Das Bild über die Corona-Situation in Deutschland wird immer unübersichtlicher. Das Gesundheitsministerium des größten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen meldete am Montag einen starken Anstieg der Neuinfektionen. Beim Bundesgesundheitsministerium in Berlin wies der "Corona-Pandemieradar" indes einen deutlichen Rückgang der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz aus. Hintergrund dürfte sein, dass beim Radar die Grundlage registrierte positive PCR-Tests von Infizierten sind. Es unterziehen sich aber immer weniger Infizierte noch einem PCR-Test, seit der Anspruch darauf außerhalb einer Krankenbehandlung zum März 2023 gestrichen wurde.
Seit Wochen gibt es in etlichen Staaten und auch in Deutschland Hinweise auf eine zurückkehrende Corona-Welle. Das NRW-Gesundheitsministerium meldete laut "Rheinischer Post" 1030 neue Fälle in der Vorwoche, ein Anstieg um ein Drittel gegenüber der Vorvorwoche. Auch die Virenlast im Abwasser steige. Das Bundesgesundheitsministerium betonte am Montag, dass man sich aber immer noch auf einem niedrigen Sommer-Niveau befinde.
Während allerdings die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt, ist die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz auch bundesweit erneut um 48 Prozent gegenüber der Vorwoche auf den Wert 1,3 gestiegen. Es werden also deutlich mehr Menschen mit Corona-Symptomen in Krankenhäuser eingewiesen. Auch die Zahl der Corona-Todesfälle ist um 20 Prozent angestiegen. Dies sind Hinweise, dass sich das Virus wieder ausbreitet. Die Inzidenzen geben an, wie viele Menschen sich pro 100.000 Personen innerhalb einer Woche neu infiziert haben beziehungsweise in eine Klinik eingeliefert werden. Zum Vergleich: Der Wert bei den Neuinfektionen hatte am 23. März 2022 auf dem Höhepunkt der Pandemie 1961 betragen.
Vergangene Woche hatte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums betont, man teile die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Robert-Koch-Instituts, dass es kein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung gebe. Das Schutzniveau sei wegen der vielen Impfungen und auch früherer Corona-Infektionen noch hoch.
Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech hat mitgeteilt, dass er einen an die neuen Corona-Varianten angepassten Impfstoff im September zur Verfügung stellen will. Biontech und sein Partnerunternehmen Pfizer passen ihren Impfstoff an die Omikron-Variante XBB.1.5 an, das sich auch mit Untervarianten wie EG.5 verbreitet. In der Pandemie waren laut RKI-Angaben seit 2020 bundesweit rund 175.000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. (Reuters)