Die monatelange Suche nach einer neuen Führungsspitze bei Twitter ist offenbar beendet. Firmenchef Elon Musk habe die Comcast-Managerin Linda Yaccarino zu seiner Nachfolgerin an der Spitze des Kurznachrichtendienstes gekürt, schrieb das „Wall Street Journal“. Sie verantwortet bislang den Verkauf von Werbung bei Comcasts TV-Sparte NBCUniversal und war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.
Am Donnerstag hatte Musk in einem Tweet verkündet, eine neue Twitter-Chefin gefunden zu haben. „Sie wird in etwa 6 Wochen anfangen.“ Einen Namen nannte er aber nicht. Er selbst werde als Technik-Vorstand bei dem Unternehmen bleiben.
Anzeigen-Profi im Chefsessel bei Twitter
Yaccarino hatte 2011 nach 15 Jahren bei Turner Entertainment zum Rivalen NBCUniversal gewechselt. Es gilt als ihr Verdienst, den Anzeigenverkauf des Senders in die digitale Zukunft geführt zu haben. Die Managerin hatte Musk bei einer Branchen-Veranstaltung vor einem Monat interviewt. Dabei lobte sie das Arbeitsethos des Milliardärs.
In den vergangenen Monaten schwirrten zahlreiche Namen von angeblichen Kandidaten für den Twitter-Chefposten umher. Genannt wurden die ehemalige Chefin des Internet-Konzerns Yahoo, Marissa Mayer, die frühere Leiterin der Video-Plattform YouTube, Susan Wojcicki, sowie die Neuralink-Managerin Shivon Zilis.
Musk hatte Twitter im Oktober 2022 für 44 Milliarden Dollar übernommen. Seither drehte er das Unternehmen auf links. Als eine seiner ersten Amtshandlungen feuerte er die Führungsriege und die Hälfte der Belegschaft. Außerdem kündigte er in den Wochen danach quasi täglich Neuerungen an, die er teilweise kurz darauf wieder kassierte.
Musks Twitter-Rückzug ist gute Nachricht für Tesla
Weil Musks erratische Entscheidungen Nutzer und Werbekunden verschreckten, ließ er Ende 2022 Twitter-Nutzer über seine Zukunft an der Spitze des Unternehmens abstimmen. Damals sprachen sich 56,3 Prozent der Teilnehmer für seinen Abgang aus.
Daraufhin kündigte Musk seinen Rückzug an, „sobald ich jemanden finde, der dumm genug ist, den Job zu übernehmen“. Der exzentrische Milliardär leitet neben Twitter den börsennotierten Elektroautobauer Tesla, die Weltraumfirma SpaceX, das Gehirnchip-Startup Neuralink und den Tunnelbauer Boring Company.
Die Aktien von Tesla reagierten im vorbörslichen US-Geschäft mit einem Kursanstieg von 1,5 Prozent auf die Twitter-Personalie. „Der Bootsanker namens Twitter ist von Musks Knöchel gelöst“, sagte Analyst Craig Irwin von der Investmentbank Roth. „Jetzt kann er wieder mehr Zeit für die Wertschöpfung bei Tesla aufwenden.“