Immobilien

Neue Probleme für Chinas angeschlagenen Immobilienmarkt

Die Nachfrage nimmt ab, während die Angebote zunehmen. Dies bedeutet neue Risiken für eine bereits geschwächte Wirtschaft. Analysten machen sich wegen mehreren Faktoren erhebliche Sorgen.
13.07.2023 12:33
Aktualisiert: 13.07.2023 12:33
Lesezeit: 2 min
Neue Probleme für Chinas angeschlagenen Immobilienmarkt
Blick auf die Skyline von Shanghai. Chinas Immobilienmarkt kämpft mit schleppender Nachfrage. (Foto: dpa)

Chinas schwankender Immobilienmarkt scheint in einer schwierigen neuen Phase zu sein. Jüngsten Daten zeigen, dass die Nachfrage nach Immobilien nachlässt, während eine neue Welle von Wohnungsangeboten den Markt überschwemmt.

Nach Angaben der Wall Street Journal (WSJ) ist eine Erholung des Immobilienmarkts extrem wichtig für Peking: Immobilien machen ein Viertel der gesamten Wirtschaftstätigkeit in China aus und sind die Hauptquelle des Wohlstandes der Bevölkerung. Sollte sich die Stimmung weiter verschlechtern, könnte dies die chinesische Wirtschaft, die Ende 2022 nach einem ersten Aufschwung nach den Null-Covid-Kontrollen der Regierung schnell ins Stocken geraten ist, weiter dämpfen.

Das WSJ berichtet, dass es Anfang des Jahres einen kurzen Aufschwung im Immobilienmarkt gab. In den letzten Monaten ist die Anzahl von Verkäufen in den großen Städten - darunter auch Shanghai - jedoch gesunken.

Noch besorgniserregender sei, dass mehr Menschen als sonst ihre Wohnungen zum Verkauf anbieten und dass die Zahl der neuen Immobilienangebote einen mehrjährigen Höchststand erreicht hat.

Sorge wegen Überangebot an Wohnungen

In 13 Großstädten, darunter Schanghai, Peking, Guangzhou und Hangzhou, stieg die Zahl der Angebote für bestehende Wohnungen im Mai um 25 Prozent im Vergleich zum Dezember letzten Jahres, laut Daten der Forschungsagentur E-house China Research and Development Institution. Angebote in Schanghai stiegen um 82 Prozent an und in Wuhan um 72 Prozent.

„In gewisser Weise ist der Anstieg ein Zeichen dafür, dass sich Chinas Wirtschaft nach mehr als zwei Jahren pandemischer Kontrollen normalisiert“, so die Finanzzeitung. Viele Menschen wollten nun heiraten, eine Familie gründen oder umziehen und dafür müssten sie ihre Häuser verkaufen.

Analysten sind jedoch besorgt wegen einem Überangebot an Wohnungen auf dem Markt. Wenn zu viele Hausbesitzer gleichzeitig versuchen ihre Immobilien zu verkaufen, könnte dies eine neue Abwärtsdruck-Welle auf Immobilienpreise auslösen und gegen das aktuelle schwache Vertrauen in die Wirtschaft wirken. „Sollte sich das Überangebot an Häusern und Wohnungen verschlimmern, wird sich das bestimmt auf die Preise auswirken“, so Bruce Pang, Chefökonom für China bei Jones Lang LaSalle. „Es scheint, als ob alle darauf warten, dass die Immobilienpreise ihren Tiefpunkt erreichen“.

Maßnahmen zur Ankurbelung der Nachfrage

Laut Ökonomen der Investmentbank Nomura ist der Nachfrage-Rückgang in den vier wichtigsten Immobilienmärkten Chinas - Shanghai, Peking, Shenzhen und Guangzhou - besonders besorgniserregend. Alle verzeichneten im Jahr 2022 zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen Bevölkerungsrückgang, weil, unter anderem, viele Auswanderer die Städte verließen.

Um die Nachfrage nach Immobilien anzukurbeln, haben Behörden seit November letzten Jahres die Hypothekenzinsen gesenkt und die Finanzierungsbeschränkungen für Bauträger gelockert. Nach Angaben der WSJ erwägen politische Entscheidungsträger auch Pläne zur Abschaffung von Kaufbeschränkungen für die meisten Städte in China.

Der stärkste Rückgang der chinesischen Zementproduktion seit mindestens zwei Jahrzehnten hat die weltweite Produktion des Baumaterials gegen Ende letzten Jahres mit nach unten gezogen. Der Einbruch hat gezeigt, wie die Krise des riesigen Immobiliensektors in China andere Branchen trifft, die für ihren Wachstum auf den Sektor angewiesen sind. ´

Ian Riley, Geschäftsführer der World Cement Association, erklärte gegenüber der Financial Times, der Rückgang in China sei der stärkste seit mehr als 20 Jahren. „In den letzten Jahren haben wir einen enormen Bauboom (in China) erlebt. Die Zementhersteller dachten, sie könnten mit dem Verkauf von Zement für großen Infrastrukturprojekte beginnen. Doch dann begann die Immobilienkrise und die chinesische Null-Covid-Politik das Geschäft wirklich zu beeinträchtigen", so Riley.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...