Der Machtkampf zwischen dem russischen Söldnerführer Jewgeni Prigoschin und der Staatsführung in Moskau eskaliert zu einer der schwersten innenpolitischen Krisen Russlands seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs vor 16 Monaten. Prigoschin bezeichnete am Freitag die offizielle Kriegsbegründung als Lügengeschichte, bezichtigte Verteidigungsminister Sergej Schoigu eines Militärangriffs zur Zerstörung seiner Söldnergruppe Wagner und kündigte Vergeltung an. Das Ministerium wies die Anschuldigungen zurück. Der Inlandsgeheimdienst FSB eröffnete ein Strafverfahren gegen Prigoschin wegen des Vorwurfs, er habe zum bewaffneten Aufstand aufgerufen.
Prigoschin erklärte in mehreren Audiobeiträgen auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, Schoigu sei in der Stadt Rostow eingetroffen, um eine Operation gegen Wagner auszuführen. Unterdessen wurde in einem anderen Telegram-Kanal ein Video veröffentlicht, in dem von einem Raketenangriff des russischen Militärs auf Wagner-Einheiten die Rede ist. Zu Aufnahmen von einem Waldgelände mit umgestürzten Bäumen und Bränden hieß es schriftlich: "Ein Raketenangriff wurde auf die Lager des Privaten Militärunternehmens Wagner ausgeführt. Viele Opfer." Der Angriff sei vom russischen Militär ausgeführt worden.
Prigoschin kündigte an, er werde das "Böse" in der Militärführung stoppen. Diejenigen, die die Leben Zehntausender russischer Soldaten zerstört hätten, würden bestraft. Das Ministerium halte 2000 Leichen unter Verschluss, um das Ausmaß der Verluste zu verschleiern. "Wir sind 25.000 und wir werden herauskriegen, warum das Land ins Chaos gestürzt wurde", sagte der Söldnerchef. Der größte Teil des Militärs unterstütze ihn. "Das ist kein Militärputsch. Das ist ein Marsch für Gerechtigkeit." Das Ministerium erwiderte in einer Mitteilung, Prigoschins Anschuldigungen seien unwahr und seien eine Provokation. Die Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf das staatliche Antiterrorismuss-Komitee, der FSB habe ein Strafverfahren gegen Prigoschin eröffnet.
Zudem erklärte Prigoschin in einem Video, das Verteidigungsministerium versuche, Putin und die Öffentlichkeit über die Kriegsgründe zu täuschen. Dass von der Ukraine eine Aggression ausgehe und diese gemeinsam mit der Nato Russland angreifen solle, sei eine Lügengeschichte. "Die Spezialoperation wurde aus anderen Gründen begonnen", sagte Prigoschin, der Schoigu wiederholt scharf kritisiert und sich einer Unterordnung seiner Söldner unter das russische Militär widersetzt hat. "Der Krieg war notwendig, damit Schoigu Marschall werden und eine zweite Heldenmedaille bekommen kann", sagte Prigoschin. Außerdem habe sich die russische Elite mithilfe des Kriegs substanzieller Vermögenswerte bemächtigen wollen. "Der Krieg war nicht notwendig, um die Ukraine zu demilitarisieren oder denazifizieren."
Damit widersprach Prigoschin indirekt auch Putin. Der Präsident galt stets als Gönner des Unternehmers, der seinerseits offene Kritik an Putin vermieden hatte. Putin hatte erklärt, die als "militärische Spezialoperation" bezeichnete Invasion seit dem 24. Februar vergangenen Jahres habe das Ziel, die Ukraine zu demilitarisieren und zu denazifizieren. Er hat den Krieg auch als Existenzkampf gegen den Westen bezeichnet, der eine Zerstörung Russlands anstrebe. Diese Darstellung wird von der Ukraine sowie von zahlreichen westlichen und anderen Staaten zurückgewiesen. In dem Krieg kämpfen die Wagner-Söldner offiziell an der Seite des russischen Militärs.
