Wirtschaft

Indien und VAE starten Ölhandel ohne Dollar

Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate starten diese Woche den Ölhandel in ihren Landeswährungen statt in Dollar. Sie erhoffen sich dadurch unter anderem eine Reduktion der Kosten.
Autor
16.08.2023 16:28
Aktualisiert: 16.08.2023 16:28
Lesezeit: 2 min

Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben beschlossen, ihre Rohöltransaktionen in ihren jeweiligen Landeswährungen abzuwickeln, berichtet der indische Nachrichtensender WION. Eine entsprechende Absichtserklärung war am 15. Juli während des Besuchs des indischen Premierminister Narendra Modi in den VAE unterzeichnet worden.

In dieser Woche finden nun die ersten Rohöl-Transaktionen zwischen den beiden Staaten in der indischen Rupie (INR) und dem Dirham der Arabischen Emirate (AED) statt. WION wertet diese Umstellung vom Dollar auf die eigenen Landeswährungen als einen "bahnbrechenden Schritt" und als eine "bedeutende Veränderung in der internationalen Handelsdynamik".

Die Absichtserklärung vom Juli zielt darauf ab, eine Währungsabrechnung zu etablieren, das sogenannte Local Currency Settlement System oder LCS-System, um die Verwendung von Rupie und Dirham im bilateralen Handel zu ermöglichen. Zu den Vorteilen gehört, dass Transaktionen schneller abgewickelt werden. Zudem erwartet man durch den Wegfall von Zwischenwährungen in beiden Länder Einsparungen, was die wirtschaftliche Zusammenarbeit billiger und attraktiver macht.

Die beiden Länder vereinbarten außerdem eine Zusammenarbeit bei der Verknüpfung ihrer schnellen Zahlungssysteme (Fast Payment Systems, FPS) und die Verknüpfung ihrer Zahlungsverkehrsnachrichtensysteme vereinbart, das heißt von Indiens Structured Financial Messaging System (SFMS) mit dem entsprechenden Nachrichtensystem der VAE. Damit treibt Indien seine Abkehr vom westlich dominierten SWIFT-System weiter voran.

Die Nutzung der nationalen Währungen könnte infolge sinkender Kosten die wirtschaftliche Leistungskraft der beiden Staaten erhöhen und ihre bilateralen Beziehungen stärken. Darüber hinaus können mögliche Überschüsse in den Landeswährungen in verschiedene lokale Vermögenswerte investiert werden, darunter Unternehmensanleihen, Staatspapiere und Aktienmärkte.

Das LCS-System hat seine Wirksamkeit bereits unter Beweis gestellt. Eine der ersten Transaktionen zwischen den beiden Ländern, bei denen nationale Währungen verwendet wurden, betraf den Verkauf von 25 Kilogramm Gold von einem bekannten Goldexporteur aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Wert von rund 128 Millionen Rupien (1,5 Millionen Dollar).

Da Gold, Edelsteine und Schmuck zu den meistgehandelten Gütern zwischen Indien und den VAE gehören, ist die erfolgreiche Durchführung einer solchen Transaktion ein Beweis für die Tragfähigkeit des Mechanismus. Im vergangenen Jahr hatte der Handel zwischen Indien und den VAE einen Wert von 20 Milliarden Dollar, was etwa 42 Prozent des gesamten Nicht-Öl-Handels zwischen den beiden Ländern entsprach.

In jüngster Zeit hat Indien wichtige Schritte unternommen, um die Verwendung seiner Landeswährung, der indischen Rupie, bei internationalen Transaktionen zu fördern. In Zusammenarbeit mit Banken aus 22 verschiedenen Ländern hat Indien spezielle Rupien-Vostro-Konten bei inländischen Banken eingerichtet, die den Handel in nationalen Währungen erleichtern.

Indien ist der drittgrößte Öl-Importeur der Welt und hat bereits damit begonnen, auch Öl aus Russland ohne Nutzung des Dollar zu kaufen. Und Indien ist bei Weitem nicht das einzige Land, das sich vom Dollar abwendet. Im Januar erklärte sogar der saudische Finanzminister Mohammed Al-Jadaan, sein Land sei offen für Gespräche über den Handel in anderen Währungen als dem Dollar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...