Wirtschaft

Chinas Immobilienkrise führt zu Einbruch der globalen Zementproduktion

Die chinesische Zementproduktion verzeichnet den größten Rückgang seit zwei Jahrzehnten. Das zeigt, wie sich Chinas Immobilienprobleme auf andere Branchen auswirken.
09.10.2022 08:09
Lesezeit: 2 min
Chinas Immobilienkrise führt zu Einbruch der globalen Zementproduktion
Chinas Immobilienkrise belastet den globalen Zementmarkt. (Foto: dpa)

Der stärkste Rückgang der chinesischen Zementproduktion seit mindestens zwei Jahrzehnten hat die weltweite Produktion des Baumaterials mit nach unten gezogen. Es zeigt, wie die Krise des riesigen Immobiliensektors in China andere Branchen trifft, die für ihr Wachstum auf den Sektor angewiesen sind.

China produziert etwa die Hälfte des weltweiten Zements.

Wie die Financial Times berichtet, ist die globale Zementproduktion in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 1,9 Milliarden Tonnen gesunken.

Der Hauptgrund dafür ist der Rückgang der in China produzierten Zementmenge um 15 Prozent auf 977 Millionen Tonnen im gleichen Zeitraum, nach Angaben der World Cement Association (WCA).

Chinas Wirtschaft unter Druck

Ian Riley, Geschäftsführer der WCA, erklärte, der Rückgang in China sei der stärkste seit mehr als 20 Jahren. Chinas Immobilienkrise, die vor einem Jahr mit dem Ausbleiben von Anleihezahlungen beim Immobilienentwickler Evergrande begann, und sich seitdem auf den gesamten verschuldeten Sektor ausweitete, belastet die Wirtschaftstätigkeit in China enorm.

Die Zementdaten sind ein Zeichen für die zunehmende Auswirkung auf andere Branchen, die vom früheren Bauboom profitiert haben. Offiziellen Daten zufolge sind neue Baubeginne in China seit April jeden Monat um mehr als 40 Prozent zurückgegangen gegenüber dem Vorjahr.

„In den letzten Jahren haben wir einen enormen Bauboom (in China) erlebt. Die Zementhersteller dachten, sie könnten mit dem Verkauf von Zement für großen Infrastrukturprojekte beginnen“, sagte Riley. Doch dann begannen die Immobilienkrise und die chinesische Null-Covid-Politik „das Geschäft wirklich zu beeinträchtigen“.

Aktienkurse der Zementhersteller sinken

Die Aktien der großen chinesischen Zementhersteller haben Rückschläge erlitten. Die in Hongkong notierten Aktien von Anhui Conch Cement und China Resources Cement, zwei der größten im Land, sind im bisherigen Jahresverlauf um mehr als ein Drittel gefallen. Auch andere Rohstoffe, wie der Stahlwerkstoff Eisenerz, wurden in letzter Zeit durch die Schwäche des chinesischen Immobiliensektors nach unten gezogen.

Maike Metals International, mit Hauptsitz in Xi'an, ist ein wichtiger Importeur von raffiniertem Kupfer. Der Konzern erklärte diese Woche, dass er Vermögenswerte verkauft, um eine Liquiditätskrise zu überstehen, die durch die aktuellen Probleme im Immobiliensektor in China noch verstärkt wird.

Stützungsmaßnahmen

Peking hat in den letzten Monaten auf die Krise reagiert und eine Reihe von Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft und des Immobiliensektors angekündigt, darunter Konjunkturmaßnahmen in Höhe von mehreren Milliarden Dollar. Die chinesischen Zementhersteller hoffen, dass sich die Situation nach dem Kongress der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober, der genau auf eine Änderung der politischen Haltung hin beobachtet wird, „entspannen wird“, so Riley.

Doch er warnt: „Es ist sehr optimistisch zu glauben, dass wir eine große Verbesserung sehen werden“.

China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, kämpft unter der Last eines ins Stocken geratenen Immobilienmarktes, und viele verschuldete chinesische Bauunternehmen sind in eine Krise geraten.

Wie das landesweit größte Immobilienforschungsinstitut China Index Academy im August mitteilte, sind in 69 Städten die Preise für Wohnungen gesunken, darunter auch Peking und Shanghai – der stärkste Rückgang seit Beginn der Corona-Pandemie vor ungefähr zweieinhalb Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...