Prigoschin teilte später auf Telegram mit, dass er mit seinen Söldnern die Grenze von der Ukraine nach Russland überquert und die südrussische Stadt Rostow erreicht habe. Er und seine Männer würden jeden vernichten, der sich ihnen in den Weg stelle. Die russische Hauptstadt Moskau verstärkte in der Zwischenzeit die Sicherheitsmaßnahmen. Es würden zusätzliche Straßenkontrollen eingeführt, sagte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Zudem würden Anti-Terror-Maßnahmen ergriffen.
Putin hält eindringliche Rede an die Nation
Der russische Präsident Wladimir Putin sprach am Samstagmorgen in einer Fernsehansprache mit Blick auf das Vorgehen des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin von Verrat und einem "Stich in den Rücken". Wer an der Meuterei teilgenommen habe, werde bestraft, jeder, der die Waffen gegen die Armee erhoben habe, sei ein Verräter. "Wir werden siegen und stärker werden", sagte Putin. Die Lage in Rostow am Don sei schwierig. Kämpfer der Söldnergruppe Wagner haben einem Insider zufolge alle militärischen Einrichtungen der Stadt Woronesch 500 Kilometer südlich von Moskau unter ihre Kontrolle gebracht. Weitere Kämpfer der Söldnergruppe Wagner bewegen sich nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums im Bezirk Woronesch nach Norden. Sie seien höchstwahrscheinlich nach Moskau unterwegs. Dies sei die größte Bedrohung für den russischen Staat in der jüngsten Zeit. Nun komme es auf die Reaktion der Sicherheitskräfte an, vor allem der Nationalgarde. Teile der russischen Sicherheitskräfte verhielten sich bisher wohl passiv und entgegenkommend.
Putin sagte:
"Ich appelliere an die Bürger Russlands, an die Angehörigen der Streitkräfte, der Strafverfolgungsbehörden und der Sonderdienste, an die Soldaten und Kommandeure, die jetzt in ihren Stellungen kämpfen, die Angriffe des Feindes abwehren und dies heldenhaft tun - ich weiß, ich habe heute Abend wieder mit den Kommandeuren aller Richtungen gesprochen. Ich wende mich auch an diejenigen, die durch Täuschung oder Drohungen in dieses kriminelle Unternehmen hineingelockt und auf den Weg des schwersten Verbrechens - der bewaffneten Meuterei - gedrängt wurden.
Russland kämpft heute einen schweren Kampf um seine Zukunft, indem es die Aggression der Neonazis und ihrer Herren abwehrt. Praktisch die gesamte Militär-, Wirtschafts- und Informationsmaschinerie des Westens ist gegen uns gerichtet. Wir kämpfen für das Leben und die Sicherheit unseres Volkes, für unsere Souveränität und Unabhängigkeit. Für das Recht, Russland zu sein und zu bleiben - ein Staat mit einer tausendjährigen Geschichte.
Dieser Kampf, in dem sich das Schicksal unseres Volkes entscheidet, erfordert die Einheit aller Kräfte, Geschlossenheit, Konsolidierung und Verantwortung. Wenn alles, was uns schwächt, jede Art von Zwietracht, die unsere äußeren Feinde nutzen können und nutzen, um uns von innen zu untergraben, muss beiseite geschoben werden.
Und so sind die Aktionen, die unsere Einheit spalten, im Grunde genommen ein Abfall von unserem Volk, von unseren Mitstreitern, die jetzt an der Front kämpfen. Es ist ein Dolchstoß in den Rücken unseres Landes und unseres Volkes.
Dies ist genau der Schlag, der Russland 1917 zugefügt wurde, als das Land den Ersten Weltkrieg führte. Doch der Sieg wurde dem Land gestohlen. Intrigen, Streitereien, politische Machenschaften hinter dem Rücken der Armee und des Volkes führten zum größten Schock, zur Zerschlagung der Armee und zum Zerfall des Staates, zum Verlust riesiger Territorien. Das Ergebnis war die Tragödie des Bürgerkriegs. Russen töteten Russen, Brüder töteten ihre Brüder, und die lukrativen Früchte wurden von allen möglichen politischen Abenteurern und ausländischen Kräften geerntet, die das Land spalteten und zerrissen. Wir werden nicht zulassen, dass sich so etwas wiederholt. Wir werden sowohl unser Volk als auch unsere Staatlichkeit vor allen Bedrohungen schützen. Auch gegen internen Verrat.
