Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben beschlossen, ihre Rohöltransaktionen in ihren jeweiligen Landeswährungen abzuwickeln, berichtet der indische Nachrichtensender WION. Eine entsprechende Absichtserklärung war am 15. Juli während des Besuchs des indischen Premierminister Narendra Modi in den VAE unterzeichnet worden.
In dieser Woche finden nun die ersten Rohöl-Transaktionen zwischen den beiden Staaten in der indischen Rupie (INR) und dem Dirham der Arabischen Emirate (AED) statt. WION wertet diese Umstellung vom Dollar auf die eigenen Landeswährungen als einen "bahnbrechenden Schritt" und als eine "bedeutende Veränderung in der internationalen Handelsdynamik".
Die Absichtserklärung vom Juli zielt darauf ab, eine Währungsabrechnung zu etablieren, das sogenannte Local Currency Settlement System oder LCS-System, um die Verwendung von Rupie und Dirham im bilateralen Handel zu ermöglichen. Zu den Vorteilen gehört, dass Transaktionen schneller abgewickelt werden. Zudem erwartet man durch den Wegfall von Zwischenwährungen in beiden Länder Einsparungen, was die wirtschaftliche Zusammenarbeit billiger und attraktiver macht.
Die beiden Länder vereinbarten außerdem eine Zusammenarbeit bei der Verknüpfung ihrer schnellen Zahlungssysteme (Fast Payment Systems, FPS) und die Verknüpfung ihrer Zahlungsverkehrsnachrichtensysteme vereinbart, das heißt von Indiens Structured Financial Messaging System (SFMS) mit dem entsprechenden Nachrichtensystem der VAE. Damit treibt Indien seine Abkehr vom westlich dominierten SWIFT-System weiter voran.
Die Nutzung der nationalen Währungen könnte infolge sinkender Kosten die wirtschaftliche Leistungskraft der beiden Staaten erhöhen und ihre bilateralen Beziehungen stärken. Darüber hinaus können mögliche Überschüsse in den Landeswährungen in verschiedene lokale Vermögenswerte investiert werden, darunter Unternehmensanleihen, Staatspapiere und Aktienmärkte.
Das LCS-System hat seine Wirksamkeit bereits unter Beweis gestellt. Eine der ersten Transaktionen zwischen den beiden Ländern, bei denen nationale Währungen verwendet wurden, betraf den Verkauf von 25 Kilogramm Gold von einem bekannten Goldexporteur aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Wert von rund 128 Millionen Rupien (1,5 Millionen Dollar).
Da Gold, Edelsteine und Schmuck zu den meistgehandelten Gütern zwischen Indien und den VAE gehören, ist die erfolgreiche Durchführung einer solchen Transaktion ein Beweis für die Tragfähigkeit des Mechanismus. Im vergangenen Jahr hatte der Handel zwischen Indien und den VAE einen Wert von 20 Milliarden Dollar, was etwa 42 Prozent des gesamten Nicht-Öl-Handels zwischen den beiden Ländern entsprach.
In jüngster Zeit hat Indien wichtige Schritte unternommen, um die Verwendung seiner Landeswährung, der indischen Rupie, bei internationalen Transaktionen zu fördern. In Zusammenarbeit mit Banken aus 22 verschiedenen Ländern hat Indien spezielle Rupien-Vostro-Konten bei inländischen Banken eingerichtet, die den Handel in nationalen Währungen erleichtern.
Indien ist der drittgrößte Öl-Importeur der Welt und hat bereits damit begonnen, auch Öl aus Russland ohne Nutzung des Dollar zu kaufen. Und Indien ist bei Weitem nicht das einzige Land, das sich vom Dollar abwendet. Im Januar erklärte sogar der saudische Finanzminister Mohammed Al-Jadaan, sein Land sei offen für Gespräche über den Handel in anderen Währungen als dem Dollar.