta-Papiere nicht wesentlich unterschreite. Mit dem Erlös will das Unternehmen unter anderem das Geschäft mit Energiespeichern ausbauen. Außerdem wolle Varta das Wachstum bei großformatigen Lithium-Ionen-Zellen, die bereits an einen Kunden geliefert werden, absichern.