Technologie

Salzwasser-Batterien verringern Abhängigkeit von Lithium

Neue technologische Fortschritte bei Salzwasser-Batterien machen den teuren Lithium-Batterien Konkurrenz. Davon könnten vor allem Schwellenländer profitieren.
Autor
07.07.2023 09:56
Aktualisiert: 07.07.2023 09:56
Lesezeit: 2 min
Salzwasser-Batterien verringern Abhängigkeit von Lithium
Ein Arbeiter rührt Lithium mit der Hand in einer Verarbeitungsanlage in Antofagasta. Der Boom bei Elektroautos lässt den Bedarf an Batterien und damit die Nachfrage nach Lithium rasant ansteigen. (Foto: dpa) Foto: Rodrigo Abd

In den letzten Monaten wurde eine Reihe neuer Technologien für Salzwasser-Batterien vorgestellt, die das Natrium aus Salzwasser nutzbar machen können. Sie versprechen eine billigere Speicherung von Solar- und Windenergie in großem Maßstab und könnten eine echte Konkurrenz zu herkömmlichen Lithium-Batterien hervorbringen. Dies würde auch die Abhängigkeit vom teuren Rohstoff Lithium verringern.

Im Januar stellte das US-amerikanische Start-up-Unternehmen Salgenx eine Salzwasser-Durchflussbatterie vor, die für die eigenständige Speicherung erneuerbarer Energien sowie für den Betrieb von Bewässerungspumpen in der Landwirtschaft, für die Bewässerung von Gewächshäusern oder die Beleuchtung, für Ölquellenpumpen und Telekommunikationstürme eingesetzt werden kann, berichtet die Oxford Business Group. Die Technologie arbeitet mit zwei getrennten Tanks, von denen einer Salzwasser enthält und der andere einen firmeneigenen Elektrolyt. Die Zirkulation der beiden Flüssigkeiten ermöglicht es der Batterie, die Zufuhr und Abgabe von Strom zu regulieren.

Im Dezember 2022 gaben Forscher der Universität Sydney in Australien bekannt, dass sie ebenfalls eine Natrium-Schwefel-Batterie mit der vierfachen Speicherkapazität von Lithium-Ionen-Batterien entwickelt haben. Wissenschaftler in Australien und den USA entwickelten Elektroden, welche die Reaktivität von Schwefel verbessern. Der weltweite Markt für Meerwasserbatterien lag im Jahr 2021 bei 4 Millionen Dollar, wird aber laut dem Marktforschungsunternehmen Business Research Insights bis zum Jahr 2028 voraussichtlich auf 36 Millionen Dollar anwachsen.

Vorteile der Salzwasser-Batterien für Schwellenländer

Das Design der Salzwasser-Durchflussbatterie von Salgenx ist skalierbar, und das Unternehmen bietet Konfigurationen von 250 Kilowattstunden bis 18 Megawattstunden an. Der größte Vorteil der Technologie besteht darin, dass es keine Membran (wie Lithium, Vanadium oder Brom) gibt. Stattdessen nutzt sie die natürliche Unmischbarkeit von Flüssigkeiten zur Trennung von Elektrolyten.

Ein weiterer Vorteil von Salzwasserbatterien besteht darin, dass sie kein Lithium benötigen. Im letzten Jahr haben nutzten die Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien vor allem das so genannte Lithium-Dreieck in Lateinamerika, das aus Argentinien, Bolivien und Chile besteht und wo 53 Prozent der weltweiten Lithiumreserven lagern. Zudem entfallen 60 Prozent der weltweiten Lithiumraffination und -verarbeitung auf China.

Das US-Unternehmen Tesla Energy setzt Powerwall-Batterien und Solarzellen ein, um an der Küste von Kenia Salzwasser in Trinkwasser umzuwandeln. Auf den Seychellen wird derzeit das größte schwimmende Salzwasser-Solarkraftwerk der Welt gebaut, das bis Ende dieses Jahres fertiggestellt werden soll. Die Anlage wird eine Leistung von 5,8 Megawatt ins Netz einspeisen können und ist Teil der Bemühungen des Landes zur Erreichung seiner Klimaziele.

Ein weiterer Bereich ist die neue Technologie zur Herstellung von Wasserstoff aus Meerwasser, die sich derzeit in der Testphase befindet. Im Dezember 2022 verkündeten Wissenschaftler in China einen ähnlichen Durchbruch bei der Erprobung eines doppelten Entsalzungs-Elektrolyse-Geräts, das Wasserstoffgas aus Salzwasser erzeugt. Im September 2022 erhielt das französische Climate-Tech-Start-up-Unternehmen Sweetch Energy von den französischen Industriepartnern EDF Hydro und CNR sowie den Risikokapitalfirmen Go Capital, Demeter Investment Managers und Future Positive Capital 6 Millionen Euro für die Stromerzeugung aus Salzwasser.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Milliarden-Etat für 2026: Bundestag stemmt Rekordhaushalt
28.11.2025

Der Bundestag hat den Haushalt für 2026 verabschiedet – mit Schulden auf einem Niveau, das zuletzt nur während der Corona-Pandemie...

DWN
Politik
Politik Zu wenige Fachkräfte, zu viele Arbeitslose: Deutschlands paradoxer Arbeitsmarkt
28.11.2025

Deutschland steuert auf fast drei Millionen Arbeitslose zu, doch das eigentliche Problem liegt laut Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bleibt im November bei 2,3 Prozent stabil
28.11.2025

Auch im November hat sich die Teuerungsrate in Deutschland kaum bewegt: Die Verbraucherpreise lagen wie schon im Vormonat um 2,3 Prozent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Koalition erzielt Kompromisse bei Rente, Autos und Wohnungsbau
28.11.2025

Nach langen Verhandlungen haben CDU, CSU und SPD in zentralen Streitfragen Einigungen erzielt. Die Koalitionsspitzen verständigten sich...

DWN
Politik
Politik Zeitnot, Lücken, Belastung: Schulleitungen schlagen Alarm
28.11.2025

Deutschlands Schulleiterinnen und Schulleiter stehen nach wie vor unter hohem Druck: Laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Datenschutz oder Fortschritt? Der Balanceakt zwischen Sicherheit und Innovation
28.11.2025

Die DSGVO sollte Vertrauen schaffen – doch sie ist für viele Unternehmen zur Innovationsbremse geworden. Zwischen Bürokratie,...

DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
28.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Politik
Politik Korruptionsermittlungen in Kiew: Behörden durchsuchen Bürochef von Selenskyj
28.11.2025

Die ukrainischen Anti-Korruptionsbehörden haben am Morgen eine Durchsuchung bei Andrij Jermak, dem Leiter des Präsidentenbüros von...