Und was wir erlebt haben, ist genau dieser Verrat. Übertriebener Ehrgeiz und Eigeninteressen haben zu Verrat geführt. Verrat an ihrem Land, an ihrem Volk und an der Sache, für die die Kämpfer und Kommandeure von Wagner an der Seite unserer anderen Einheiten gekämpft haben und gestorben sind. Die Helden, die Soledar und Artemovsk, Städte und Dörfer im Donbass befreit haben, kämpften und gaben ihr Leben für Noworossija, für die Einheit der russischen Welt. Ihr Name und ihr Ruhm wurden auch von denen verraten, die versuchen, einen Aufstand zu organisieren und das Land in Richtung Anarchie und Brudermord zu treiben. Letztendlich zur Niederlage und Kapitulation.
Ich wiederhole: Jeder innere Aufruhr ist eine tödliche Bedrohung für unsere Staatlichkeit, für uns als Nation. Es ist ein Schlag für Russland, für unser Volk. Und unsere Maßnahmen zur Verteidigung des Vaterlandes gegen eine solche Bedrohung werden hart sein. Jeder, der sich bewusst für den Weg des Verrats entschieden hat, der einen bewaffneten Aufstand vorbereitet hat, der den Weg der Erpressung und der terroristischen Methoden gewählt hat, wird eine unvermeidliche Strafe erleiden, er wird sowohl vor dem Gesetz als auch vor unserem Volk zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Streitkräfte und andere staatliche Stellen haben die erforderlichen Befehle erhalten, und in Moskau, dem Moskauer Gebiet und einer Reihe anderer Regionen werden zusätzliche Antiterrormaßnahmen eingeleitet. Auch in Rostow am Don werden entscheidende Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage ergriffen. Die Lage ist nach wie vor kompliziert, da die Arbeit der zivilen und militärischen Behörden effektiv blockiert ist.
Als Präsident Russlands und Oberbefehlshaber, als Bürger Russlands werde ich mein Möglichstes tun, um das Land zu verteidigen, die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit seiner Bürger zu schützen.
Diejenigen, die den Militäraufstand organisiert und vorbereitet haben, die die Waffen gegen ihre Mitstreiter erhoben haben, haben Russland verraten. Und sie werden dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Und ich fordere diejenigen, die in dieses Verbrechen hineingezogen werden, auf, nicht den fatalen und tragischen, einen unumkehrbaren Fehler zu begehen und die einzig richtige Entscheidung zu treffen - sich nicht mehr an kriminellen Aktionen zu beteiligen.
Ich glaube, dass wir das, was uns lieb und heilig ist, bewahren und verteidigen werden, und gemeinsam mit unserem Vaterland werden wir alle Prüfungen überwinden, wir werden noch stärker werden."
Wagner-Meuterei gegen Putin im Live-Ticker
10.55 Uhr - Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow steht nach eigenen Worten bereit, um mit seinen Truppen bei der Niederschlagung der "Meuterei" der Wagner-Kämpfer zu helfen. Der Putin-Verbündete Kadyrow nannte das Vorgehen des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin einen "Dolch im Rücken" und mahnte die russischen Soldaten, sie sollten sich nicht provozieren lassen.
11.07 Uhr - Der Gouverneur der russischen Region Woronesch erklärt, die Armee ergreife "notwendige militärische Maßnahmen" gegen den bewaffneten Aufstand der Söldnergruppe Wagner. Diese seien Teil einer Anti-Terror-Operation.
