Politik

USA liefern Ukraine erstmals Uran-Munition

Lesezeit: 2 min
04.09.2023 10:53  Aktualisiert: 04.09.2023 10:53
Die USA liefern der Ukraine erstmals Munition mit abgereichertem Uran, die der WHO zufolge schwere Erkrankungen und Geburtsfehler verursachen kann. Vergiftet die Ukraine ihr eigenes Staatsgebiet?
USA liefern Ukraine erstmals Uran-Munition
Die USA liefern der Ukraine erstmals Uran-Munition. (Foto: dpa)
Foto: Julio Cortez

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Ukraine  
Russland  
Nato  
USA  

Die USA werden erstmals panzerbrechende Munition an die Ukraine schicken, die abgereichertes Uran enthält. Dies geht aus einem Dokument hervor, das Reuters vorliegt und von zwei US-Beamten bestätigt wurde. Die USA setzten diese umstrittene Munition in den Golfkriegen 1990 und 2003 sowie bei der Bombardierung des ehemaligen Jugoslawien im Jahr 1999 in großen Mengen ein.

Die Munition kann von amerikanischen Abrams-Panzern abgefeuert werden, die einem Insider zufolge in den kommenden Wochen an die Ukraine geliefert werden sollen. Sie ist Teil eines neuen Militärhilfepakets für die Ukraine im Umfang von 240 bis 375 Millionen Dollar, das in dieser Woche vorgestellt werden soll. Großbritannien hat in diesem Jahr bereits Munition mit abgereichertem Uran an die Ukraine geliefert.

Die Lieferung Munition mit abgereichertem Uran durch die USA folgt auf eine Entscheidung der US-Regierung vom Juli, Streumunition an die Ukraine zu liefern. Sogar mehrere Nato-Partner, darunter Deutschland, kritisieren damals die Entscheidung der USA, auch wenn die Ukraine schriftlich zugesichert hatte, die Waffen nur sehr vorsichtig einzusetzen, um das Risiko für die Zivilbevölkerung zu minimieren.

Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt der Urananreicherung. Es wird für Munition verwendet, da die Geschosse aufgrund ihrer extremen Dichte leicht Panzerungen durchdringen und sich in einer brennenden Wolke aus Staub und Metall selbst entzünden können. Abgereichertes Uran ist deutlich weniger radioaktiv, als natürlich vorkommendes Uran, allerdings können die Partikel noch lange Zeit nachwirken.

Die Munition ist umstritten. So warnt die International Coalition to Ban Uranium Weapons vor gefährlichen Gesundheitsrisiken durch die Einnahme oder das Einatmen von Uranstaub, darunter Krebs und schlimmste Geburtsfehler. Auch die WHO hat im Jahr 2013 einen Bericht des irakischen Gesundheitsministeriums verteidigt, der angeborene Missbildungen in Gebieten feststellte, wo die von den USA geführten Truppen die Munition eingesetzt hatten.

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO), die Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen, hingegen sagt, dass Untersuchungen im ehemaligen Jugoslawien, in Kuwait, im Irak und im Libanon ergeben hätten, dass die in der Umwelt verteilten Rückstände von abgereichertem Uran keine radiologische Gefahr für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen darstellen.

In jedem Fall wird das radioaktive Material die gewaltigen Aufräumarbeiten nach dem Krieg weiter erschweren. Das Kriegsgebiet ist bereits mit nicht explodierten Sprengkörpern aus Streubomben und anderer Munition sowie Hunderttausenden von Antipersonenminen übersät. Das Wall Street Journal berichtete bereits Mitte Juni, dass die USA die Lieferung von Munition mit abgereichertem Uran an die Ukraine erwägen.

Die Finanzierung des jüngsten Hilfspakets wird durch die "Presidential Drawdown Authority" genehmigt, die den US-Präsidenten ermächtigt, in Notfällen Artikel und Dienstleistungen aus US-Beständen ohne Zustimmung des Kongresses zu transferieren. Das Material wird aus überschüssigen Beständen der USA stammen. Die militärische Unterstützung für die Ukraine seit Kriegsbeginn im Februar 2022 beläuft sich auf mehr als 43 Milliarden Dollar.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform: Entscheidung über Lauterbachs hoch umstrittenes Projekt heute im Bundesrat
22.11.2024

Krankenhausreform: Kommt sie jetzt doch noch? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht mit seinem hochumstrittenen Projekt vor...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...