Wirtschaft

Chinas Wirtschaft wächst überraschend stark

Chinas Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2023 schneller als erwartet. Das Ende von Covid brachte einen Anstieg von sowohl Konsum als auch Industrieproduktion.
18.04.2023 10:09
Aktualisiert: 18.04.2023 10:09
Lesezeit: 2 min
Chinas Wirtschaft wächst überraschend stark
Besucher filmen am Dienstag bei der Auto Shanghai 2023 die neuen elektrischen Modelle von BMW. (Foto: dpa) Foto: Ng Han Guan

Die nach dem Ende der strikten Corona-Auflagen zurückkehrte Kauflust der Verbraucher hat der chinesischen Wirtschaft im ersten Quartel zu einem überraschend starken Wachstum verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistikamt am Dienstag in Peking mitteilte. Das ist der kräftigste Quartalszuwachs seit einem Jahr, der vor allem auf steigende Konsumausgaben und Exporte zurückgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 4,0 Prozent gerechnet. Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt war im vorangegangenen vierten Quartal 2022 lediglich um 2,9 Prozent gewachsen.

"Damit wird China zum Treiber des globalen Wachstums, während der große Gegenspieler USA schwächelt", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger. Einige Experten gehen davon aus, dass sich das Wachstum im laufenden Frühjahrsquartal sogar auf acht Prozent beschleunigen könnte.

Nach dem Ende vergangenen Jahres verkündeten Abschied von der Null-Covid-Politik, zu der wiederkehrende Lockdowns ganzer Metropolen gehörten, reisen und shoppen die Chinesen wieder mehr. Davon profitieren die Einzelhändler, deren Umsätze im März um 10,6 Prozent nach oben schnellten und damit so stark wuchsen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ein besseres Abschneiden verhinderten sinkende Bauinvestitionen.

Die Industrieproduktion blieb im März mit einem Anstieg von 3,9 Prozent unter den Erwartungen. Das könnte daran liegen, dass die Konsumenten in den USA und Europa angesichts der Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation am Warenkonsum sparen, was Exportweltmeister China zu spüren bekommt. "Möbel, Elektronik treten zugunsten des Restaurantbesuchs oder des Urlaubs zurück", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Gerade aber elektronische Geräte und Möbel kommen aus dem Reich der Mitte, was die Industrieproduktion grundsätzlich belastetet."

Im Vergleich zum Vorquartal wuchs das BIP von Januar bis März um 2,2 Prozent, was den Erwartungen der Analysten entsprach und über dem revidierten Anstieg von 0,6 Prozent im Vorquartal lag. "Im Großen und Ganzen sind die Zahlen aus China für das erste Quartal ganz ordentlich und passen zum Wachstumsziel von rund fünf Prozent in diesem Jahr", sagte Analyst Matt Simpson vom Finanzanbieter City Index.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) traut der Volksrepublik in diesem Jahr wegen der Erholung von der Corona-Pandemie ein Wachstum von 5,3 Prozent zu, nachdem es 2022 lediglich zu einem Plus von drei Prozent gereicht hatte. 2024 soll es mit 4,9 Prozent einen ähnlich kräftigen Zuwachs geben. Danach rechnen viele Ökonomen mit einer langsameren Gangart. "Die fortgeschrittene Industrialisierung des Landes und der demografische Wandel werden sich in geringeren Wachstumsraten niederschlagen", sagte Gitzel. Ein weiteres Risiko bleiben die geopolitischen Verschiebungen. "Gerade die USA, aber auch Europa fahren gegenüber China die Ellenbogen aus", sagte Gitzel mit Blick etwa auf Export-Beschränkungen im Bereich der Hochtechnologie in die Volksrepublik. "Von diesen beiden Regionen profitierte China in der Vergangenheit überproportional stark." Sein Fazit lautet daher: "Die chinesische Volkswirtschaft wird vom Tango in den Walzer übergehen".

China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands. Die deutsche Industrie will den Handel mit der Volksrepublik trotz der Warnungen aus der Politik vor einer wachsenden Abhängigkeit weiter ausbauen. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...