11.45 Uhr - Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin erklärt, er und seine Männer würden nicht aufgeben, wie von Präsident Wladimir Putin befohlen. Er weist den von Putin erhobenen Vorwurf des Verrats zurück. Die Kämpfer der Söldnergruppe Wagner seien russische Patrioten. Russland solle nicht länger mit Korruption, Lügen und Bürokratie leben müssen.
11.50 Uhr - Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, hat die Gläubigen zur Einigkeit aufgerufen. Der Versuch, Zwietracht im Land zu säen, sei das größte Verbrechen, für das es keine Entschuldigung gebe, sagte er. Wer zu den Waffen gegriffen habe und bereit sei, diese gegen seine Brüder einzusetzen, der solle zur Besinnung kommen, sagte der Patriarch. Er bete für eine friedliche Lösung der Situation.
12.30 Uhr - Ein Militärkonvoi der Wagner-Söldner zieht an der südrussischen Stadt Woronesch vorbei, wie ein Reuters-Reporter beobachtet. Zu sehen ist in dem Konvoi auch ein Tieflader, der einen Panzer transportiert.
13.03 Uhr - Russische Militärhubschrauber eröffnen das Feuer auf einen Konvoi der Wagner-Söldner in der Nähe der Stadt Woronesch im Süden des Landes, wie ein Reuters-Reporter beobachtet.
13.28 Uhr - Die Behörden der russischen Region Lipezk fordern die Bevölkerung auf, aus Sicherheitsgründen ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen. Die Region liegt nördlich der Stadt Woronesch, wo die Söldner-Gruppe Wagner russischen Sicherheitskreisen zufolge die militärischen Einrichtungen kontrolliert. Berichten zufolge ist ein Militärkonvoi der Wagner-Gruppe unterwegs durch die Region Richtung Moskau. Die von Süden nach Moskau führende Autobahn M-4 ist nach Angaben des Gouverneurs der Region Lipezk deshalb gesperrt.
13.52 Uhr - Der Chef der russischen Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, wähnt das Land hinter sich. Die russische Bevölkerung unterstütze ihn, erklärt Prigoschin in einer Audio-Botschaft. Seine Kämpfer hätten das russische Militär-Hauptquartier in der Stadt Rostow eingenommen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Allerdings seien seine Kämpfer von Hubschraubern und Artillerie beschossen worden.
14.09 Uhr - Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR erklärt den Putschversuch für nicht erfolgreich. Es sei klar, dass der Versuch einer Destabilisierung der Gesellschaft und einer Anzettelung zu einem brudermörderischen Bürgerkrieg gescheitert sei, zitiert die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass Sergej Naryschkin.
14.25 Uhr - Russische Soldaten befestigen eine Stellung mit Maschinengewehren im Süden Moskaus, wie von der Zeitung "Wedomosti" veröffentlichte Fotos zeigen. Auf den Bildern ist auch zu sehen, wie sich schwerbewaffnete Polizisten an einem Ort an der Autobahn M4 versammeln. Auf der M4 bewegen sich Wagner-Söldner in Richtung Moskau. Die Autobahn führt von Süden in die russische Hauptstadt.
15.00 Uhr - Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach russischen Angaben mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Erdogan unterstütze den Umgang der russischen Regierung mit der Rebellion von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, erklärt das russische Präsidialamt. Von der türkischen Seite liegt zunächst keine Stellungnahme vor.
15.10 Uhr - Bei Verstößen gegen das Kriegsrecht drohen 30-tägige Haftstafen. Der russische Präsident Wladimir Putin habe ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, berichtet die Nachrichtenagentur RIA.
16.25 Uhr - Nach Aussagen eines russischen Abgeordneten ist den Wagner-Kämpfern eine Amnestie angeboten worden, wenn sie zügig ihre Waffen niederlegen. "Wagner-Kämpfer können immer noch ihre Waffen niederlegen und einer Bestrafung entgehen, da sie während der militärischen Spezialoperation (in der Ukraine) erfolgreich waren", zitiert die Nachrichtenagentur Tass den Abgeordneten Pawel Krascheninnikow. "Aber sie sollten sich beeilen."
