Weltwirtschaft

Deutsche Exporte sinken, Aussichten bleiben weiter schlecht

Lesezeit: 2 min
04.09.2023 09:04  Aktualisiert: 04.09.2023 09:04
Die deutschen Exporteure sind schwach in die zweite Jahreshälfte gestartet. Ökonomen erwarten keine Besserungen und verweisen auf eine "schwache Weltnachfrage".
Deutsche Exporte sinken, Aussichten bleiben weiter schlecht
Hamburger Hafen. Bei den deutschen Exporte zeichnet weiter sich keine Trendwende ab. (Foto: dpa)

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Die maue Weltkonjunktur hat die kleine Erfolgsserie der deutschen Exporteure zu Beginn der zweiten Jahreshälfte reißen lassen. Ihre Ausfuhren fielen im Juli um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zuvor waren sie drei Monate in Folge gestiegen, wenn auch zuletzt zweimal nur leicht um jeweils 0,2 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal sogar mit einem kräftigeren Rückgang von 1,5 Prozent gerechnet.

"Von der Weltkonjunktur geht aufgrund des hohen Zinsniveaus in wichtigen Absatzmärkten, den weiterhin hohen Inflationsraten und der schwächelnden chinesischen Wirtschaft keine Dynamik aus", kommentierte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, die Entwicklung. "Die Nachfrageschwäche liegt mittlerweile aber auch an einer erodierenden Wettbewerbsfähigkeit unseres deutschen Wirtschaftsstandortes und somit Produkten 'Made in Germany'." Teure Energie, hohe Steuerlast und viel Bürokratie werden von der Wirtschaft als Hemmnisse beklagt. Die Importe legten dagegen überraschend deutlich zu: Sie stiegen im Juli um 1,4 Prozent zum Vormonat auf 114,5 Milliarden Euro und damit fast dreimal so stark wie von Volkswirten erwartet.

Analysten zufolge steigt angesichts der schwächelnden Exporte die Gefahr, dass Europas größte Volkswirtschaft im zweiten Halbjahr erneut in eine Rezession abrutscht. "Der Außenhandel ist nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war, sondern ein Bremsklotz", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Reibungen in den Lieferketten und eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft belasteten. "Dazu kommt die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren zu produzieren, die es zuvor in Deutschland gekauft hat."

Geschäft mit China und USA ist gewachsen

Die Ausfuhren in die EU-Staaten legten diesmal um 0,5 Prozent zum Vormonat auf 71,9 Milliarden Euro zu, während das übrige Auslandsgeschäft um 2,5 Prozent nachgab. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 13,5 Milliarden Euro verkauft, ein Anstieg von 5,2 Prozent - und das, obwohl das hohe Zinsniveau die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" eher dämpft. Die Exporte nach China nahmen ebenfalls zu, und zwar um 1,2 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. In der Volksrepublik schwächelt die Konjunktur angesichts der schwelenden Immobilienkrise. Die Ausfuhren nach Großbritannien fielen dagegen, während die nach Russland ungeachtet der westlichen Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine um 2,2 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro zunahmen.

Eine Trendwende dürfte vorerst ausbleiben, da sich die Stimmung in der deutschen Exportindustrie zuletzt weiter leicht verschlechtert hat. Das Barometer für deren Erwartungen für das Auslandsgeschäft fiel im August auf minus 6,3 Punkte, von minus 6,0 Punkten im Juli, so das Münchner Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage. "Die deutschen Exporteure kämpfen weiterhin mit einer schwachen Weltnachfrage", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Zudem beklagten immer mehr Unternehmen, dass ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit leide.

Die exportstarken deutschen Maschinenbauer kämpfen derweil weiter mit den schwächelnden Bestellungen ihrer Kunden: Im Juli sei der Auftragseingang im Auslandsgeschäft um elf Prozent zum Vorjahresmonat zurückgegangen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. "Die Unternehmen verbuchen zwar immer noch Umsatzsteigerungen", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. "Doch mangels ausreichender neuer Aufträge nehmen die Auftragsbestände und damit noch vorhandene Puffer für Produktion und Umsatz sukzessive ab." (Reuters)


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