Finanzen

Anlegern droht Sommergewitter am deutschen Aktienmarkt

Die Furcht vor weiter steigenden Zinsen der großen Notenbanken hält Anleger in Atem. Die Sorgen dürften sich im Sommer verstärken. Der Ausblick verheißt nichts Gutes.
09.07.2023 20:54
Aktualisiert: 09.07.2023 20:54
Lesezeit: 2 min

Mit den zunehmenden Zins- und Konjunktursorgen vieler Anleger droht Ungemach am deutschen Aktienmarkt. Der Dax könnte vor einer ausgedehnten Sommerkorrektur stehen, meint Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Bereits in der abgelaufenen Woche hat der deutsche Leitindex bis Freitagmittag fast vier Prozent auf 15.560 Zähler verloren und sich damit deutlich von der psychologisch wichtigen 16.000-Punkte-Marke entfernt.

Mit Argusaugen wird derzeit vor allem die Geldpolitik der US-Notenbank verfolgt, die in ihrem Zinserhöhungs-Marathon zuletzt eine Pause eingelegt und die Leitzins-Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent beibehalten hatte. Einige Investoren hatten darauf gehofft, dass die Federal Reserve nun schon bald erste Signale für Zinssenkungen zum Jahreswechsel aussenden könnte. Doch aus Sicht von Experten werden Investoren wohl vorerst mit einem hohen Zinsniveau leben müssen. Wie aus dem jüngsten Fed-Protokoll der jüngsten Sitzung im Juni ersichtlich wurde, erwarteten beinahe alle Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss im Kampf gegen die hohe Inflation weitere Anhebungen im Jahresverlauf.

Zinspolitik der Notenbanken hängt an Konjunkturdaten

Entscheidend für das weitere Vorgehen sind vor allem die Konjunktur- und Preisdaten der nächsten Monate. In den USA steht in der neuen Woche die Veröffentlichung der Verbraucher- und Erzeugerpreise (Mittwoch und Donnerstag) für Juni auf der Agenda. Commerzbank-Analyst Christoph Balz erwartet, dass der Inflationsdruck wohl nachgelassen hat – auch bei der wichtigen Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise außen vor bleiben. „Dies dürfte von der US-Notenbank begrüßt werden, aber eine weitere Zinserhöhung Ende des Monats nicht verhindern“, meint der Experte.

Auch im Euroraum bleiben das Thema Zinserhöhungen und die Furcht vor den wirtschaftlichen Konsequenzen Gesprächsthema Nummer eins. Zuletzt hatten sich einige EZB-Währungshüter für ein vorsichtigeres Vorgehen ausgesprochen. Italiens Notenbankchef Ignazio Visco regte sogar eine Zinspause an. Die EZB hat die Schlüsselzinsen im Kampf gegen die Inflation bereits acht Mal in Folge erhöht. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz liegt mittlerweile bei 3,50 Prozent – das höchste Niveau seit 22 Jahren. Für die nächste Zinssitzung in diesem Monat rechnen viele Experten mit einer weiteren Erhöhung um einen viertel Prozentpunkt. Wie es um die Wirtschaft in der Euro-Zone bestellt ist, dürften die Daten zur Industrieproduktion für Mai (Donnerstag) zeigen. Aus den Daten des Statistischen Bundesamts vom vergangenen Freitag geht hervor, dass die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Mai überraschend gedrosselt haben. „Es lässt sich nicht leugnen, dass der Konjunkturmotor weiterhin untertourig läuft“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Ökonom bei der LBBW. Ebenfalls auf der Agenda für die nächste Woche steht der ZEW-Konjunkturindex, der am Dienstag veröffentlicht wird. Zuletzt hatten Börsenprofis ihre Konjunkturerwartungen für die deutsche Wirtschaft im Juni überraschend nach oben geschraubt.

Handelskonflikt zwischen China und USA drückt Kauflaune

Neben der Zinspolitik dies- und jenseits des Atlantiks behalten die Investoren auch den Handelsstreit zwischen den USA und China im Blick. Der Ton habe sich zuletzt massiv verschärft, erklärten Experten. China will die Ausfuhr bestimmter, für die Chip-Herstellung wichtiger Rohstoffe erschweren, nachdem die USA den Export von Hochleistungschips an die Volksrepublik beschränkt hat. Der wiederaufflammende Handelskonflikt belaste den Dax, heißt es in einem Kommentar vom Broker IG.

Auf der Unternehmensseite dürfte die Eröffnung der Berichtssaison für das zweite Quartal bei den US-Banken für Spannung sorgen. Ende der Woche lassen sich Branchenschwergewichte wie JP Morgan Chase, Wells Fargo und Citigroup in ihre Bücher schauen. Trotz der positiven Ergebnisse des jährlichen Stresstests der US-Großbanken warten die Anleger auf Kommentare der Manager zur Stabilität der Einlagen und zur wirtschaftlichen Lage. Im Frühjahr waren die Silicon Valley Bank (SVB) und noch weitere regionale Geldhäuser im Zuge der FED-Zinserhöhungen kollabiert. (reuters)

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Buffett kauft Google, Bitcoin stürzt ab - beginnt jetzt der große Marktumbruch?
17.11.2025

Die Märkte taumeln und die Nvidia-Aktie wird in wenigen Tagen zum Brennpunkt der globalen Finanzwelt. Kleinanleger überraschen die Wall...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Absturz unter 93.500 Dollar verunsichert Anleger – geht der Krypto-Crash weiter?
17.11.2025

Der Bitcoin erlebt turbulente Tage: Kursabstürze, Liquiditätsstress und widersprüchliche Analystenstimmen prägen die Lage. Während...

DWN
Panorama
Panorama Globale Anti-Tabak-Strategien unter Druck: WHO-Konferenz warnt vor Rückschritten
17.11.2025

Eine weltweite Initiative zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinprodukten steht vor Herausforderungen: Trotz internationaler Abkommen setzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Vize warnt: KI-Hype könnte Börsenkorrektur auslösen
17.11.2025

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlägt Alarm: Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz und hoch bewertete US-Tech-Aktien...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kinderarmut in Deutschland steigt – jedes siebte Kind ist armutsgefährdet
17.11.2025

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet – das entspricht rund 15...

DWN
Politik
Politik Ein diplomatischer Sturm zwischen Japan und China. Grund: Taiwan
17.11.2025

Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi stellt klar: Ein chinesischer Angriff auf Taiwan wäre ein direkter Angriff auf Japans...