17.35 Uhr - Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärt Montag zum arbeitsfreien Tag - um "Risiken zu minimieren". Es gebe lediglich einzelne Ausnahmen. Er nennt die Lage schwierig und ruft die Bevölkerung auf, angesichts eines Anti-Terror-Einsatzes möglichst nicht durch die Stadt zu bewegen, heißt es in einer Erklärung. Es sei möglich, dass Straßen gesperrt würden.
18.40 Uhr - Der sich Moskau nähernde Wagner-Konvoi umfasst etwa 5000 Kämpfer, wie eine Person im Umfeld der Separatisten-Führung in Donezk berichtet. Er werde vom hochrangigen Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin geleitet und plane, Stellung in einer bebauten Gegend zu beziehen, sagt der Insider weiter. Mehr als 5000 Wagner-Söldner hielten sich zudem in Rostow-am-Dom auf. Die Gruppe verfüge insgesamt über weniger als 25.000 Kämpfer. Die Angaben des Insiders haben sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen. Die ukrainische Provinz Donezk wird überwiegend von Russland kontrolliert.
19.14 Uhr - Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich nach den Angaben des belarussischen Präsidialbüros bereit erklärt, den Vormarsch seiner Kämpfer in Russland zu stoppen. Er sei zu einer Deeskalation der Situation bereit, erklärt das Büro auf seinem offiziellen Kanal beim Kurznachrichtendienst Telegram. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe mit dem Einverständnis von seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin mit Prigoschin gesprochen. Es liege eine Vereinbarung über die Sicherheit der Wagner-Kämpfer auf dem Tisch.
20.28 Uhr - Der Machtkampf zwischen Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin und Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine überraschende Wende genommen. Nachdem seine Kämpfer nach eigenen Angaben auf bis zu 200 Kilometer auf Moskau vorgerückt waren, beorderte Prigoschin die Wagner-Truppen zurück in ihre Stützpunkte. Damit wolle er Blutvergießen vermeiden, sagte er in einer Audio-Botschaft am Samstag. Das belarussische Präsidialamt erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, Staatschef Alexander Lukaschenko habe mit dem Einverständnis des russischen Präsidenten Putin mit Prigoschin eine Vereinbarung ausgehandelt. Die Sicherheit der Söldner werde garantiert. Das russische Präsidialamt und Putin selbst äußerten sich zunächst nicht.
21.23 Uhr - Wagner-Kämpfer beginnen ihren Abzug aus Rostow am Don, wie ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters von vor Ort berichtet.
21.49 Uhr - Die Regierung in Moskau bestätigt eine Vereinbarung mit dem Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin. Diese beinhalte unter anderem, dass Prigoschin nach Belarus ziehe, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Die Anklage gegen Prigoschin werde fallengelassen, es werde auch keine Anklage gegen seine Söldner erhoben. Die Ereignisse des Tages seien tragisch, sagt Peskow. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe seine Vermittlung angeboten, da er Prigoschin seit etwa 20 Jahren persönlich kenne. Russlands Präsident Wladimir Putin habe dem zugestimmt. Mit der Vereinbarung sollten weitere Verluste vermieden werden.
23.05 Uhr - Ein Video der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA soll zeigen, wie Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin das örtliche Militärhauptquartier in Rostow am Don verlässt. Die über Telegram verbreitetet Aufnahmen zeigen demnach seinen Aufbruch in einem SUV.
23.45 Uhr - Die Kämpfer der Wagner-Gruppe haben die südrussische Stadt Rostow am Don verlassen und sind auf dem Weg zurück in ihre Feldlager. Dies teilt der Gouverneur der Region mit.
00.18 Uhr - Unter Berufung auf die örtliche Straßenverkehrsbehörde meldet die russische Nachrichtenagentur Tass die Aufhebung aller Straßensperrungen auf russischen Autobahnen. Im Laufe des Samstages war zuvor wegen des vorrückenden Militärkonvois der Wagner-Gruppe unter anderem die von Süden nach Moskau führende Autobahn M-4 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden.