Der vom Westen gegen Maduro aufgebaute Gegenkandidat Juan Guaidó – den die Bundesregierung und weitere westliche Länder bis heute als Präsidenten des Landes anerkennen – hat Venezuela Richtung USA verlassen. Damit endet ein jahrelanger Machtkampf mit Präsident Nicolas Maduro.
Guaidó war Ende April vor einer internationalen Venezuela-Konferenz in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gezwungen worden, Kolumbien zu verlassen. Guaidó habe sich irregulär in Bogotá aufgehalten, teilte das kolumbianische Außenministerium damals mit. Man habe ihn zum Flughafen El Dorado begleitet, um seine Ausreise in die USA sicherzustellen, hieß es weiter.
Guaidó hatte am 24. April mitgeteilt, er sei im Rahmen des von Kolumbiens Präsident Gustavo Petro für den Folgetag einberufenen Venezuela-Gipfels nach Bogotá gekommen und wolle um ein Treffen mit den teilnehmenden internationalen Delegationen bitten.
Guiadó hatte sich 2019 mit Unterstützung der USA zum Interimspräsidenten Venezuelas erklärt und so Venezuelas autoritär regierenden Staatschef Nicolás Maduro unter Druck gesetzt.
Zahlreiche Länder - auch die USA und Deutschland - erkannten Guaidó als Präsidenten an. Maduro gelang es allerdings, die Krise zu überstehen. Ende vergangenen Jahres setzte die venezolanische Opposition Guaidó als Interimspräsidenten ab. Sie fand, dass die Strategie einer parallelen Regierung keinen politischen Wandel herbeiführe. Heute gilt Maduros Macht wieder als gesichert.
Guaidó veröffentlichte am 25. April ein Video, in dem er in einem Flugzeug zu sehen war. „Die Verfolgung der Diktatur hat sich heute leider auf Kolumbien ausgeweitet“, sagte er und erklärte, er sei auf dem Weg in die USA.
Gesandte aus 20 Ländern nehmen an der Venezuela-Konferenz in der Hauptstadt Bogotá am 25. April teil. Die Konferenz soll zu einem Zeitplan für freie Wahlen beitragen und Raum für eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen venezolanischer Regierung und Opposition schaffen. Angesichts der Präsidentschaftswahlen in Venezuela 2024 wollen sich Teile der Opposition neu aufstellen.
Venezuela steckt nicht zuletzt wegen der Sanktionen von Amerikanern und Europäern seit Jahren in einer schweren Krise. Mehr als sieben Millionen Menschen haben das Land nach UN-Angaben in den vergangenen Jahren wegen Armut und Gewalt verlassen, die meisten nach Kolumbien.
Raisi in Caracas
Zum Auftakt seiner Lateinamerika-Reise ist der iranische Präsident Ebrahim Raisi in Venezuela von seinem Amtskollegen Nicolás Maduro empfangen worden. „Dieser Besuch ist ein neuer Meilenstein in unserer Beziehung, die auf Brüderlichkeit, auf der Zusammenarbeit zwischen zwei Völkern, zwischen zwei Ländern, die als Brüder geboren wurden, aufgebaut ist“, sagte Maduro am Montag in Caracas.
„Imperien und Hegemonien müssen ein Ende haben, und die Identität aller Regionen der Welt, aller Kulturen, aller Völker muss respektiert werden. Iran und Venezuela sind in der Seele und im Geiste vereint“, sagte Maduro.
Auf seiner ersten Reise nach Lateinamerika seit seinem Amtsantritt 2021 besucht Raisi in den kommenden Tagen die Länder Venezuela, Kuba und Nicaragua – bei denen es sich allesamt um Länder handelt, denen die US-Regierung ablehnend gegenübersteht. Der Iran hatte dem von den Sanktionen stark getroffenen Krisenstaat Venezuela zuletzt immer wieder mit Lebensmitteln und Treibstoff ausgeholfen.
Beide Staaten wollten ihr Handelsvolumen untereinander von drei auf zehn Milliarden US-Dollar vervielfachen, teilten Raisi und Maduro am Montag mit. „Wir betrachten die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern als tiefgreifend und strategisch“, sagte der Iraner. „In den vergangenen Jahren haben wir gute und wichtige Schritte in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Energie und Dienstleistungen unternommen. Wir haben gemeinsame Interessen und Visionen.“
Lula stärkt Maduro den Rücken
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte Maduro Ebde Mai empfangen und seinem Kollegen aus dem Nachbarland den Rücken gestärkt. „Ich halte es für die absurdeste Sache der Welt, dass Leute, die die Demokratie verteidigen, bestreiten, dass Sie Präsident von Venezuela sind, nachdem Sie vom Volk gewählt wurden“, sagte Lula nach dem Treffen am Montag.
Maduros Wiederwahl 2018 war von zahlreichen Ländern unter Führung der Trump-Regierung als „undemokratisch“ kritisiert worden.
Es war Maduros erster Besuch in Brasilien seit 2015. Lulas Vorgänger Jair Bolsonaro hatte die diplomatischen Beziehungen zu Venezuela abgebrochen. Lula nahm sie kurz nach seinem Amtsantritt Anfang des Jahres wieder auf. „Möge niemand die Tür jemals wieder schließen. Brasilien und Venezuela müssen vereint sein, von jetzt an und für immer“, sagte Maduro.
„Dieser Moment ist aus vielen Gründen wichtig, aber einer davon ist, dass Südamerika sich selbst davon überzeugen muss, dass wir wie ein Block arbeiten müssen. Niemand kann sich vorstellen, dass ein südamerikanisches Land allein seine Probleme lösen kann, die seit mehr als 500 Jahren bestehen“, sagte Lula.