Gotion (ehemals Guoxuan High-Tech), ein 2006 gegründetes Batterie-Startup aus China, hat auf seiner jährlichen Technologiekonferenz in Hefei seine neue nickel- und kobaltfreie Batterie „Astroinno L600“ aus Lithium-Mangan-Eisen-Phosphat (LMFP) angekündigt.
Die Energiedichte liegt mit 240 Wattstunden je Kilogramm eher im Markt-Durchschnitt. Trotzdem verspricht Gotion eine gewaltige Reichweite von 1.000 Kilometern mit einer einzigen Ladung. Zum Vergleich: Die nach dem WLPT-Standard ermittelten Reichweiten modernster E-Autos liegen nur selten über 600 Kilometern. Die Lebensdauer wird mit 4.000 Ladezyklen, also bis zu 4 Millionen Kilometer, angegeben. In nur 18 Minuten sollen sich die Zellen mittels Schnellladung wieder komplett aufladen lassen.
Die L600-Batterie könnte damit künftig den neuen Akkustandard unterhalb der Oberklasse darstellen - mit einer höheren maximalen Reichweite als fast alle heute erhältlichen Elektroautos und das bei erheblich geringerem Ressourcenverbrauch. Der neue Akku hat nach Firmenaussagen bereits alle erforderlichen Sicherheitstests bestanden und soll im kommenden Jahr in die Massenproduktion übergehen.
Gotion erklärt die beeindruckende Reichweite und Ladedauer mit einer „einzigartigen Chemie“ im Elektrolyt-Material und weiteren Innovationen im Verarbeitungsprozess, wie das Fachmagazin „Inside EVs“ berichtet. Entscheidend sei auch das minimalistische Design, wodurch im Vergleich zu früheren Versionen die Anzahl der Einzelteile um 45 Prozent und deren Gesamtgewicht um 32 Prozent reduziert werden konnte.
LMFP-Batterien leiden traditionell an einer geringen Leitfähigkeit, niedriger Verdichtung und Manganauflösung bei hohen Temperaturen. Deshalb galt dieser Batterietyp lange als zu ineffizient und zu schwer, um für Elektrofahrzeug einsetzbar zu sein. Das Startup hat zehn Jahre lang an der Entwicklung gearbeitet, um diese Probleme zu lösen.
Expansion nach Deutschland, Südostasien und Afrika
Gotion produziert nicht nur Akkumulatoren für E-Autos und E-Busse, sondern auch für Mobilgeräte und neuartige Speicherlösungen. Unter den chinesischen Batterieproduzenten belegt man schon Platz 3 hinter CATL und BYD. Die Firma strebt eine führende Position im Bereich grüner Technologien an.
Neben großen Fabriken in China unterhält Gotion unter anderem auch Zweigstellen in Deutschland und den USA. In den Vereinigten Staaten verfügt man bereits über eine große Fabrik im Silicon Valley (Fremont). Hierzulande steht in Göttingen bereits eine Anlage in den Startlöchern. Im Herbst soll in dem umgerüsteten ehemaligen Bosch-Werk die Produktion anlaufen. Bei der letztjährigen Ankündigung des Produktionsstandorts in Göttingen hatte sich der Gotion-Vorsitzende Li Zhen folgendermaßen geäußert: „Wir werden die fortschrittliche Batterietechnologie Chinas mit der fortschrittlichen Verfahrenstechnik Deutschlands kombinieren, um exzellente Produkte zu schaffen und einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, um den Fortschritt und die Entwicklung der neuen Energieindustrie zu fördern.“
Das Startup expandiert rasant und baut aktuell gewaltige Kapazitäten in Europa, Nordamerika und Südostasien auf. Erst Ende letzten Jahres wurde in Vietnam im Rahmen eines Joint Ventures mit der „Vingroup“ eine hochmoderne Batteriefabrik in Betrieb genommen. Aktuell verhandelt Gotion mit der Regierung Marokkos über den Bau einer Großfabrik mit einer planmäßig fünfmal so hohen Kapazität wie im Werk in Göttingen. Die niedrigen Lohnkosten in dem südafrikanischen Land dürften in Kombination mit der geographische Nähe zum Absatzmarkt Europa ausschlaggebend für die Pläne sein. Zudem lockt Marokko mit der Aussicht auf günstigen Solarstrom, der unter anderem mit Geldern der Europäischen Investitionsbank (EIB) gefördert wird.
Symbolcharakter: Volkswagen ist größter Anteilseigner von Gotion
Noch hat der chinesische Hersteller nicht bekannt gegeben, welches Modell von welchem Autobauer als erstes mit der L600-Batterie ausgestattet wird. Brancheninsider vermuten aber, dass Volkswagen einer der ersten Kunden wird. Der Traditionskonzern ist langjähriger Partner und seit 2020 mit 26 Prozent der größte Anteilseigner von Gotion. Umgerechnet grob eine Milliarde Euro ließ sich die chinesische VW-Tochter die Beteiligung kosten.
Es hat gewiss Symbolcharakter, dass der größte deutsche Autobauer weder nennenswerte eigene Produktionsstätten für EV-Batterien betreibt noch im großen Stil in deutsche Batteriehersteller investiert. Stattdessen bezieht man die Akkus fast ausschließlich von chinesischen Produzenten (neben Gotion vor allem vom Marktführer CATL, siehe weiter unten). Die erste hauseigene VW-Zellfabrik in Salzgitter wurde – wahrscheinlich viel zu spät – erst im Sommer 2022 eröffnet und ist dabei auch noch auf die Expertise von Gotion angewiesen, die als Partner mit an Bord geholt wurden.
Zwar sind die chinesischen Batteriefirmen derzeit mit Produktionsstätten in Deutschland präsent, aber die für den Standort belastende Energie- und Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung sorgt dafür, dass sich das schon bald ändern dürfte. Mittelfristig droht Deutschland zum reinen Absatzmarkt der mit chinesischen Einzelteilen gefertigten E-Autos zu werden.
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Fakt ist: Die Chinesen dominieren die Industrie und sind international abgesehen von Tesla und LG Energy quasi konkurrenzlos. Der Marktführer CATL beherrscht alleine 37 Prozent des weltweiten Marktes für EV-Batterien und hat erst vor kurzem eine vermeintliche „Wunder-Batterie“ mit einer Energiedichte von 500 Wattstunden pro Kilogramm vorgestellt. Es scheint so, als ob die chinesischen Hersteller der Konkurrenz stets mindestens einen technologischen Schritt voraus sind.
Darüber hinaus ist China mit einem Anteil von 60 Prozent auch der mit Abstand größte Absatzmarkt für E-Autos – in diesem Jahr sollen in China Expertenschätzungen zufolge 10 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft werden, so viel wie 2022 auf der ganzen Welt. „Nicht nur bei den Verkäufen und in der Produktion ist China vorne, auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zur Batterieproduktion und den Rohmaterialien hat China eine starke Position“, sagt Patrick Schaufuss, Experte für E-Mobilität bei der Beratungsfirma McKinsey.