Politik

Netzagentur will Strom für E-Autos bei Bedarf drosseln

Die Bundesnetzagentur will bei drohender Netzüberlastung das Laden von E-Autos drosseln. Denn die Ladeeinrichtungen bräuchten viel Strom - und zudem oftmals gleichzeitig. Dies sei aktuell nicht möglich.
16.06.2023 14:19
Aktualisiert: 16.06.2023 14:19
Lesezeit: 1 min
Netzagentur will Strom für E-Autos bei Bedarf drosseln
Klaus Müller, Präsident der Netzagentur, und Kanzler Olaf Scholz am Donnerstag im Bundeskanzleramt. Das Laden von E-Autos soll künftig bei Bedarf gedrosselt werden. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Die Bundesnetzagentur hält an Plänen fest, dass bei einer drohenden Netzüberlastung der Strombezug etwa zum Laden eines E-Autos vorübergehend gedrosselt werden darf. "Wir gehen davon aus, dass Eingriffe des Netzbetreibers die zwingende Ausnahme bleiben", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, am Freitag in Bonn. "Sie sind nur als Ultima Ratio zulässig und sollen nur so weit möglich sein, wie es technisch notwendig ist."

Die Bundesnetzagentur hatte bereits ein Eckpunkte-Papier dazu veröffentlicht. Hintergrund ist, dass der Stromverbrauch in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich ansteigen wird. Im Verkehrsbereich sollen Millionen von E-Autos dazu beitragen, dass Klimaziele erreicht werden, in Gebäuden sollen Millionen Wärmepumpen eingebaut werden.

Sogenannte steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie private Ladeeinrichtungen für E-Autos und Wärmepumpen hätten eine höhere Leistung als die meisten der normalen Haushaltsgeräte, so Müller. Sie bräuchten zudem oftmals stärker gleichzeitig Strom. Darauf aber sei der größere Teil der Niederspannungsnetze aktuell noch nicht ausgelegt. Falls eine akute Bedrohung oder Überlastung des Netzes drohe, könne ein Netzbetreiber den Strombezug von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen temporär dimmen, sagte Müller: "Nur Dimmen." Es gehe nicht um vollständige Abschaltungen.

Die Bundesnetzagentur schlägt außerdem den Einstieg in ein Anreizsystem für Verbraucher vor, die ihren Strombezug verlagern können - Verbraucher sollen also belohnt werden, wenn sie ihr E-Auto dann aufladen, wenn viel Strom im Netz ist. Das könnte die Stromnetze entlasten. Nach dem Plan der Bundesnetzagentur soll der Netzbetreiber dem Verbraucher ein "zeitvariables Netzentgelt" als Option anbieten - in Verbindung mit einem pauschalen Rabatt.

Verbände können nun bis zum 27. Juli Stellungnahmen einreichen. Im vierten Quartal will die Bundesnetzagentur die Regeln festlegen. Die neuen Vorgaben sollen zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. (dpa-AFX)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...