Politik

Frankreich: Front National fügt Hollande Schlappe zu

Der rechts-gerichtete Front National konnte bei den Kommunalwahlen deutlich an Stimmen hinzugewinnen. Erstmals seit 1995 erreichte er bereits im ersten Wahlgang einen Bürgermeistersitz. Weitere FN-Kandidaten haben in den Stichwahlen gute Chancen.
24.03.2014 12:51
Lesezeit: 1 min

Der Front National hat dem sozialistischen Präsidenten Francois Hollande bei den landesweiten Kommunalwahlen am Sonntag überraschend eine Schlappe zugefügt. In großen Teilen Frankreichs stieg die Zustimmung zu der rechtsgerichteten Partei deutlich. Der FN wird von Marine Le Pen geführt.

Der FN gewann den Bürgermeistersitz der Stadt Hénin-Beaumont im Norden Frankreichs, berichtet die FT. Dies war der erste Erfolg bereits im ersten Wahlgang seit 1995. Auch die Ausgangslage für den zweiten Wahlgang am kommenden Sonntag ist gut. Stichwahlen werden überall dort abgehalten, wo kein Kandidat 50 Prozent erreicht hat. Weitere Städte des Landes werden dann voraussichtlich FN-Bürgermeister erhalten.

So erreichte Louis Aliot vom Front National im südfranzösischen Perpignan einen großen Vorsprung vor seinen Konkurrenten. Dies wäre die größte Stadt, die einen rechtsgerichteten Bürgermeister erhält, seit der FN in den 90er Jahren kurzzeitig in Toulon regierte. Auch in Avignon, Fréjus und Forbach erhielt der FN im ersten Wahlgang die meisten Stimmen.

Die erste Runde der Kommunalwahl galt auch als Abstimmung über die Präsidentschaft des sozialistischen Präsidenten Hollande, dessen Zustimmungswerte in der Bevölkerung seit dessen Amtsantritt vor zwei Jahren massiv gesunken sind. Es wird spekuliert, dass Premier Jean-Marc Ayrault und Finanzminister Pierre Moscovici nach der Wahlschlappe ersetzt werden.

Die konservative UMP des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy gewann Stimmenanteile hinzu. In den sozialistischen Städten Toulouse, Strasbourg, Saint-Etienne, Amiens und Reims liegen die Konservativen vorn. Auch in Marseille hat sie in der Stichwahl gegen den FN erneut gute Chancen auf das Bürgermeisteramt. Doch die leichten Gewinne der UMP wurden vom Erfolg des FN überschattet.

Der Front National hat nur in wenigen der knapp 37.000 Kommunen Kandidaten aufgestellt. Doch er will den Erfolg nutzen, um Marine Le Pen im Jahr 2017 zur Präsidentin zu machen. Auch bei den EU-Wahlen Ende Mai tritt der FN landesweit an. In Umfragen liegt er knapp hinter der UMP, aber vor den Sozialisten.

Parteichefin Le Pen sagte, der Trend zeige „das Ende der Zwei-Parteien-Dominanz“ in der französischen Politik. Der FN sei zu einer starken politischen Kraft auf nationaler und lokaler geworden. Die Partei ist in den Umfragen immer weiter aufgestiegen. Sie profitiert von der Enttäuschung der Franzosen über die Konservativen und die Sozialisten aufgrund hoher Arbeitslosenzahlen und schwacher Wirtschaft. Nur 61,5 Prozent der Wahlberechtigten kamen zu den Urnen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Google wirft die klassische Suche über Bord – das Ende der blauen Links
03.06.2025

Google krempelt seine Suche radikal um – KI ersetzt Linklisten, Gespräche ersetzen Klicks. Ist das der Anfang vom Ende des freien...

DWN
Politik
Politik Politische Zerreißprobe in Polen: Tusk stellt Vertrauensfrage nach Wahlschlappe
03.06.2025

Nach der Niederlage seines politischen Verbündeten Rafal Trzaskowski bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen steht...

DWN
Politik
Politik Ultimatum statt Diplomatie: Moskaus Bedingungen für einen Friedensvertrag
03.06.2025

Russland hat nach tagelangen Forderungen nun sein Memorandum für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine veröffentlicht. Im Grunde...

DWN
Technologie
Technologie Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
03.06.2025

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft...

DWN
Politik
Politik Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
03.06.2025

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...