Finanzen

Warnsignal: Zentralbanken setzen Goldkäufe in Rekordhöhe fort

Die Zentralbanken setzen ihre massiven Goldkäufe fort. Das stärkste erste Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen wirkt sich offenbar bereits auf den Preis aus.
Autor
09.05.2023 17:29
Aktualisiert: 09.05.2023 17:29
Lesezeit: 3 min

Die Zentralbanken sind mit starken Goldkäufen in das Jahr 2023 gestartet. Die Nachfrage lag im ersten Quartal netto bei insgesamt 228 Tonnen. Dies war ein Anstieg um 34 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres. Damit war es das stärkste erste Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2013.

"Dies ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass es auf die rekordverdächtige Nachfrage im letzten Jahr folgt", erklärt der World Gold Council. Die Zentralbanken hatten im vergangenen Jahr netto insgesamt 1.078 Tonnen Gold gekauft - so viel wie niemals zuvor.

Vier Zentralbanken waren für den Großteil der gemeldeten Käufe im ersten Quartal verantwortlich.

  • Die Monetary Authority of Singapore (MAS) war der größte Einzelkäufer unter den Zentralbanken. Der Zuwachs betrug 69 Tonnen und war der erste Anstieg der Goldreserven von Singapur seit Juni 2021. Der Kauf bestätigt, dass derzeit nicht nur die Zentralbanken der Schwellenländer auf Gold setzen. Die Goldreserven von Singapur belaufen sich nun auf insgesamt 222 Tonnen, das sind 45 Prozent mehr als noch Ende 2022.
  • Die People's Bank of China (PBoC) gab bekannt, dass ihre Gold Goldreserven im ersten Quartal um 58 Tonnen zugenommen haben. Seit die chinesische Zentralbank im November 2022 begann, wieder über ihre Goldkäufe zu berichten, hat sie ihre Goldreserven um 120 Tonnen auf 2.068 Tonnen erhöht. Dies entspricht 4 Prozent ihrer gesamten Fremdwährungsreserven.
  • Die Türkei war im ersten Quartal erneut ein großer Goldkäufer: Die offiziellen Reserven stiegen um 30 Tonnen. Die kombinierten Käufe von 45 Tonnen im Januar und Februar wurden durch einen Verkauf im März ausgeglichen, der erste Verkauf seit November 2021. Die Zentralbank verkauft 15 Tonnen Gold auf dem heimischen Markt verkauft, nachdem Goldbarrenimporte vorübergehend und teilweise verboten wurden. Insgesamt stiegen dadurch die Goldreserven der Türkei auf 572 Tonnen, das entspricht massiven 34 Prozent ihrer gesamten Fremdwährungsreserven.
  • Die indische Zentralbank erhöhte ihre Goldreserven im ersten Quartal um 7 Tonnen auf 795 Tonnen, während die Tschechische Republik mit 2 Tonnen und die Philippinen mit 1 Tonnen ebenfalls Käufer waren.

Die offiziellen Goldreserven Russlands hingegen sind im ersten Quartalen minimal um 6 Tonnen auf 2.327 Tonnen gesunken. Sie entsprechen nun 25 der gesamten russischen Währungsreserven. Der Rückgang hängt wahrscheinlich mit der Münzprägung zusammen.

Die Zentralbank von Usbekistan (-15 Tonnen) und die Nationalbank von Kasachstan (-20 Tonnen) waren im ersten Quartal die größten Verkäufer von Gold. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Zentralbanken wie Usbekistan und Kasachstan, die Gold aus inländischen Quellen kaufen, auch häufig Gold verkaufen.

Kambodscha (-10 Tonnen), die VAE (-1 Tonne) und Tadschikistan (-1 Tonne) waren die anderen Verkäufer. Kroatien meldete im Januar eine Verringerung seiner Goldbestände um 2 Tonnen, aber es handelte sich nicht um einen Verkauf, sondern um eine Übertragung an die Europäische Zentralbank, die alle Länder beisteuern müssen, die der Eurozone beitreten.

Der World Gold Council hält an seiner allgemeinen Erwartung für das Jahr 2023 fest, dass die Zentralbankkäufe nach wie vor robust bleiben. "Es deutet wenig darauf hin, dass sich dies kurzfristig ändern wird. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung, dass die Käufe auch im zweiten Quartal die Verkäufe überwiegen werden."

Allerdings gebe es "keine Garantien dafür, dass der rasante Start ins neue Jahr aufrechterhalten wird", so der World Gold Council. Auch sollte man nicht das Potenzial für Überraschungen vernachlässigen - "sowohl bei Käufen als auch bei Verkäufen".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...