Unternehmen

Deutschland vertreibt seine Unternehmen ins Ausland

Die Unternehmen sehen den Standort Deutschland derzeit negativ. Ein Viertel erwägt die Verlagerung von Produktion ins Ausland. Dabei ist eine ganze Reihe von Staaten attraktiv.
09.08.2023 10:50
Aktualisiert: 09.08.2023 10:50
Lesezeit: 2 min
Deutschland vertreibt seine Unternehmen ins Ausland
Die Politik von Wirtschaftsminister Robert Habeck treibt die Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland voran. (Foto: dpa) Foto: Marcus Brandt

Der Standort Deutschland hat sich nach Ansicht vieler Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren negativ entwickelt. Gut ein Viertel erwägt seine Produktion zu verlagern, wie am Mittwoch aus einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar Public unter 150 deutschen Firmen hervorgeht.

Die Mehrheit der Unternehmen (61 Prozent) hält den Standort Deutschland demnach für "weniger attraktiv" (46 Prozent) oder "nicht attraktiv" (15 Prozent). Die Durchschnittsnote der Betriebe des produzierenden Gewerbes für den Industriestandort liegt demnach bei "drei minus" (3,3). Die schlechtesten Noten gab es für die Bereiche Energiepreise und -verfügbarkeit (4,0), Regulatorik und Bürokratie (4,0) sowie der Verfügbarkeit von Fachkräften (3,9).

Insgesamt plant eine Mehrheit der Unternehmen, weiter zu wachsen. 55 Prozent wollen weitere Produktionskapazitäten auf- und ausbauen. Aber 26 Prozent erwägen Kapazitäten zu verlagern und 22 Prozent wollen vor allem eine Konsolidierung ihrer Produktionsstandorte angehen. Dies gilt vor allem für größere Firmen mit mehr als 1000 Beschäftigten, wie die Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch zeigt.

Beim Ausbau der Produktion denken fast zwei Drittel der Unternehmen an ausländische Standorte, vor allem an Asien (37 Prozent, davon China 15 Prozent), Osteuropa (36 Prozent), West- und Mitteleuropa (31 Prozent) sowie Nord- und Mittelamerika (27 Prozent, davon USA 16 Prozent). Bei den größeren Unternehmen denkt die Mehrheit an Asien (54 Prozent), jedes zweite (50 Prozent) an Osteuropa und 40 Prozent an Nord-, Mittel- und Südamerika.

Firmen, die schon konkret planen, zieht es Richtung Asien (40 Prozent – 15 Prozent China), Ost- oder Westeuropa (35 Prozent) oder Nord-, Mittel- und Südamerika (32 Prozent – 21 Prozent USA). Allerdings wollen 40 Prozent ihre Produktion auch in Deutschland ausweiten.

"Was wir hier sehen, ist eine große Neuordnung von Produktionsstandorten und -netzwerken weltweit", sagte Christian Säuberlich, Senior Partner und Sprecher des Vorstands von FTI-Andersch. Es sei Ländern wie den USA durch indirekte Subventionen (Inflation Reduction Act) oder China durch gezielte Förderung von Auslandsinvestitionen gelungen, die eigene Attraktivität als Investitionsstandort weiter zu erhöhen. "Für viele deutsche Unternehmen ist es betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, künftig noch stärker zu diversifizieren und international zu investieren, wenn sie im globalen Wettbewerb bestehen wollen."

Jedes zweite befragte Unternehmen hält China für einen attraktiven Standort – jetzt und in den kommenden Jahren. Die Bundesregierung stellte jüngst erstmals eine eigene China-Strategie vor. Diese beurteilt die Volksrepublik deutlich kritischer als früher. Firmen werden aufgefordert, ihre Risiken im China-Geschäft abzubauen. Gleichwohl wird der Wille zur Zusammenarbeit betont. (Reuters)

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Erkennen Sie schnell instabile Li-Ion-Batterien

Brady Corporation bietet eine neue, kostengünstigere Lösung an, um instabile Li-Ion-Batterien im Lager schnell und einfach zu erkennen....

 

DWN
Technologie
Technologie Atomkraft-Comeback? Weltweiter Run auf Kernenergie laut IEA
23.01.2025

"Neue Ära der Kernenergie": Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert einen wachsenden Strombedarf weltweit und ruft...

DWN
Technologie
Technologie Rätselhafte ChatGPT-Störung verärgert tausende Nutzer
23.01.2025

Derzeit kommt es zu massiven Störungen bei der Nutzung des ChatGTP-Bots. Nutzer rätseln derweil über die Ursachen der Panne. Das...

DWN
Politik
Politik "Das Maß ist endgültig voll": Merz will nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende
23.01.2025

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg verlangt der CDU-Chef fundamentale Änderungen in der Migrationspolitik....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wachstumslokomotive: Wie Spanien zum Wachstums-Star wird
23.01.2025

Wachstums-Star Spanien: Während Deutschlands Wirtschaft stagniert, erlebt Spanien ein beeindruckendes Comeback. Dank Rekorden im...

DWN
Politik
Politik Merz will TV-Duell mit Alice Weidel: "Gehe der Diskussion nicht aus dem Weg"
23.01.2025

Kanzlerkandidat Friedrich Merz will ein TV-Duell mit AfD-Chefin Alice Weidel. Der CDU-Vorsitzende möchte die "fundamentalen Unterschiede"...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hinkt bei Investitionen global hinterher - und verliert an Wettbewerbsfähigkeit
23.01.2025

Ob Wohnungsbau, Maschinen oder Forschung: Deutschland bleibt bei den Investitionen hinter anderen Ländern zurück, zeigt eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z und Handwerk: Glühbirne wechseln? Zu gefährlich! Heimwerker-Nachwuchs mit zwei linken Händen?
23.01.2025

„Do-it-yourself“ wird die Zukunft: Unbesetzte Stellen, hohe Personal- und Materialkosten führen zu monatelangen Wartezeiten und teuren...

DWN
Politik
Politik Messerangriff: Aschaffenburg heute in Schockstarre - Politik fordert Aufklärung nach Gewalttat
23.01.2025

Ein weiterer Messerangriff eines Migranten, erneut mit tragischem Ausgang. Heute könnte der Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt...